ÄGYPTEN JONGLIERER
Die Kulturgeschichte des vorchristlichen Ägyptens kennt zahlreiche bildliche Belege für sportliche Aktivitäten. Durch Pharaonen ausgeübte Disziplinen umfassten das Laufen, Bogenschießen, den Pferdesport und die Jagd. Privatleute übten sich im Lauf, Sprung, verschiedenen Kampf- und Wassersportarten. Sportliches Vergnügen war auch das Fischerstechen. Ob die Jonglierer am Bild (ca. 1994-1781 v. Chr.) eher sportlichen, oder doch religiösen Charakter hatten, ist nicht geklärt. Gefunden wurde es in einer antiken Grabstätte in Ägypten.
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Le Musée absolu, Phaidon
Weltbekannt ist das erst 1967 auf der griechischen Insel Santorin entdeckte Fresko der jungen Boxer (datiert ca. 1700 v. Chr.). Die Akrotiri Boxer stammen aus der Zeit der minoischen Kultur, in der Sport hohen Stellenwert besaß und in der zahlreiche Sportarten als Wettkämpfe ausgeübt wurden wie Ringen, der Stiersprung, Akrobatik und das Boxen. Athleten begannen mit dem Training bereits in sehr jungem Alter. Die gebogenen Rücken wurden teils als Deformation des Rückgrats (Spondylolisthesis) interpretiert, was aber nicht gesichert ist.
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Villa del Casale, Holger Uwe Schmitt
Die Villa del Casale auf Sizilien –UNESCO-Welterbe – ist für ihre Mosaike bekannt, darunter jenes der jungen Frauen bei sportlichen Betätigungen, u.a. dem Ballspiel. Nicht restlos geklärt ist die Bedeutung: Sind hier Fitnessübungen, Sporttraining oder doch andere Aktivitäten abgebildet? Die Villa gehörte vermutlich dem Gouverneur Siziliens, Lucius Aradius Valerius Proculus Populonius, der 320 n.Chr. die Römischen Spiele organisierte. Neben der Unterhaltung diente Sport vielfach militärischer Vorbereitung, wobei viele Sportarten aus den eroberten Gebieten assimiliert wurden.
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aus dem Buch„Le Jeu royal de la paume“ von Charles Hulpeau
Jeu de Paume (französisch für „Spiel mit der Handinnenfläche“) als Vorläufer des Tennis wurde bereits im Mittelalter in Kreuzgängen gespielt. Ausgeübt zunächst nur mit den Handflächen, wurden ab Ende des 15. Jahrhunderts Schläger verwendet. Die Abbildung aus dem 17. Jahrhundert, Blütezeit von Jeu de Paume, zeigt ein Spiel in einem Pariser Ballhaus. Dort weist heute noch die 1861 erbaute Jeu de Paume-Halle auf den Sport hin, der bis 1908 olympische Disziplin war und gerne an königlichen Höfen und auch an Universitäten ausgetragen wurde.
Das Pell Mell oder auch Pall Mall genannte Spiel kam von Frankreich über Schottland nach England und erfreute sich im 16. und 17. Jahrhundert in diesen Ländern und auch Italien großer Beliebtheit. Hervorgegangen aus dem französischen Jeu de Mail, eine Form des Bodenbillards, war Pell Mell vorwiegend ein Spiel von Monarchen und der gesellschaftlichen Oberschicht. Anfang des 20. Jahrhunderts verschwand das Spiel, als Vorläufer des heute noch beliebten Croquet blieb es jedoch erhalten als Vergnügen, bei dem mit Holzschlägern ein Ball entlang einer langen Bahn durch Metallreifen ins Ziel geschlagen werden muss.
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Wienbibliothek im Rathaus
Schwimmen als heute beliebte, weit verbreitete und sehr gesunde Freizeitsportart ist ein relativ junges Phänomen. Erst im 19. Jahrhundert wurde Schwimmen zunächst beim Militär systematisch gelehrt, davor konnte kaum jemand schwimmen, selbst Küstenbewohner_innen nicht. Das Schwimmlehrbuch "Der philantropische [!] Schwimmmeister“ von 1841 des Beamten, Schwimmpioniers und Inhabers einer Schwimmschule Carl Csillagh, ist Beleg für den zivilen Zugang zum Thema. Csillagh wollte damit Interessierten Kunstgriffe des Schwimmens vermitteln.
Quelle: Der philantropische [!] Schwimmmeister oder: gründlicher theoretisch-praktischer Unterricht in der edlen Schwimmkunst. Wienbibliothek, Druckschriftensammlung, A-323256
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Museiverkets Bildsamlingar, The Picture Collections
Turnen in der Gruppe entwickelte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als gesellschaftliches Phänomen bürgerlicher Emanzipation. Bekannt geworden ist u.a. der deutscher Turnerbund, gegründet 1848 unter Anwesenheit des Anwesenheit Friedrich Ludwig Jahns zu Beginn der Deutschen Revolution von 1848/49. Turnen als Sammelbezeichnung für sämtliche Arten körperlicher Ertüchtigung und ursprünglich in Konkurrenz zum Sport wurde bis in die 1940er Jahre zum Massenphänomen, vielfach missbraucht durch totalitäre Ideologien. Frauen boten Turnvereine Raum, sportliche Bewegung überhaupt ausüben zu können.
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The Library of Congress
Mit der Verbreitung des Sports als Massenphänomen Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden auch skurrile Ausformungen. Eine davon: Auto-Polo. Wie das Bild – ein Auto Polo Match in den 1910er Jahren im Hilltop-Park in New York – erkennen lässt, eine höchst lebensgefährliche Motorsportart. Erfunden wurde Auto-Polo 1912 in den USA von einem Autohändler, doch bereits in den 1920er Jahren verschwand diese Art halsbrecherischer Bewegung wieder, mit kurzem Aufflackern nach dem 2.Weltkrieg. Einer der Gründe: Die hohen Kosten der stark beschädigten Fahrzeuge.
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Stefan Stegerwald / AP / picturedesk.com
Immer noch sind zahlreiche Berufe mit intensivem Körpereinsatz verbunden, was häufig zur verfrühten Abnützung des Bewegungsapparats führen kann. Exoskelette stellen hier eine entscheidende Erleichterung dar und sind orthopädisch und arbeitsmedizinisch von großer Bedeutung. Diese Hilfen unterstützen menschliche Muskelkraft beim Heben, Tragen oder anderen anstrengende Bewegungen durch eine am Körper getragene Stützstruktur. Der Mann im Bild kann mithilfe des Exoskeletts mühelos ein 30 Kilogramm-Paket heben.
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German Bionic Systems / AP / picturedesk.com
Beeinträchtigungen des Bewegungsapparats oder Amputationen von Gliedmaßen sind dank der Entwicklung von Prothesen und Orthesen kein Hindernis mehr für sportliche Bewegung. Eine durch die Leichtathletik bekannt gewordene Anwendung ist die Unterschenkel-Prothese bei Läufer_innen, wie das Bild zeigt. Während Orthesen Gliedmaßen stützen bzw. das neuromuskuläre und skelettale Systems beeinflussen, ersetzen Prothesen Gliedmaßen.