Die Erforschung von möglichen Rivalitäten, potenzieller Gewalt und Solidarität zwischen verschiedenen Migrant_innengruppen steht im Mittelpunkt von Heidrun Bohnets Arbeit. Dafür erhält die Migrationsforscherin den mit 1,5 Mio. Euro dotierten Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) für einen Zeitraum von fünf Jahren. Assistenz-Professorin Dr. Heidrun Bohnet ist seit Oktober 2020 am Department für Migration und Globalisierung der Universität für Weiterbildung Krems tätig. Davor war sie Forschungs- und Lehrbeauftragte am Department für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen der Universität Genf sowie Senior Researcher am Internationalen Zentrum für Konfliktforschung Bonn (BICC).
Bohnet untersucht in ihrem ERC-Projekt „Mixed (ar)rivals: Perceptions of threat, inequality, and the risk of violence between different (forced) migrant groups in North Africa“ (Akronym MixedRivals) die Wahrnehmungen und Beziehungen zwischen den verschiedenen Flüchtlings- und Migrant_innengruppen, die sich beispielweise hinsichtlich ihrer Nationalität, Ethnizität oder dem ihnen zugeschriebenen Status unterscheiden. Sie geht der Frage nach, wann die Migrant_innengruppen sich rivalisierend oder solidarisch wahrnehmen und welche Faktoren dies beeinflussen.
MixedRivals verfolgt einen innovativen, interdisziplinären Ansatz, der Theorien zu Gruppenbeziehungen aus den Bereichen Sozialpsychologie, Rivalitäts-, Konflikt-, Migrations- und Politikforschung zusammenführt. Das Konzept der "mixed rivals and rivalries“ wird von Bohnet neu eingeführt, um die komplexen und mehrdimensionalen Auseinandersetzungen zu beschreiben und zu unterstreichen, die zwischen verschiedenen Flüchtlings- und Migrantengruppen entstehen können.
Mit dem ERC Starting Grant plant Bohnet in drei nordafrikanischen Ländern, Tunesien, Marokko und Ägypten, groß angelegte qualitative und quantitative Querschnittsdaten über die Bedrohung, Ungleichheit sowie das Risiko von Gewalt zwischen verschiedenen Migranten- und Flüchtlingsgruppen zu erheben.
Bohnet hat in führenden Fachzeitschriften zu internationalen Beziehungen wie dem „Journal of Conflict Research, Conflict Management and Peace Science“ und „Civil Wars“ veröffentlicht. Ihre Forschung untersucht vor allem den Nexus zwischen erzwungener Migration (konflikt- und umweltbedingt) und gewaltsamen Konflikten. Sie beschäftigt sich zudem mit „de facto“ Flüchtlings- und Migrationspolitiken und „Mixed Migration“ sowie mit räumlichen, kategorialen und zeitlichen Verflechtungen zwischen Migrationsströmen und -politik.
ERC Starting Grants fördern Nachwuchs
Der 2007 von der Europäischen Union eingerichtete Europäische Forschungsrat (ERC) ist die wichtigste europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Seine Mittel, Teil des EU-Programms Horizont Europa, werden in wissenschaftliche Projekte investiert, die alle Forschungsdisziplinen umfassen. Starting Grants fördern Nachwuchswissenschaftler_innen mit bereits exzellenter Forschungsarbeit. Der ERC hat am 5. September 2023 die Ergebnisse der Starting-Grant-Ausschreibung 2023 veröffentlicht. Mit einem Budget von 628 Mio. Euro werden in dieser Runde 400 Projekte gefördert, 19 davon in Österreich.
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