Unter dem Titel „Ybbstal – Tourismuskonzeption mit Innovation und Tradition“ veranstaltet das Research Lab der Universität für Weiterbildung Krems in Kooperation mit Europa Nostra Austria und lokalen Verantwortlichen aus der Politik, der Wirtschaft, der Planung und der Museumsbahn eine Kolloquienreihe.
Im letzten Jahr entfachte eine öffentliche, teils ausgesprochen hitzige Debatte um die weitere Nutzung der Trasse der Bergstrecke der Ybbstalbahn zwischen Lunz am See und Gaming-Kienberg. Im Fokus stand die Frage, ob am Fortbestand der Museumsbahn festgehalten werden oder die Trasse eine Umwandlung zum Radweg erfahren soll. Die historische Verkehrsinfrastruktur stellt zweifellos ein wichtiges technikgeschichtliches Zeugnis aus dem späten 19. Jahrhundert dar und ist von besonderer Relevanz für die touristische Entwicklung in der Region. Auch besteht eine Lücke im Radwegenetz der Region.
Auf Wunsch lokaler Akteure aus Wirtschaft und Museumsbahnwesen wurde eine Kolloquienreihe ins Leben gerufen, um einen allseitigen Informationsaustausch und eine konstruktive Diskussion zwischen den Verantwortlichen aus der Politik, aus der Wirtschaft, von Tourismusorganitionen, von der Bahn bzw. Museumsbahn, dem Planungswesen und der Wissenschaft zu gewährleisten. Auf dieser Grundlage soll die Voraussetzung für eine nachhaltige und von allen Seiten getragene Tourismusentwicklung geschaffen werden.
Allseitiger Informationsaustausch
Das Startkolloquium wurde am 21. März 2024 im Refugium in Lunz am See abgehalten. Teilgenommen haben Vertretungen vom Land Niederösterreich, von den Gemeinden Lunz und Gaming, von den Niederösterreich Bahnen bzw. von den Museumsbahnen und von Planungsbüros wie auch Wirtschaftstreibende aus der Region und die Veranstalter selber. Zu den zentralen Diskussionsthemen zählten ein Tourismusprojekt in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Kienberg, der abschnittsweise kritische Zustand der Museumsbahn und mögliche Betriebsszenarien wie auch der Bedarf nach dem Lückenschluss im regionalen Radwegnetz. Thematisiert wurde zudem die schwierige topographische Lage der Bahntrasse und die Notwendigkeit der kurzfristigen Sicherung des Museumbahnbetriebs und der langfristigen Infrastruktursicherung. Seitens des Research Lab Nachhaltiges Baukulturelles Erbe wurden durch Christian Hanus und seitens Europa Nostra Austria durch Wolfgang Rohrbach und Bruno Maldoner methodische Ansätze zur Weiterentwicklung der Region auf Basis der Museumsbahn und des Radwegsystems vorgestellt.
Zukunftsszenarien
Die im Startkolloquium beschlossene Folgeveranstaltung fand am 4. Juni 2024 in der Kartause Mauerbach statt. Der Kreis der relevanten Organisationen erweiterte sich und insgesamt über 30 Personen nahmen daran teil, darunter wiederum die Bürgermeister von Lunz und Gaming.
Mit Spannung wurde der Bericht über die Entwicklungen seit der letzten Sitzung erwartet. Der Museumsbahnpräsident Albert Malli konnte bestätigen, dass es dem Verein NÖLB gelungen ist, die Strecke so weit herzurichten, dass ein regelmäßiger Nostalgieverkehr zwischen Kienberg und Pfaffenschlag aufgenommen werden kann. Ein Schienenersatzverkehr mit historischen Bussen auf dem Teilstück Pfaffenschlag - Lunz wird geprüft. Die Idee von Christian Hanus, die Bahn als „rollenden Radweg“ zu betreiben und damit den Lückenschluss im Radwegesystem zu überbrücken wurde aufgenommen und umgesetzt. Seitens der Gemeinden und Tourismusverbände wie auch Wirtschaftstreibenden wird im Sommer ein täglicher Bahnverkehr gewünscht. Diesem Wunsch will die Museumsbahn nachkommen, kann dies aber mit ausschließlich ehrenamtlicher Arbeit nicht bewerkstelligen.
Die weitere Diskussion drehte sich um alternative Trassierungen des Radwegs zwischen Lunz und Kienberg. Die Notwendigkeit gesamtheitlicher Konzepte ist erkannt und eine entsprechende Arbeitsgruppe eingerichtet worden.
Ein Folgekolloquium ist für den kommenden September angesetzt worden.
Mehr Informationen:
www.donau-uni.ac.at/nbe/ybbstal
www.lokalbahnen.at/
Rückfragehinweis:
Univ.-Prof. Dr. sc. techn. Dipl. Arch. ETH Christian Hanus, FEng.
Leiter – Research Lab Nachhaltiges Baukulturelles Erbe
Universität für Weiterbildung Krems
Tel.: +43 2732 893-2654
E-Mail: christian.hanus@donau-uni.ac.at