Politische Kommunikation und die sozialen Medien standen neben Smart Cities im Fokus der dritten CeDEM Asia-Konferenz für e-Demokratie und Open Government, die heuer in Daegu, Südkorea stattfand. Der Befund ist alarmierend: Filterblasen sind nicht nur in persönlichen Netzwerken vorherrschend, sondern in Bezug auf Hass-Seiten und Rassismus ein zunehmendes Problem. Im Rahmen der Konferenz traf das Team um Peter Parycek von der Donau-Universität Krems auch hochrangige E-Government-Beauftragte aus Südkorea, um Open Data und E-Government-Strategien zu diskutieren.
ForscherInnen und VertreterInnen von Regierungen und NGOs aus 22 Ländern nahmen an der CeDEM Asia-Konferenz für e-Demokratie und Open Government im südkoreanischen Daegu teil. Der Hauptfokus der Konferenz lag auf den sozialen Medien und dem politischen Einfluss von Twitter, Facebook und Co – einem höchst aktuellen Thema, wie der Vorsitzende der Konferenz, Univ.-Prof. Dr. Peter Parycek von der Donau-Universität Krems, betonte: "Gerade das Thema der politischen Kommunikation in sozialen Netzwerken ist in Zeiten von Fake News und Hate Speech mit Sicherheit höchst relevant", so der Leiter des Departments für E-Governance in Wirtschaft und Verwaltung.
Filterblasen auf Facebook
Untermauert wurde diese Einschätzung auf der CeDEM Asia gleich mehrfach. So präsentierte Marko Skoric von der City University of Hong Kong eine vergleichende Studie zu sozialen Medien und politischen Einstellungen in China, Hongkong, Japan, Singapur, Südkorea und Taiwan. Demnach haben die sozialen Medien die persönlichen Netzwerke von NutzerInnen nicht – wie ursprünglich erwartet – erweitert und diversifiziert, sondern tragen gerade in Bezug auf Politik eher dazu bei, dass die Beziehungen zu Menschen anderer politischer Einstellung abgebrochen werden: Sie werden einfach "unfriended". So entstehen Filterblasen, in denen die jeweilige Einstellung verstärkt wird; wahrgenommen wird dabei nur, was ins eigene Weltbild passt – häufig auch Fake News. Anhand von rassistischen Webseiten in Japan zeigten Tetsuro Kobayashi von der City University of Hong Kong und Muneo Kaigo (Tskuba University) auf, dass solche Filterblasen Extremismus und Rassismus, beispielsweise gegen die koreanische Minderheit in Japan, klar verstärken.
Sauerstoff für Wut-Bewegungen
Auch die Experten aus Indien, Neuseeland, Sri Lanka und Kambodscha, die an einer Diskussion zum Thema "How to fill people with enthusiasm for political topics via social media" teilnahmen, strichen hervor, dass derzeit die Filterblasen der sozialen Medien, in denen Fake News kursieren, quasi den "Sauerstoff" für politische Bewegungen liefern, die auf Wut und Frustration der Gesellschaft aufbauen. Dieses Problem werde sich in Zukunft noch verstärken. Ein Hoffnungsschimmer der Forschenden: Durch die steigende Medienkompetenz könnten die UserInnen Fakten in Zukunft möglicherweise stärker überprüfen.
Authentisch auf Twitter
Wie stark die persönliche Einstellung, aber auch das Geschlecht bestimmt, welche Nachrichten wie aufgefasst werden, zeigte auch Eun-Ju Lee, Professorin an der Seoul National University, in ihrer Keynote zur Authentizität von PolitikerInnen auf Twitter auf. Laut einer Studie aus Südkorea wurden politische Tweets besser erinnert, wenn sie persönliche Informationen enthielten. Allerdings funktionierte das nur für Fans der jeweiligen Parteien, nicht aber für KritikerInnen. Zudem zeigte eine weitere Studie von Lee, dass private Details nur bei männlichen Politikern positiv wirkten – bei Frauen wurde dies eher mit fehlenden Führungsqualitäten in Verbindung gebracht.
Digitalisierung beeinflusst alle Bereiche
Die CeDEM Asia 2016 wurde von der Donau-Universität Krems gemeinsam mit der City University of Hong Kong und dem Cyber Emotions Research Center der YeungNam University organisiert. Die CeDEM-Konferenzen tragen seit dem Jahr 2007 dazu bei, die Veränderungen durch die rasch fortschreitende Digitalisierung zu thematisieren, strich Mag. Friedrich Faulhammer, der Rektor der Donau-Universität Krems, in seiner Eröffnungsrede hervor und betonte die weitreichende Bedeutung dieser Veränderungen: "Durch die Digitalisierung sind alle Aspekte des Privatlebens der Menschen beeinflusst, ebenso wie Politik, Wirtschaft oder die öffentliche Verwaltung und Governance."
Dass diese Veränderungen wirklich alle Gesellschaftsbereiche und alle gesellschaftlichen Gruppen umfassen, wurde in der Keynote von Rich Ling, Professor an der Nanyang Technological University, deutlich: Die MüllsammlerInnen von Myanmar können durch Mobiltelefonie rascher auf Preisänderungen reagieren, was bei den geringen Gewinnspannen einen entscheidenden Vorteil darstellt. Umgekehrt gilt aber auch: MüllsammlerInnen, die sich kein Mobiltelefon leisten können, sind im Wettbewerb deutlich benachteiligt. Wie auch in anderen Bereichen zeige sich also, dass Kommunikationstechnologien manchen Gruppen helfe, während andere marginalisiert werden, so Ling.
Treffen mit E-Governance-VertreterInnen Südkoreas
Am Rande der Konferenz traf das E-Governance-Team um Peter Parycek auch mit Vertretern der Stadt Daegu sowie der südkoreanischen nationalen Sicherheitsagentur zusammen, um deren E-Government-Strategie zu erörtern. Im Vorfeld hatte das Team der Donau-Universität Krems auch an einem ExpertInnen-Workshop der United Nations University in Macau, China teilgenommen.
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