Als einzige öffentliche Universität für Weiterbildung im deutschsprachigen Raum war und ist die Universität für Weiterbildung Krems Impulsgeberin für lebensbegleitendes Lernen. Mit der Eröffnung des Studienbetriebs im Jahr 1995 wurde ein Kompetenzzentrum für wissenschaftliche Weiterbildung geschaffen, das den zentralen Herausforderungen unserer Zeit Rechnung trägt und dessen Studienangebot beständig weiterentwickelt wird. Als öffentliche Universität leistet die Universität für Weiterbildung Krems (Donau-Universität Krems) seit ihrer Gründung einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung gesellschaftlichen Herausforderungen.
Vom Modellprojekt zur führenden Universität für Weiterbildung in Europa
In den frühen Achtzigerjahren entstand die Idee, in Niederösterreich eine Universität neuen Typs zu schaffen. 1987 begann die Wissenschaftliche Landesakademie erste postgraduale Programme zu entwickeln, 1994 beschloss der Nationalrat die Errichtung eines Universitätszentrums für Weiterbildung. Damit war die Grundlage für die Eröffnung der Donau-Universität Krems 1995 geschaffen.
Die Wurzeln der Donau-Universität Krems reichen zurück in die frühen Achtzigerjahre. Mit dem Bekenntnis des damaligen Landeshauptmanns Siegfried Ludwig zu einer eigenen Landeshauptstadt begann auch die Planung einer Universität für Niederösterreich. Diese sollte nicht den großen traditionsreichen Universitäten in Wien Konkurrenz machen, sondern eine Innovation darstellen. Von einer Umwelt- über eine Dritte-Welt- bis hin zur Friedensuniversität reichten die Ideen, die der Arbeitskreis "Universitäre Einrichtungen in NÖ" diskutierte. Dass das Land Niederösterreich und der Bund aus unterschiedlichen Überlegungen den Fokus schließlich auf universitäre Weiterbildung legten, ist Beleg zukunftsweisenden Denkens.
1987 begann eine Wissenschaftliche Landesakademie in Krems ihre Arbeit, um postgraduale Programme zu entwickeln, Ende 1990 wurde nach einem Arbeitsübereinkommen mit der Bundesregierung die "Donau-Universität für postgraduale Aus- und Weiterbildung" projektiert. Im Frühjahr 1994 beschloss der Nationalrat die Errichtung des "Universitätszentrums für Weiterbildung mit der Bezeichnung Donau-Universität Krems". Am 13. September 1995 konnte die Donau-Universität Krems schließlich auf dem Gelände der ehemaligen Tabakfabrik Krems-Stein eröffnet werden.
Gründungsthesen
- Die Donau-Universität Krems ist eine postgraduale Universität.
- Die Weiterbildung an der Donau-Universität Krems basiert auf den drei Säulen Lehre, Forschung und Dienstleistung.
- Die Donau-Universität Krems erfüllt einen öffentlichen Auftrag und orientiert sich gleichzeitig an privatwirtschaftlichen Kriterien.
- Strategische Ausrichtung auf die Zukunft sowie Vermittlung von verantwortungsbewusstem Denken und Handeln prägen die Donau-Universität Krems.
- Die Donau-Universität Krems ist weltoffen und gleichzeitig fest mit dem Standort verbunden.
- Die Donau-Universität Krems setzt auf Qualität. Sie ist klein und orientiert sich an den Bedürfnissen ihrer KundInnen.
- Die Donau-Universität Krems ist eine Campus-Universität und auch regionales Kultur- und Begegnungszentrum.
Start des Studienbetriebs im Wintersemester 1995/96
Der Studienbetrieb startete schon wenige Wochen nach der Eröffnung mit 93 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in drei Studiengängen für Europäische Integration und Journalismus. Rasch nach Aufnahme des Studienbetriebs realisierte die Donau-Universität Krems weitere Innovationen in der österreichischen Hochschullandschaft, unter anderem im September 1997, als sie das Recht erhielt, den damals neu geschaffenen akademischen Grad eines Master of Advanced Studies zu verleihen. Einen Monat später wurden die ersten österreichischen Mastertitel im Beisein des damaligen Wissenschaftsministers Caspar Einem vergeben. 1998 folgte die Graduierung zum in Österreichs erstmals verliehenen Titel Master of Business Administration (MBA).
Trotz ihres öffentlichen Auftrags orientierte sich die Donau-Universität Krems an modernen Governance- und Führungsstrukturen: Sie führte die finanzielle Gebarung nach den Grundsätzen des ordentlichen Kaufmanns, stellte ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach dem Angestelltengesetz an, führte Zielvereinbarungen ein und legte im ersten Geschäftsbericht einer österreichischen Universität Rechenschaft über ihre Aktivitäten ab. So nahm die Donau-Universität Krems auch im Bereich des Hochschulmanagements eine Pionierrolle ein und war Vorreiterin bei der mittlerweile umgesetzten Vollrechtsfähigkeit von Universitäten. Viele der Prinzipien des "Bundesgesetzes über die Universität für Weiterbildung Krems" sind schließlich in das Universitätsgesetz 2002 eingeflossen.
2004 erhielt das bisherige "Universitätszentrum für Weiterbildung" mit der Erhebung zur "Universität für Weiterbildung Krems" die verdiente Anerkennung als 22. öffentliche Universität Österreichs – und damit die Möglichkeit, Professorinnen und Professoren zu berufen und so gezielt die wissenschaftliche Reputation zu stärken.
Die weiteren Jahre der Entwicklung waren durch das Bestreben geprägt, die hohe Qualität von Forschung und Lehre weiter zu entwickeln: 2014 erhielt die Donau-Universität Krems das Promotionsrecht. Ihre beiden ersten PhD-Studien wurden im Frühjahr 2015 von der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria, kurz AQ-Austria, akkreditiert. Darüber hinaus zertifizierte die AQ-Austria das Qualitätsmanagement-System der Donau-Universität Krems.
2019 wurde die Aufnahme der Universität für Weiterbildung Krems in den §6 des Universitätsgesetzes 2002 beschlossen, in welchem alle öffentlichen österreichischen Universitäten genannt sind. Mit dieser politischen Entscheidung wurde ein wichtiges Signal gesetzt hinsichtlich der Bedeutung von Weiterbildung als eines der zentralen Zukunftsthemen und gleichzeitig der Werdegang bestätigt. Ebenfalls 2019 erfolgte die Aufnahme in die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko).
Mit der im Jahr 2021 beschlossenen Novelle des Universitätsgesetzes 2002 werden Weiterbildungsstudien in Österreich neu organisiert. Dieses unter starker Mitwirkung der Universität für Weiterbildung Krems entstandene Reformpaket der hochschulischen Weiterbildung bildet den Rahmen für die Vereinheitlichung von Weiterbildungsstudien in Österreich und deren Eingliederung in die Bologna-Struktur (Bachelor – Master – PhD). Neben den Masterstudien wird es zukünftig somit auch berufsbegleitende Weiterbildungsbachelorstudien geben. Die Gleichwertigkeit der akademischen Grade ermöglicht eine Durchlässigkeit zwischen Regel- und Weiterbildungsstudien. Die Universität für Weiterbildung Krems setzt zukünftig auf diese neuen Möglichkeiten und führt voraussichtlich ab dem Wintersemester 2023/2024 die neuen Weiterbildungsstudien durch.
Jüngste Entwicklungen, die Meilensteine sind und Weichenstellungen darstellen, um auch in Zukunft die Stärkung der wissenschaftlichen Weiterbildung voranzubringen und einen wichtigen Beitrag im österreichischen Wissens- und Innovationssystem zu setzen.
Lebensbegleitendes Lernen als Trend
Als sich im Wintersemester 1995/96 die ersten 93 Studierenden an der Donau-Universität Krems einschrieben, war dies der Auftakt zu einem neuen Kapitel universitärer Weiterbildung. Die innovative Universität setzte nicht nur in Österreich und im deutschsprachigen Raum Maßstäbe, sondern fand auch europaweit Beachtung. Dass das Modellprojekt zum Erfolgsprojekt wurde, ist zum einen dem hohen Engagement und zukunftsgerichteten Handeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zum anderen dem Engagement und der Unterstützung des Landes Niederösterreich und des Bundes zu verdanken.
25 Jahre nach der Gründung der Universität für Weiterbildung Krems hat universitäre Weiterbildung einen hohen Stellenwert erreicht. Die gesellschaftliche Wirksamkeit wissenschaftlicher Weiterbildung zeigt sich vor allem in der Höherqualifikation von Individuen und Gesellschaft. Die Folge ist gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft. Wissenschaftliche Weiterbildung trägt wesentlich dazu bei, die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.
Von der Tabakfabrik zur Denkfabrik
Wo heute gelernt, gelehrt und geforscht wird, drehten früher fleißige Hände Virginier-Zigarren: Das historische Hauptgebäude der Universität für Weiterbildung Krems wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Tabakfabrik errichtet und 1995 zur Bildungsinstitution umfunktioniert. 2005 wurde die ehemalige Tabakfabrik um einen Neubau aus Glas, Stahl und Aluminium ergänzt, da die Zahl der Studierenden an der Universität stark gestiegen war. Heute sind rund 8.000 Studierende aus aller Welt an der Universität für Weiterbildung Krems inskribiert.
Die Zigarrenfabrik Stein, Bezirk Krems, wurde 1850 aufgrund der guten Verkehrslage an der Donau und der Nähe zu Wien gegründet. Im Gebäude der alten Tabakfabrik, die durch die Justizanstalt Stein von der "neuen" Tabakfabrik getrennt wird, ist heute die Kunsthalle Krems untergebracht. Dieses Haus war ursprünglich ein Gasthof, der 1850 per Dekret vom Finanzministerium erworben wurde. Nur drei Monate später begann hier die Zigarrenproduktion.
1865 stellten knapp 600 Arbeiterinnen mehr als 41 Millionen Zigarren her. Die Virginier, eine rund 20 Zentimeter lange, dünne, leicht gebogene Zigarre aus kräftigen Virginia- und Kentucky-Tabaken mit einem Strohhalm im Inneren, wurde zur Spezialität des Tabakregie-Sortiments und zu einer der beliebtesten Zigarren der Wiener Bevölkerung. Daher beschloss man 1918 – trotz finanzieller Schwierigkeiten – den Bau einer neuen Virginier-Fabrik in unmittelbarer Nähe.
Jahresproduktion von 75 Millionen Zigarren
Der dreistöckige Stahlbetonskelettbau in der Formensprache eines "dritten Barock", der heute die Universität für Weiterbildung Krems beherbergt, wurde zwischen 1919 und 1922 nach Plänen des Architekten Paul Hoppe errichtet. Eröffnet hat die neue Fabrik am 16. Juni 1922 der damalige Generaldirektor der Tabakwerke, Dr. Karl Dorrek, nach dem später die an das Gebäude grenzende Straße benannt wurde. Als das "soziale Musterunternehmen" Österreichs schufen die Austria Tabakwerke, vormals "Österreichische Tabakregie", zahlreiche Wohlfahrtseinrichtungen wie Invaliden- und Krankenversicherungen, Behandlungszimmer für den Betriebsarzt, eine Betriebsküche und ein Arbeiterbad, Kinderheime und für damalige Verhältnisse großzügige Arbeiterwohnungen.
Im neuen Fabriksgebäude stellten einige Jahrzehnte lang rund 800 Arbeiterinnen Virginier-Zigarren in Handarbeit her. 1931 erreichte die Fabrik mit einer Erzeugung von 75 Millionen Stück den Produktionshöchststand. Durch den Rückgang des Zigarrenkonsums musste die Produktion ab den Achtzigerjahren eingeschränkt und 1991 gänzlich eingestellt werden. Damit war die Virginier-Fabrik Stein – neben einer Schuhfabrik im Kremstal – weit über 100 Jahre lang der wichtigste und größte Arbeitsplatz für die weibliche Bevölkerung von Stein und Umgebung.
Sensible Umgestaltung nach Plänen von Manfred Wehdorn
Heute spielt das Gebäude – nach seiner Wandlung von der Tabakfabrik zur Weiterbildungsuniversität – wieder eine wichtige Rolle in der Region: als Arbeitsstätte für rund 700 Mitarbeitende der Universität für Weiterbildung Krems sowie als wissenschaftlicher Impulsgeber und als kulturelles Begegnungszentrum. 1987, als die Gründung der Wissenschaftlichen Landesakademie für Niederösterreich beschlossen worden war, beauftragte man den Architekten Manfred Wehdorn mit der Umgestaltung des historischen Gebäudes in der Tradition des "Heimatstils". Die Umbauplanung wurde mit größtmöglicher Schonung der historischen Bausubstanz und nach wirtschaftlichen Kriterien durchgeführt. Die historische Raumhöhe wurde absichtlich nicht vermindert, um den Charme des Industriegebäudes zu erhalten. 1995 zog die Donau-Universität Krems in die neu adaptierten Räume ein. Der Mitteltrakt des Gebäudes wurde von 2002 bis 2003 saniert und ausgebaut.
Gleichzeitig fiel 2003 der Startschuss für den Neubau des Campus Krems, der am 7. Oktober 2005 eröffnet wurde. Dem bestehenden Gebäude wurde eine moderne Konstruktion aus Stahl, Glas und Aluminium gegenübergestellt, die sich harmonisch in das historische Areal einfügt und neben der Donau-Universität Krems auch Teilen der IMC Fachhochschule Krems Platz bietet. Im Zuge des Neubaus bekam die Donau-Universität Krems ein modernes Biotech-Laborzentrum. Neue Forschungseinrichtungen wie das Lichtlabor 2006 sowie 2018 die Core Facility für die Forschung, die sich die Donau-Universität Krems mit den weiteren am Campus angesiedelten Hochschulen teilt, ergänzen die Infrastruktur.
Im Rahmen einer neuen, 2019 beschlossenen Art. 15a B-VG-Vereinbarung zwischen Bund und Land Niederösterreich über steigende finanzielle und infrastrukturelle Ressourcen stellt das Land in Summe 10.000 m2 zusätzliche Flächen zur Verfügung.