Krems (kpr). Renommierte ExpertInnen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Kultur kamen am 11. November 2015 bei der vierten Konferenz zu EU-Strategie für den Donauraum (EUSDR) in Krems zusammen, um gemeinsam über Lösungen zu aktuellen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen zu reflektieren. Fazit der vom Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) sowie von der Donau-Universität Krems, unter Patronanz der ARGE Donauländer und mit Unterstützung des Landes Niederösterreich organisierten Tagung: Die gegenwärtige Situation als Chance für neue Perspektiven, Projekte und Ziele zu nutzen.
Bei dieser gemeinsam organisierten vierten Konferenz "Die EUSDR: Potenzial gegen Krisen im Donauraum?" verwies Mag. Friedrich Faulhammer, Rektor der Donau-Universität Krems, auf die nach wie vor bestehenden wirtschaftlichen Disparitäten im Donauraum und auf aktuelle Herausforderungen, allen voran die Flüchtlings- und Migrationsbewegungen. Angesichts der dazu teils hitzig geführten Debatten brauche es kühle Köpfe. "Die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung ist dadurch höher als je zuvor", so Faulhammer. Denn beides ist für die Integration des Donauraums unerlässlich und zugleich aktiver Beitrag der Donau-Universität Krems, die derzeit den stellvertretenden Vorsitz in der Donaurektorenkonferenz/ Danube Rectors‘ Conference (DRC) führt. Deren 25. Jahreskonferenz wird 2016 zusammen mit der fünften EUSDR-Konferenz für den Donauraum an der Donau-Universität Krems stattfinden. Dr. Simon Ortner vom Generalsekretariat der ARGE Donauländer, der auch die Tagesmoderation der Konferenz übernahm, verwies in seiner Begrüßung auf wichtige Strukturprojekte und Kooperationen dieser Institution zur Unterstützung der Regionen und Städte im Donauraum.
Krise als Chance
Unter dem Eindruck des kürzlich stattgefundenen, jährlichen Ministertreffens, des Donauforums in Ulm, zeigte sich Dr. Erhard Busek, Vorsitzender des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM), zuversichtlich, die gegenwärtigen Veränderungen und Bewegungen positiv zu nutzen. Zugleich verwehrte er sich gegen die Dämonisierung des Begriffs Krise. In seiner ursprünglichen Bedeutung – beurteilen, entscheiden – sei dieser neutral, und: "Europa ist ein Ort, wo Krisen beheimatet sind." Mit Blick auf die Flüchtlingssituation meinte Busek: "Vieles in der Kulturgeschichte des Donauraums ist erst durch Zuwanderung entstanden."
Für Mag. Barbara Schwarz, Landesrätin für Soziales, Bildung und Familie des Landes Niederösterreich, müssten angesichts der Herausforderungen im Donauraum die Chancen gesehen, das Miteinander betont und die Gesprächsbereitschaft aufrecht erhalten werden. Der Wunsch nach gemeinsamem Handeln stehe ganz oben. Mit Blick auf die Balkanstaaten sei es wichtig, im Rahmen der EU-Donauraumstrategie die Möglichkeit einzuräumen, finanzielle Mittel aus EU-Programmen zu schöpfen.
Mehr EUSDR-Fördermöglichkeiten notwendig
Michael Ralph, M.A. Berater des stellvertretenden Generaldirektors für Regionalpolitik und Stadtentwicklung der Europäischen Kommission, betonte in seiner Keynote die wichtige Rolle von EU-Makrostrategien, vor allem jener für den Donauraum. Schließlich seien diese wichtig, um die in der EU 2020-Strategie formulierten Ziele zu erreichen, wie u.a. höhere Bildung, Beschäftigung und soziale Sicherheit. Die Besonderheit der EUSDR liege bei den Verbesserungen der Donau als Verkehrsweg und Wirtschaftsfaktor wie auch in Sachen Forschung, Hochwassermanagement und Technologietransfer. Weiters sei es essentiell, die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Ländern zu reduzieren, und die soziale Integration ethnischer Minderheiten wie der Roma voranzutreiben. Für die Zukunft seien Flexibilität, Umsetzung und deren Sichtbarkeit wichtig, ebenso, wie die EUSDR auf EU-Fördermöglichkeiten noch besser auszurichten.
In dem darauffolgenden vom "Der Standard"-Redakteur Josef Kirchengast moderierten Panel herrschte die Übereinstimmung vor, dass mehr grenzüberschreitende Projekte erforderlich und dafür wiederum mehr EU-Fördergelder für diese Region zur Verfügung gestellt werden sollten. So betonte Mag. Daniela Urschitz, MA, DEA, Koordinatorin der EU-Strategie für den Donauraum für die Stadt Wien, dass allein bei der ersten START-Ausschreibung 2014 über 800 Projektanträge eingereicht wurden, wovon lediglich 25 gefördert werden konnten.
Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Kultur unerlässlich
In der zweiten Keynote erläuterte Stefana Greavu, Leiterin der politischen Abteilung des Regional Cooperation Council (RCC) die Entstehungsgeschichte ihrer Organisation, als Nachfolgeinstitution des einstigen Stabilitätspaktes für Südosteuropa, und die zentralen Tätigkeitsfelder von RCC. Dabei nannte sie die Mitwirkung bei der Vorbereitung der nächsten, im Zuge des Berlin-Prozesses geplanten Westbalkan-Konferenz in Paris und die RCC-Antiradikalisierungsplattform. Im darauffolgenden von Peter Langer, Koordinator und Sprecher des Rates der Donaustädte und -regionen, geleiteten Panel machten VertreterInnen aus Bildung Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Kultur nochmals deutlich, dass gerade in diesen Bereichen innovative Zugänge, vielschichtige Vernetzungen und schließlich großes Lösungspotenzial zu finden sei, wofür wiederum zusätzliche Mittel und Strukturen erforderlich seien.
In ihrem abschließenden Resümee betonte Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Viktoria Weber, Vizerektorin für Forschung an der Donau-Universität Krems, dass in der allgemein festgestellten zweiten Phase der EUSDR die Zeit der Implementierung und Projektebene herangereift ist, um den neuen Herausforderungen entsprechend zu begegnen und neue Chancen für die Zukunft zu schaffen.
Über die EUSDR
Im Dezember 2010 von der Europäischen Kommission und im April 2011 vom Europäischen Rat angenommen, dient die EU-Strategie für den Donauraum (EUSDR) der Abstimmung gemeinsamer Themen der 14 Teilnehmerstaaten, dazu zählen unter anderem Umweltschutz sowie die Stärkung des Raums durch Nutzung gemeinsamer Wachstumspotenziale.
Nähere Details zur EU-Donauraumstrategie unter: www.danube-region.eu
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