Vom 27. August bis 1. September 2018 fand an der Donau-Universität Krems die jährliche Sommeruniversität für Kulturgüterschutz im berühmten Benediktinerkloster Melk in Österreich statt. Die Sommeruniversität 2018 war Teil des EU Interreg Central Europe Projekts "ProteCHt2save - Risk Assessment and Sustainable Protection of Cultural Heritage in Changing Environment".
ProteCHt2save konzentriert sich auf Schutzmaßnahmen für das vom Klimawandel bedrohte Kulturerbe. Dabei werden extreme Ereignisse wie Überschwemmungen, Starkregen und Dürreperioden berücksichtigt. Eines der Ergebnisse von ProteCHt2save ist die Einrichtung von so genannten Cultural Heritage Rescue Teams (kurz CHRTs) in mitteleuropäischen Ländern. Diese CHRTs waren der Mittelpunkt der Woche im Kloster Melk.
19 TeilnehmerInnen aus 9 Ländern brachten ihr individuelles Wissen in das einwöchige Programm ein.
Tag 1
Der erste Tag begann mit einer Vortragsreihe zur Krisenstabarbeit: Hpt. Hannes Schramm vom Österreichischen Bundesheer sprach über die Arbeitsabläufe der Krisenstäbe und den Entscheidungsprozessen im Allgemeinen; Gerhard Urschler, Kommandant der Kremser Feuerwehr, informierte die TeilnehmerInnen über die Arbeitsabläufe der Krisenstäbe der Feuerwehren, Stefan Kreuzer präsentierte den Krisenkoordinierungsausschuss Niederösterreich. Michael Sartori vom Österreichischen Roten Kreuz hielt einen sehr informativen Vortrag über die Koordination von Freiwilligen, basierend auf seinen Erfahrungen mit dem Team Österreich. Stefano Bergonzini sprach über Stabilitätspolitik als einen der wichtigsten Aspekte beim Schutz des kulturellen Erbes, jener Aspekt, der in Krisensituationen meist vergessen wird. Major Luigi Mancuso vom italienischen Carabinieri-Kommando für den Schutz des Kulturerbes sprach über die Unite4Heritage-Initiative, und Oberst Dr. Hubert Speckner von der österreichischen Verteidigungsakademie schloss die Vorträge mit einer Einführung in den Kulturgüterschutz beim Österreichischen Bundesheer - ein wichtiger Beitrag, da die Woche in enger Zusammenarbeit mit den Verbindungsoffizieren für den Schutz des militärischen Kulturerbes des Niederösterreichischen Militärkommandos durchgeführt wurde.
Tag 2
Am zweiten Tag führten die TeilnehmerInnen der Sommeruniversität ihre eigene Table-Top-Übung KOLOMANI18x-3 durch, da das rein fiktive Szenario drei Tage vor dem Szenario der militärischen Verbindungsoffiziere stattfand. In KOLOMANI18x-3 wurden die TeilnehmerInnen als ExpertInnen für Kulturgüterschutz hinzugezogen und mussten die Stabsoffiziere des Niederösterreichischen Militärkommandos mit ihrem Fachwissen zum Schutz des Kulturerbes in der Wachau unterstützen. Dabei wurde die Wachau von einem noch höheren Hochwasser als 2013 bedroht und der Hochwasserschutz konnte wahrscheinlich der großen Flut nicht standhalten. Die Bevölkerung und auch das bewegliche Kulturerbe mussten daher evakuiert werden.
Tag 3
Am dritten Tag besuchte das dritte Pionierbatallion in Melk, wo die TeilnehmerInnen detaillierte Informationen über die Aktivitäten des Bataillons erhielten, falls es zu einer Katastrophenhilfeoperation herangezogen wird, sowie über seine moderne Ausrüstung. Am Nachmittag begannen drei Konsortiumsgruppen (unter der Leitung von Cristina Collettini, Paul Fox und Stefano Bergonzini) ihre speziellen Aufgaben: Zwei Arbeitsgruppen entwickelten Modelle und Prototypen für Rettungsteams des Kulturerbes, während die dritte einen Notfall-Evakuierungsplan für ein fiktives Museum im Kloster erstellte, der am Freitagmorgen erprobt wurde, wo das Museum kurzfristig evakuiert werden musste. Die Evakuierung im Inneren des Klosters wurde von den TeilnehmerInnen der Sommeruniversität als Personal des Klosters Melk agierend durchgeführt. Das bewegliche Kulturgut wurde dann den Verbindungsoffizieren für den militärischen Kulturgüterschutz übergeben, die um Hilfe gebeten wurden und die Güter zu einer Schutzzone transportierten.
Am Freitagnachmittag wurden die Ergebnisse der Sommeruniversität während der ersten Interessensgruppen Versammlung von ProteCHt2save in Österreich öffentlich vorgestellt und diskutiert.
Tag 4
Am letzten Tag ermöglichten eine Tour durch die Wachau und eine Exkursion nach Retz den TeilnehmerInnen einen Blick auf die Region, die sie während ihrer Table-Top-Übung evakuiert hatten, und sie begannen über Probleme nachzudenken, die der Klimawandel und die damit verbundenen Dürreperioden für die traditionellen Weinkeller in der Region mit sich bringen könnten.
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