16.05.2017

Wie wirkt sich Flucht auf die Psyche aus? Wie kann Flüchtlingen und MigrantInnen mit Traumatisierungen oder psychischen Erkrankungen geholfen werden? Mit Fragen wie diesen setzen sich nationale und internationale ExpertInnen am 2. und 3. Juni 2017 im Audimax der Donau-Universität Krems auseinander.

Psyche und Flucht

Menschen auf der Flucht stehen im Mittelpunkt der diesjährigen "Kremser Tage", die unter der wissenschaftlichen Leitung von Univ.-Prof. Dr. Christoph Pieh vom Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der Donau-Universität Krems veranstaltet werden. Dabei diskutieren ExpertInnen aus dem In- und Ausland die Themen Flucht, Migration, Integration und Solidarität im Kontext von Psychotherapie, Psychosomatischer Medizin, Supervision und Beratung. "Dargestellt werden die Herausforderungen, aber auch die Chancen, die die aktuellen Entwicklungen in diesen Bereichen für unsere Gesellschaft bedeuten", gibt Pieh einen Ausblick auf das Symposium.

Kulturelle Empathie und interkulturelle Kommunikation

Eröffnet wird die Veranstaltung mit einem Vortrag der österreichischen Journalistin und Schriftstellerin Susanne Scholl. Der Frage, was in scheinbar ausweglosen Situationen helfen kann, geht die deutsche Psychoanalytikerin und Gründerin der Organisation Ipso (International Psychosocial Organization) Inge Missmahl in ihrem Vortrag nach. Mario Braakman, Spezialist für transkulturelle Psychiatrie aus den Niederlanden, spricht über kulturelle Empathie als Leitmotiv in der psychotherapeutischen und psychosozialen Behandlung von Flüchtlingen. Mit der Bedeutung der interkulturellen Kommunikation beschäftigt sich Pradeep Chakkarath von der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, bevor der Bereichsleiter für Recht & Migration beim Österreichischen Roten Kreuz Bernhard Schneider Zahlen, Daten und Fakten zu Flucht und Integration präsentiert.

Wie sich Flucht und Migration auf die Psyche auswirken, zeigt Solmaz Golsabahi-Broclawski vom Medizinischen Institut für transkulturelle Kompetenz in Bielefeld auf. Dabei wird die Psychiaterin und Psychotherapeutin nicht nur wissenschaftliche Daten zur Diskussion stellen, sondern auch konkrete praktische Empfehlungen geben. Schließlich sei, so der Hintergrund ihres Vortrags, traumasensibles Arbeiten mit Flüchtlingen in der Psychiatrie und Psychotherapie eine wesentliche Bedingung für gelingende Integration.

Speaker’s Corner für Einrichtungen der Flüchtlingshilfe

Parallel zu den Vorträgen werden in Workshops Fragestellungen behandelt, die in der Betreuung und Behandlung von Flüchtlingen und MigrantInnen wesentlich sind. Zusätzlich wird bei den "Kremser Tagen" heuer erstmals ein Speaker’s Corner eingerichtet, wo lokale Institutionen der Flüchtlingshilfe ihre Beratungsangebote präsentieren und zivilgesellschaftliche Best Practice-Beispiele vorstellen werden.

"Unser Symposium greift eine Thematik von enormer gesellschaftlicher Relevanz auf, der nach wie vor viel zu wenig Beachtung geschenkt wird", betont Christoph Pieh, der Leiter des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit. Neben PsychotherapeutInnen und ÄrztInnen (jeweils auch in Ausbildung) zählen BeraterInnen, SupervisorInnen sowie alle fachlich Interessierten und im Bereich Flüchtlingshilfe Beschäftigten zur Zielgruppe der diesjährigen "Kremser Tage".

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