24.10.2017

Affandi (1907-1990) gilt als einer der bedeutendsten Künstler Indonesiens im 20. Jahrhundert, dessen Schaffenswerk eine wesentliche Säule des kulturellen Erbes des Inselstaates darstellt. Dieses zu bewahren und zu erforschen ist Ziel einer Projektinitiative, an der federführend Mag. dr hab. Patricia Engel vom European Research Centre for Book and Paper Conservation-Restoration an der Donau-Universität Krems beteiligt ist.

Das Œeuvre von Affandi umfasst hunderte Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen, die den Künstler auch über die Grenzen seines Heimatlandes berühmt machten: Internationale Ausstellungen, wie beispielsweise bei der Biennale in Venedig 1954, Honorarprofessuren und Ehrendoktorate in Amerika und Europa sowie zahlreiche Auszeichnungen und Preise weltweit zeugen davon.

Das heutige Zentrum dieses Schaffenswerks bildet das Museum Affandi in Yogyakarta im Zentrum der indonesischen Insel Java, wo der Künstler ab 1945 lebte. Das Gebäude-Ensemble wurde von Affandi selbst gestaltet und geht in künstlerischer Weise eine Symbiose mit der Umgebung ein. Das von Affandi als Museum gebaute Haus beherbergt rund 250 Gemälde und zahlreiche weitere Werke des Künstlers. Betreut wird die Ausstellung von der Affandi Foundation unter der Leitung der Tochter des verstorbenen Bildhauers und Malers, Kartika.

 

Projektschwerpunkte

Yogyakarta ist zugleich der Ausgangspunkt einer Projektinitiative der Donau-Universität Krems und der Technischen Universität Wien, die von ASEAN European Academic University Network (ASEA-UNINET) – einem Netzwerk von europäischen und asiatischen Universitäten – bereits zum dritten Mal unterstützt wird. Die Bemühungen der österreichischen ForscherInnen zielen dabei auf mehrere Bereiche ab: 
Erstens wird aktuell an einer Bestandsaufnahme der grafischen Werke von Affandi unter restauratorischen Gesichtspunkten gearbeitet. Auf Grundlage der erfassten Parameter wie Material, Technik und Zustand wird eine Strategie zur Restaurierung der Grafiken erarbeitet, deren Erhaltung aufgrund der spezifischen klimatischen Bedingungen eine besondere Herausforderung darstellt.

Ein zweiter Punkt betrifft die Erforschung und Bewertung von immateriellen Aspekten der Kunstwerke. Das Kulturerbe Affandis ist in einen ganz bestimmten Rezeptionskontext eingebettet, der nicht nur kulturell, sondern auch durch die besondere Familiengeschichte einzigartig ist. Die Tochter Affandis ist heute selbst eine bedeutende Künstlerin und so wie ihr Vater seinerzeit sozialpolitisch engagiert, was wiederum Einfluss auf die Art und Weise hat, wie mit dem Werk Affandis umgegangen wird.

 

Geschichte des Museums

Die Geschichte des Museums selbst ist drittens ein weiterer Mosaikstein, der wesentlich zum Verständnis des Werkes von Affandi beiträgt. Der Künstler hinterließ zahlreiche Skizzen und handschriftliche Beschreibungen der Museumsplanung. Dabei spielen sehr persönliche Erlebnisse wie das Überleben einer schweren Krankheit durch das traditionelle Einwickeln von Kindern in Bananenblätter eine wichtige Rolle in der Gestaltung des Gebäudes. Das Dach des Museums stellt genau aus diesem Grund ein überdimensionales Bananenblatt dar. Durch den Umstand, dass das Gebiet oft von Erdbeben und den Ausbrüchen des Vulkans Merapi beeinträchtigt ist, wurde die ursprüngliche Struktur teilweise zerstört. Was sowohl die Rekonstruktion der Geschichte als auch den Erhalt des Museums zu einer besonderen Herausforderung macht.

Schließlich sind viertens auch die Tagebücher von Affandi im Fokus der österreichischen WissenschaftlerInnen. Diese Tagebücher befinden sich in einem überaus schlechten Zustand, der umfangreiche restauratorische Maßnahmen nötig macht, um diese zentrale Hinterlassenschaft des Künstlers für die Nachwelt und zukünftige Forschungen zu erhalten.

"Unser Engagement in Indonesien ist in mehrfacher Hinsicht von besonderer Relevanz: Wir können durch den Einsatz unserer modernen Restaurierungsmethoden einen wertvollen Beitrag zum Erhalt bedeutsamer zeitgenössischer Graphiken leisten und gleichzeitig durch die begleitende Forschung wichtige neue Erkenntnisse in diesem Forschungsfeld gewinnen. Darüber hinaus trägt die gemeinsame länderübergreifende Arbeit nicht nur zu einem wissenschaftlichen, sondern auch zu einem aktiven kulturellen Austausch bei", so die Projektverantwortliche Patricia Engel vom European Research Centre for Book and Paper Conservation-Restoration an der Donau-Universität Krems.

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