Unter dem Titel „Vaterschaft und männliche Identität“ und „Aktuelle Trends in der Psychotherapieforschung“ hielten Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Claudia Höfner, MSc, Professorin für Integrative Therapie und Psychosoziale Intervention und Univ.-Prof. Dr. Thomas Probst, Professor für Psychotherapiewissenschaften am 1. Oktober 2018 ihre Antrittsvorlesungen. Beide sind am Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. univ. Christoph Pieh tätig.
Die Persönlichkeit eines Menschen steht unter ständigem Wandel. In Zeiten gesellschaftlicher Diversifizierungen stellt sich die Frage, welcher Wandel männlicher Identität im Zuge der Transition zur Vaterschaft möglich ist und wie diese Identitätsarbeit konstruiert und inszeniert wird. Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Claudia Höfner, MSc, Leiterin des Zentrums für Psychotherapie, am Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit, erklärte in ihrem Vortrag, dass die Vaterschaft eines der einschneidendsten Ereignisse im Leben eines Mannes ist. „Die männliche Identität wandelt sich im Zuge der Vaterschaft. Wie sich diese verändert, ist einerseits von den gesellschaftlichen Normen und Diskursen und andererseits vom sozialen Netzwerk und den Beziehungen dieser Männer zur Partnerin, zu Arbeitskollegen, männlichen Freunden sowie zum eigenen Vater abhängig. Es zeigt sich insgesamt, dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine erhebliche Diskrepanz besteht. Während sich vor der Geburt des Kindes viele Väter sehr engagiert äußern, kommt es nach der Geburt oft zu einer erstaunlich traditionellen Aufteilung von Verantwortlichkeiten und Fürsorgepflichten. Es bedarf daher noch einiger gesellschaftspolitischer Diskurse sowie alternativer Modelle von Elternschaft, um die Handlungsstrukturen und -optionen von Männern und Frauen zu erweitern“, so die Expertin für Geschlechterforschung Claudia Höfner.
Höfner wurde auf die Professur für Integrative Therapie und Psychosoziale Interventionen am Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit berufen. Ihre Forschungsinteressen umfassen die Psychotherapieforschung (u.a. Nebenwirkungen, Risiken und Schäden durch Psychotherapie), Geschlechterforschung, sowie Familiensoziologie.
Digitalisierung und Personalisierung
In den aktuellen Forschungsansätzen der Psychotherapie werden die Charakteristika individueller PatientInnen in den Mittelpunkt gerückt. Univ.-Prof. Dr. Thomas Probst, Leiter des Zentrums für Psychotherapiewissenschaften am Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit, erklärte, dass die Wirksamkeit von psychotherapeutischen Interventionen und Änderungsmechanismen Berücksichtigung der Charakteristika individueller PatientInnen erhöht werden kann. „Beim ‚patient-focused research‘ müssen die PatientInnen während des psychotherapeutischen Prozesses regelmäßig einen Fragebogen bzw. Feedback ausfüllen. Psychotherapeuten können auf diese Weise negative Entwicklungen bei PatientInnen frühzeitiger erkennen und eingreifen“, so der Experte für Personalisierung in der Psychotherapieforschung.
Ein neuer Trend in der Psychotherapieforschung sind die Gesundheits-Apps. Behandlungen in virtueller Realität sowie mobile Anwendungen können den diagnostisch-therapeutischen Prozess unterstützen.
Thomas Probst wurde auf die Professur für Psychotherapiewissenschaften berufen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Outcome und Prozess von Psychotherapie und Digital Health.
Zu den Personen:
Frau Univ.- Prof.in Mag.a Dr.in Claudia Höfner schloss 1997 ihr Studium Psychologie an der Universität Wien ab. Nach Ihrer Promotion absolvierte sie am Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien ein postgraduiertes Studium der Soziologie. Seit 2006 arbeitet Claudia Höfner an der Donau-Universität Krems. Unter anderem war sie für den Aufbau des wissenschaftlichen Teams unter Prof. Dr. Anton Leitner zuständig und konnte erfolgreich zahlreiche Universitätslehrgänge mitentwickeln. Seit 2016 hat sie zudem die Ausbildungsleitung und wissenschaftliche Leitung der Integrativen Therapie und Vertretung des Verfahrens als Mitglied des Psychotherapiebeirates des Gesundheitsministeriums inne. Zudem ist sie stellvertretende Leiterin des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit. Neben ihrer Tätigkeit in Lehre und Forschung besitzt Höfner auch klinische Erfahrung im psychosozialen Bereich – sie war unter anderem in der Psychosomatischen Frauenambulanz des Landesklinikums Korneuburg tätig, und auch langjährige Mitarbeiterin im Gewaltschutzbereich (Wiener Frauenhäuser –Beratung und Betreuung).
Univ.-Prof. Dr. Probst schloss 2004 sein Studium Psychologie an der Universität Regensburg ab. Seine Approbation als Psychologischer Psychotherapeut (Verhaltenstherapie) erhielt er im Jahre 2013 in Deutschland. Im Jahre 2015 promovierte er zum Doktor der Naturwissenschaft an der Humboldt Universität zu Berlin. In den darauffolgenden zwei Jahren war er Vertretungsprofessor an der Universität Witten Herdecke (2015-2016) und Vertretungsprofessor an der Georg-August-Universität Göttingen (2017). Im Jahr 2017 nahm er die Professur für Psychotherapiewissenschaften an der Donau-Universität Krems an und übernahm die Leitung des Zentrums für Psychotherapie, Psychologie und Beratung.
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