02.10.2018

Das internationale Projekt „DEMDATA- Das Tschechisch-Österreichische-Langzeitpflegeprojekt“ untersuchte das Auftreten von Demenz in Alten- und Pflegeheimen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Personen viel öfter unter Demenz leiden als angenommen. Univ.-Prof. Dr. Stefanie Auer, Leiterin des Zentrums für Demenzforschung an der Donau-Universität Krems, rät zu einem verbesserten Diagnoseangebot, um die Qualität der Versorgung anzuheben.

Die Teams rund um Univ.-Prof. Dr. Stefanie Auer, Studienleiterin, Leiterin des Zentrums für Demenzforschung an der Donau-Universität Krems (im Department für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin, Leitung Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Michael Brainin) und wissenschaftliche Leiterin der MAS Alzheimerhilfe, sowie Doc. MUDr. Iva Holmerová, PhD, von der Karls Universität Prag, erfassten in einem gemeinsamen Studienprotokoll die Zahl der in Pflegeheimen von Demenz betroffenen Menschen. Zusätzlich erhoben wurde das Auftreten von Begleiterscheinungen wie Verhaltensauffälligkeiten, Schmerzen oder Mangelernährung. Gefördert wurde die Studie vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) und der Tschechischen GACR.

Alarmsignal für Entscheidungsträger
Diese ersten Ergebnisse zeigen, dass die BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen in Österreich viel öfter unter Demenz leiden als angenommen. Insgesamt wurden 1.085 Personen untersucht, 571 davon in Österreich. Die psychologische Direkttestung ergab, dass 85 Prozent der BewohnerInnen von Demenz betroffen sind. Nur 58,8 Prozent der Personen hatten eine medizinische Demenzdiagnose in ihren Krankenakten. Die Anzahl von Personen mit Demenz wurde somit bislang drastisch unterschätzt. Des Weiteren zeigen in der österreichischen Stichprobe 81 Prozent der BewohnerInnen Verhaltensstörungen und 44,5 Prozent der Personen klagen über leichte bis starke Schmerzen. 78,4 Prozent der Menschen sind in ihrer Mobilität eingeschränkt. Außerdem ist Mangelernährung ebenfalls ein Thema.

„Diese Situation ist sehr beunruhigend. Es besteht dringender Handlungsbedarf“, so Stefanie Auer, Leiterin der Studie. „Wir benötigen bessere diagnostische Angebote und verschiedene Behandlungsansätze, um die Versorgung von Personen mit Demenz zu verbessern“, erklärt die Demenzexpertin.

Neue Behandlungs- und Kommunikationsmethoden
Weltweit sind circa 46,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Demenz bewirkt, dass Gehirnzellen schneller als normal absterben. Durch diesen Vorgang wird die Gehirnfunktion beeinträchtigt. Der Alltag wird für viele zur Herausforderung, Menschen mit Demenz leiden unter Vergesslichkeit und entwickeln teilweise schwierige Verhaltensweisen.

Die Entwicklung von innovativen psychosozialen Behandlungsansätzen unterstützt die optimale Versorgung von Menschen mit Demenz und deren Angehörige. Der Lehrgang Demenzstudien an der Donau-Universität vermittelt diese neuen Erkenntnisse sowie neue diagnostische Methoden und diskutiert über integrierte Versorgungsmodelle. „Ein Ziel ist es, die Selbstständigkeit und die Lebensqualität von Menschen mit Demenz so lange wie möglich zu erhalten“, so die Zentrumsleiterin Stefanie Auer.

Zum Anfang der Seite