Mittelitalien wird regelmäßig von starken Erdbeben erschüttert. In der stark betroffenen Stadt Accumoli wird die von der Donau-Universität Krems koordinierte „Schule des Wiederaufbaus“ eingerichtet. Hier werden die Aktivitäten für den Wiederaufbau wissenschaftlich begleitet. Im Rahmen eines Festakts wird Rektor Faulhammer am 12. November ein Memorandum of Understanding unterzeichnen. Zudem werden Einblicke in den Wiederaufbau gegeben.
Nachdem am 24. August 2016 in Mittelitalien die Erde gebebt hatte, verloren fast 300 Menschen in den Gemeinden Accumoli, Amatrice und Arquata del Tronto ihr Leben. Die Bilder der zerstörten Ortschaften gingen um die Welt. Bis ins Jahr 2017 wurde die Region von mehreren schweren Erdbeben heimgesucht. Seitdem setzen sich mehrere Universitäten und Forschungsinstitutionen in Lehre und Forschung mit Fragen um den Wiederaufbau auseinander. Zu den wissenschaftlichen Partnern gehören die Universität La Sapienza Rom, die Universität Camerino, das Päpstliche Athenaeum Sant’Anselmo, die Technische und Wirtschaftswissenschaftliche Universität Budapest, die Masaryk-Universität Brünn, die Slowakische Technische Universität Bratislava (STU) sowie das Institut für theoretische und angewandte Mechanik der Tschechischen Akademie der Wissenschaften. Um die vielen Aktivitäten zielgerichtet zu bündeln, wurde die „Schule des Wiederaufbaus“ bzw. „Scuola di Ricostruzione“ in der Stadt Accumoli gegründet. Betrieben wird sie von den Partnerinstitutionen, den zuständigen politischen und behördlichen Verantwortungsträgern, lokalen Planern und der betroffenen Bevölkerung.
Festakt zur Unterzeichnung des Memorandum of Understanding
Im Rahmen der Einrichtung der „Schule des Wiederaufbaus“ wird Mag. Friedrich Faulhammer, Rektor der Donau-Universität Krems, ein Memorandum of Understanding zur Führung der „Schule des Wiederaufbaus“ mit der Bürgermeisterin von Accumoli, Franca D’Angeli, und den anderen wissenschaftlichen Partnerinstitutionen unterzeichnen.
Auf einer Anhöhe oberhalb der zerstörten Altstadt stellt die Comune di Accumoli in einer neu errichteten, erdbebensicheren Holzbaukonstruktion die Räumlichkeiten der „Scuola di Ricostruzione“ zur Verfügung. Diese werden am 12. November 2019 offiziell zur Nutzung übergeben. Neben der Nutzung für Lehr- und Forschungszwecke der Partnerinstitutionen sind hier auch touristische Aktivitäten geplant. In unmittelbarer Nähe der Schule sollen auch Unterkünfte entstehen, welche die Wiederaufbauschule in ihrer Gesamtfunktionalität unterstützen.
Erfahrung in komplexen Wiederaufbauszenarien
Die Schäden durch Erdbeben betreffen mehr als nur die offensichtliche Zerstörung der Bausubstanz. Auch ökonomische und ökologische Aktionskreisläufe sowie soziale, kulturelle und religiöse Strukturen sind massiv betroffen. Für einen effektiven und nachhaltigen Wiederaufbau erbebenzerstörter Orte müssen diese weitreichenden Zusammenhänge im Gesamtkontext berücksichtigt werden. Durch ihren transdisziplinären Forschungszugang, der Disziplinen, Grundlagenforschung, Anwendung und Gesellschaft verbindet, ist die Donau-Universität Krems bestens auf ihre Aufgaben als Koordinatorin der „Schule des Wiederaufbaus“ vorbereitet. Zudem verfügt die Donau-Universität Krems über wertvolle Erfahrung im Wiederaufbau. Bereits 2009 unterstützte sie nach einem Erdbeben die Stadt L’Aquila. Anfang 2017 machten sich Fachpersonen des Studiengangs „Sanierung und Revitalisierung“ unter der Leitung von Professor Christian Hanus, Leiter des Departments für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems, des Architekten Roberto Pirzio-Biroli und mit Unterstützung des bisherigen Bürgermeisters Stefano Petrucci, in Accumoli ein Bild der Lage. Dabei wurde ein erstes Konzept für den Wiederaufbau erarbeitet und die Idee einer dauerhaften, institutionalisierten Zusammenarbeit in Form der „Schule des Wiederaufbaus“ geboren. Auf Initiative von Pirzio-Biroli, der nach dem Erdbeben von 1976 den Wiederaufbau der friulanischen Stadt Venzone geleitet hat, wird gegenwärtig eine Patenschaft zwischen den beiden Städten vorbereitet.
Aufbau von Stadt und Expertise
Die Comune di Accumoli wird dabei auf verschiedenen Ebenen unterstützt. Durch einen inter- und transdisziplinären Transfer von Erfahrungen und Wissen wird ein Forschungs- und Lehrbedarf erarbeitet, um einen ganzheitlichen Wiederaufbau erdbebenzerstörter Städte samt ihrer Kulturlandschaft zu ermöglichen. Dieser Forschungs- und Lehrbedarf wird durch konkrete Forschungs- und Lehraktivitäten gedeckt. Hierbei unterstützt die Donau-Universität Krems bei der Entwicklung, Konzeption und Umsetzung. Da ein umfassender Wiederaufbau ein Langzeitvorhaben ist, gilt es tragfähige Strukturen zwischen politischen und behördlichen Verantwortlichen, der Bevölkerung, planenden und ausführenden Körperschaften sowie den Lehr- und Forschungsinstitutionen zu etablieren. Für die Donau-Universität Krems geht es bei der Arbeit in Accumoli nicht nur um den Wiederaufbau, sondern auch um Wissensgenerierung, -aufbereitung und -vermittlung über den Anlassfall hinaus. Dieses Wissen soll Verantwortlichen, der Bevölkerung und Studierenden zur Verfügung gestellt werden.
Schule des Wiederaufbaus
Termin: 12. November 2019
Beginn: 12.00 Uhr
Ort: Accumoli, Italien
Weitere Informationen: http://www.donau-uni.ac.at/dbu/accumoli