Im Rahmen des Research Summits, organisiert von der Fakultät für Gesundheit und Medizin, diskutierten Hans Lassmann, Jürg Kesselring und Harald Ott am 14. Februar über förderungswürdige Forschungsprojekte, Humanität als Grundlage der Forschung sowie über Exzellenz anwendungsnaher Forschung.
„Exzellenz in der Wissenschaft ist ein vielstrapazierter Begriff, der die hohe Qualität, die eigenständige Leistung basierend auf hohem Standard an Ausbildung und Training, sowie Talent als Voraussetzung abbildet. Zugleich wird Exzellenz von außen durch Rankings, Impactfaktoren, Forschungsfinanzierungen und genereller Reputation gemessen“, so Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer, Dekan der Fakultät für Gesundheit und Medizin in der Begrüßung. Diese Faktoren entscheiden auch, ob ein Forschungsprojekt in Österreich gefördert wird. „In Österreich werden in etwa 3,2 % des BIP in die Forschung investiert“, so Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Michael Brainin, Leiter des Departments für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin an der Donau-Universität Krems, in seiner Einleitung zum Research Summit. Im internationalen Vergleich befinde sich Österreich damit im europäischen Spitzenfeld. Nur Schweden und die Schweiz investieren mehr in die Forschung, so der Spezialist für Neurowissenschaften.
Exzellente Forschungsprojekte
Die Entscheidung, ob ein Forschungsprojekt förderungswürdig ist und somit allen Exzellenz-Kriterien entspricht, ist schwierig. Univ.-Prof. Dr. Hans Lassmann, Neuroimmunologe und Gründungsdirektor des Zentrums für Hirnforschung an der Universität Wien, zeigte an Hand von zwei Beispielen, dass nicht alle bahnbrechenden Forschungsprojekte identifiziert und finanziert werden. Die Forschungsarbeit von Stanley Prusiner, der zeigte, dass Eiweißmoleküle (Prionen) infektiös sein können, wurde von Beginn an gefördert, während die Forschung von Luc Montagnier über Retroviren 20 Jahre lang kaum Beachtung fand. Erst als man auf Basis seiner Grundlagenforschung das HI-Virus entdeckte, fand seine Forschung Beachtung.
Wer entscheidet also, ob ein Forschungsprojekt exzellent und somit förderungswürdig ist? Hans Lassmann zeigte, dass Forschungsprojekte nach retrospektiven und prospektiven Kriterien beurteilt werden. Schlussendlich entscheide eine – immer auch subjektiv beeinflusste – Einstufung durch internationale Gutachterinnen und Gutachter, ob ein Projekt gefördert wird. Er plädiere in diesem Zusammenhang für eine sorgfältige und zeitaufwendigere Analyse der Erfolge und Vorhaben von Forscherinnen und Forschern. Die Auswahl der Expertinnen und Experten müsse kritischer erfolgen und Evaluationen von Projekten und Institutionen sollten seltener, aber gründlicher sein. Außerdem sei es wichtig, mehr Forschungsprojekte zu fördern, denn Raten von fünf Prozent, wie sie bei manchen Ausschreibungen üblich seien, ermöglichen keine objektiven Förderentscheidungen.
Exzellenz bedingt Humanität
Univ.-Prof. Dr. Jürg Kesselring, ehemaliger Chefarzt der Neurologie des Rehabilitationszentrums Valens in der Schweiz und Mitglied des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, stellte die Humanität in den Mittelpunkt seines Vortrages. Humanität sollte die Grundlage jeder Forschung darstellen, erst dann könne man über gute oder exzellente Forschung diskutieren, so der Neuroexperte. In der Forschungsarbeit des Roten Kreuzes stehen nicht das Sammeln von Daten, sondern andere Forschungsfragen im Mittelpunkt. Zum Beispiel, wie man mit Mitmenschen umgehen sollte oder welche Geschichten hinter einer vermissten Person stecken. Auch hier seien Qualitätsstandards sehr wichtig, wie bei der Auswahl der Expertinnen und Experten für die jeweiligen Einsatzgebiete, erklärte Kesselring. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sollten sich somit auch mit der Frage beschäftigen, wie man Humanität umsetzen kann, denn Exzellenz bedinge auch Humanität.
Exzellenz in der Anwendung
Zum Abschluss der Vortragsreihe referierte Harald Ott, M.D., Laboratory für Organ Engineering and Regeneration der Harvard Medical School und Harvard Stem Cell Institute, über das Thema Tissue Engineering und Organregeneration und sprach über die Exzellenz in der Anwendung.
Seine Forschung verfolgte verschiedene Ansätze, um artifizielle Organe mit Hilfe von Stammzellen herzustellen. Trotz Überwindung vieler Hindernisse ist der Forschungsansatz jedoch noch nicht klinisch anwendbar. Dies warf die Frage auf, ob Exzellenz für sich alleine stehen kann oder ob exzellente Forschung immer anwendbar sein muss. Harald Ott wies darauf hin, dass Grundlagenforschung die Voraussetzung jeder Anwendung sei, und dass der Weg in die Anwendung meist ein sehr langer sei. In der heutigen Zeit sei der Druck aber sehr hoch, rasch Resultate zu erzielen.
Exzellenz muss Hindernisse überwinden
In der anschließenden Diskussionsrunde sprach Univ.-Prof. Dr. Viktoria Weber, Vizerektorin für Forschung an der Donau-Universität Krems, über die Überwindung von Hindernissen: „Gerade in der Wissenschaft lernt man aus Fehlern. Negative Resultate sind somit per se keine schlechten Daten, denn Forschung baut auf dem Wissen von Generationen auf.“
Research Summit Series:
Bei der Veranstaltungsreihe der Donau-Universität Krems diskutieren anerkannte und internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über verschiedene Forschungszugänge. Diese Veranstaltung findet ein- bis zweimal im Jahr statt und wurde diesmal von der Fakultät für Gesundheit und Medizin organisiert.
Tags