Drei Tage lang diskutierten internationale ExpertInnen über Fakten, neue Strategien und Prävention bei Demenz. Denn nur durch einen Austausch könne man sinnvolle Präventionsstrategien erarbeiten, erklärt die Organisatorin Stefanie Auer. Die nächste Gelegenheit für eine Zusammenkunft gibt es von 28. bis 30. Oktober 2021 bei der dritten Kremser Demenz-Konferenz.
Eröffnet wurde die Konferenz am 16. November von Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer, Dekan der Fakultät für Gesundheit und Medizin, und Mag. Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau von Niederösterreich. Zudem begrüßten Univ.-Prof. Dr. Stefanie Auer, Leiterin des Zentrums für Demenzstudien und Organisatorin, und Mag. Marc Wortman, vormals Geschäftsführer von Alzheimer’s Disease International (ADI) und Organisator, die TeilnehmerInnen und moderierten zugleich durch das Programm.
Die zwei Keynotes wurden am ersten Tag von Univ.-Prof. Dr. Myrra Vernooij-Dassen von der Radboud Universität Niederlande und Univ.-Prof. Dr. Mary Mittelman von der New York Universität gehalten. Myrra Vernooij-Dassen sprach über soziale Gesundheit und Prävention. Dabei betonte sie, dass soziales Engagement wahrscheinlich der wichtigste Schutzfaktor vor Demenz sei. Danach erklärte Mary Mittelman die Vorteile der New York University Caregiver Intervention. Dieses preisgekrönte Beratungsprogramm unterstütze Familienmitglieder, EhepartnerInnen sowie Menschen mit Demenz.
Menschen mit Demenz besser integrieren
Am zweiten Tag der Konferenz wurden in zwei Sitzungen eine Vielzahl von Gemeindeprojekten aus Österreich und den Nachbarländern vorgestellt. Unter anderem präsentierte MR Gerhard Lang, MA, Leiter des Bundeskriminalamts im Bundesministerium für Inneres, den Stand der Projekte „Einsatz Demenz“ und „Aktivgemeinde“, die in Kooperation mit der Sicherheitsakademie, der MAS Alzheimerhilfe und der Donau-Universität Krems durchgeführt werden. Diese Projekte sollen die Handlungssicherheit von PolizistInnen und Personen des öffentlichen Dienstes garantieren.
Univ.-Prof. Dr. Wiesje van der Flier, Amsterdamer Alzheimer-Zentrum, informierte über das ABIDE-Projekt. Dieses Projekt zielt darauf ab, Wissen aus diagnostischen Tests in die Praxis umzusetzen und den Menschen Einblick in ihre Prognose zu geben. Univ.-Prof. Dr. Michael Brainin, Leiter des Departments für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin an der Donau-Universität Krems, hielt einen Vortrag über die Prävention von Schlaganfall und Demenz, basierend auf einer Proklamation der Weltschlaganfallorganisation.
Ein parallel gehaltener Workshop erörterte währenddessen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Prävention, Intervention und Pflege von Demenz.
Lehren aus COVID-19
Am letzten Tag tauschten sich die internationalen ExpertInnen über die aktuelle Forschung zu COVID-19 aus. Univ.-Prof. Dr. Debby Gerritsen, Radboud Universität Niederlande, referierte über die Forschung in niederländischen Pflegeheimen, Univ.-Prof. Dr. Ninoslav Mimica, MSc. DSc. Universität Psychiatric Hospital Vrapče, Zagreb, sprach über die Erfahrungen aus Kroatien. Alice Edtmayer, MSc, Gesundheit Österreich, teilte ihre Erlebnisse mit und Iva Holmerová, PhD, Vorsitzende von Alzheimer Europe, präsentierte schließlich ihre Erkenntnisse aus der Tschechischen Republik, in der sie deutlich machte, wie sehr die Rolle des Deliriums bei COVID-19 unterschätzt werde.
Weiter ging es mit einem Update zu den nationalen Demenz-Plänen aus Österreich und Deutschland sowie den Bemühungen in Bosnien-Herzegowina, wo entsprechende Pläne in Ausarbeitung sind. In den Schlusssitzungen wurde parallel dazu über Sensibilisierungsprojekte sowie Wege zur Verbesserung der Demenzstrategien diskutiert.
Rege Teilnahme am Kongress
„Die zweite Demenz-Konferenz war ein voller Erfolg. Anhand der Teilnehmeranzahl sieht man, wie wichtig diese Thematik ist. Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für Demenz zu steigern, damit wir Menschen mit Demenz sowie deren Angehörige besser unterstützen können“, so die Expertin für Demenz, Stefanie Auer.
Die Konferenz wurde aufgrund der aktuellen Situation virtuell abgehalten. Doch dies schien die aktive Teilnahme am Kongress sogar zu fördern.
„Die virtuelle Konferenz bietet auch einige Vorteile“, erklärte der Experte für Alzheimer, Marc Wortmann. „Viele TeilnehmerInnen nutzten die Chat-Funktion in Zoom um Fragen zu stellen und um sich auszutauschen. Offensichtlich hat diese Funktion einen niedrigeren Schwellenwert als ein Mikrofon. Zudem konnten viele Personen aus unterschiedlichen Ländern teilnehmen.“