Am 16. April fand ein Webinar zu COVID-19 zum Thema „Was wissen wir, wo stehen wir, wohin geht die Reise?“ statt. Dabei lobte Sprenger die einstimmige Entscheidung der Regierung für den Shutdown von Österreich. Die Maßnahmen waren sehr erfolgreich, die Krankenhäuser und Intensivstationen wurden nicht überlastet. Trotzdem fordert er mehr Zugang zu Daten um das pandemische Geschehen besser erforschen zu können.
Dr. Martin Sprenger, Allgemeinmediziner und Public-Health-Experte aus Graz, ist Vortragender an der Donau-Universität Krems. Der Gesundheitswissenschaftler war vier Wochen lang Mitglied im ExpertInnenbeirat der CoV-Taskforce im Gesundheitsministerium, woraus er sich dann zurückzog. Beim Webinar am 16. April beantwortete er Fragen der rund 75 TeilnehmerInnen über das Thema COVID-19. Organisiert wurde das Webinar von Dr. Christiane Fischer und dem Team des Zentrums für Gesundheitswissenschaften und Medizin. Das nächste Webinar wird am 30. April stattfinden.
Mehr Daten und mehr Transparenz
Sprenger forderte in erster Linie mehr Datengenerierung über die Pandemie. Denn nur Daten können Aufschluss über Sterblichkeitsrate, Antikörperbildung oder die Dunkelziffer der Erkrankten geben und somit einen Wissensgewinn ermöglichen. Generell sei es für ForscherInnen sehr schwierig an Daten zu kommen. Hier wäre auch eine Zusammenarbeit/Austausch mit anderen EU-Ländern sinnvoll.
Zudem forderte Sprenger mehr Transparenz über die weitere Vorgangsweise der Regierung. Alle sollten Einblick haben, auf welcher Datenbasis so weitreichende Entscheidungen gefällt würden, so Sprenger. Er spricht sich zudem dafür aus, die Protokolle der Taskforce offenzulegen.
Alle Konsequenzen bei Schulöffnungen abwägen
Die Studienlage, ob Kinder zum Infektionsgeschehen beitragen, ist sehr widersprüchlich, so Sprenger. Kinder trügen demnach je nach Quelle viel bis wenig zum Infektionsgeschehen bei. Generell sollte man alle Maßnahmen und ihre Implikationen für die gesamte Bevölkerung beim Infektionsgeschehen mitbedenken und gegeneinander abwägen. Physische Distanzierung, die Absage von Großveranstaltungen sowie die Maskenpflicht seien sehr effiziente Maßnahmen um das Infektionsrisiko zu senken. Die Frage lautet also: Welche Risiken entstehen, wenn die Schulen nicht öffnen? Kinder aus sozial-schwächeren Gruppen könnten darunter besonders leiden. Bei einer Schulöffnung müsse man somit alle Maßnahmen/damit verbundenen Konsequenzen gegeneinander abwägen, was keine leichte Entscheidung sei, so der Gesundheitsexperte.
Virus in Zukunft besser in Schach halten
Sprenger geht davon aus, dass in Zukunft die Ausbreitung des Virus besser verhindert werden kann. Nun sei es möglich Ausbrüche früher zu erkennen, weil wir einerseits sensibilisiert seien und andererseits eine bessere Teststrategie hätten. Infizierte Menschen können dann schneller isoliert bzw. Regionen abgeschottet werden. Somit könne man großflächige Ausbreitungen verhindern. Außerdem werde man untersuchen wie viele Menschen eine ausreichende Immunität haben und wie lange diese anhält. Die Frage ist, wie man mit Unterschieden zwischen Regionen und Ländern umgeht.
Risikogruppen besser schützen
Der Gesundheitsexperte plädierte dafür die Risikogruppen besser zu schützen, wie die Menschen in Alters- und Pflegeheimen. Zugleich dürften aber die persönlichen Rechte nicht unverhältnismäßig eingeschränkt werden und das Gesundheitspersonal müsse gut geschult werden. Generell sei es wichtig die Erfahrungsschätze zu sammeln um in Zukunft besser gerüstet zu sein.
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