Bis 2050 werden jährlich rund zwölf Millionen Menschen durch Schlaganfall und fünf Millionen Menschen durch Demenz sterben. Dies prognostiziert die World Stroke Organization (WSO). Daher fordert Michael Brainin, Präsident der WSO, eine weltweite Präventionsstrategie in den Gesundheitssystemen zu etablieren.
In der neuesten Ausgabe von The Lancet Neurology veröffentlichte die WSO eine Erklärung zur globalen Prävention von Schlaganfall und fordert dringende Maßnahmen von Regierungen und gesundheitspolitischen Stellen, um das Risiko zu senken. Denn in den letzten zehn Jahren ist das lebenslange Schlaganfallrisiko für Erwachsene von eins zu sechs auf eins zu vier gestiegen. Besonderer Handlungsbedarf liegt in Bevölkerungsgruppen mit niedrigem und mittlerem Risiko, die letztendlich 80 Prozent der Behandlungen durch Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausmachen.
Die WSO stellt insgesamt vier Maßnahmen vor, die Inzidenz und Prävalenz von Schlaganfall und Demenz erheblich verringern sollen. Die Strategie berücksichtigt auch die spezifischen Herausforderungen von Ländern mit geringem und mittlerem Bruttoinlandsprodukt und zeigt kostengünstige Alternativen zu den derzeitigen Präventionsansätzen auf.
Grundprinzipien der Erklärung
Die WSO empfiehlt bevölkerungsweite Strategien zur Verringerung der Exposition gegenüber Schlaganfallrisikofaktoren wie Tabak, Alkohol und Lebensmittel sowie Maßnahmen zur Bekämpfung von Umweltrisikofaktoren, einschließlich Luftverschmutzung, über die ganze Lebensdauer der gesamten Bevölkerung.
Zudem sollen motivierende mobile Technologien implementiert und gefördert werden, wie das Stroke Riskometer, um individuelle Risiken zu identifizieren und Maßnahmen in Bezug auf Lebensstil-Risikofaktoren bei Erwachsenen zu unterstützen.
Die WSO setzt sich für Zugang zu einer niedrig dosierten Kombination aus generischen Blutdruck- und lipidsenkenden Therapien in einer Polypille für Erwachsene mittleren Alters und ältere Menschen mit mindestens zwei Risikofaktoren für schlaganfallförderndes Verhalten oder klinischen Schlaganfall.
Weiters sollen Investitionen, Schulungen und der Einsatz von Gemeindegesundheitspersonal die Umsetzung der Präventionsmaßnahmen erleichtern.
Reduktion des Schlaganfall- und Demenzrisikos
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass eine Kombination dieser Interventionen das Schlaganfallrisiko um 50 Prozent und die Demenzinzidenz um 30 Prozent senken würde. Gleichzeitig führen diese Maßnahmen auch zu einer Verringerung der Inzidenz anderer nicht übertragbarer Krankheiten.
„COVID-19 hat weltweit zu unvorstellbaren staatlichen Eingriffen und individuellen Verhaltensänderungen geführt, aber wir leben seit Jahren effektiv mit einer Schlaganfallpandemie und einer fehlgeschlagenen Präventionsstrategie. Die Notwendigkeit tiefgreifender Maßnahmen ist klar und unsere Präventionsprinzipien bieten kostengünstige, evidenzbasierte Ansätze, die bei globaler Umsetzung nicht nur Millionen von Menschenleben retten, sondern jährlich Einsparungen von Hunderten von Milliarden Dollar bringen würden. Dies ist Geld, das dringend benötigt wird, um die globalen Gesundheitssysteme zu stärken und die wirtschaftliche Erholung nach COVID-19 voranzutreiben“, so der Schlaganfallexperte Univ.-Prof. Dr. Michael Brainin, Leiter des Departments für klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin an der Donau-Universität Krems.
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Univ.-Prof. Dr. Michael Brainin
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