Die Vorsitzenden der World Stroke Organization und World Heart Federation fordern in der gemeinsamen Erklärung die Regierungen auf, drastische Veränderungen in der öffentlichen Gesundheitspolitik herbeizuführen. Diese sollen Fortschritte bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Prävention von Schlaganfall erzielen. Beide Erkrankungen sind weltweit die häufigsten Todesursachen und verursachen bis 2030 voraussichtlich Kosten in Höhe von 1.044 Milliarden US-Dollar.
Die beiden führenden Nichtregierungsorganisationen World Stroke Organization (WSO) und World Heart Federation (WHF) weisen auf einen Mangel an globalen Fortschritten hin und fordern die Regierungen auf, sich nicht weiter auf den Ansatz des individuellen Screenings klinischer Risikofaktoren zu beschränken und mehr in die Primärprävention auf Bevölkerungsebene zu investieren. Dies würde dazu führen, dass die Regierungen beispielsweise Maßnahmen zur Kontrolle von Alkohol- und Tabakkonsum priorisieren, den Verbrauch von Salz und Transfetten aus verarbeiteten Lebensmitteln reduzieren und sich mit vermehrter Bewegung als Lebensstil befassen.
„Gegenwärtige Präventionsansätze haben weltweit keine signifikanten Auswirkungen auf die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall“, sagte Univ.-Prof. Dr. Michael Brainin, Leiter des Departments für klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin der Donau-Universität Krems und Präsident der WSO. „Das lebenslange Schlaganfallrisiko für Erwachsene beträgt global gesehen jetzt eins zu vier, verglichen mit eins zu sechs vor weniger als einem Jahrzehnt. Die weltweiten Fortschritte in der Umsetzung der Prävention sind ins Stocken geraten, was für Erkrankte enorme Kosten und für die Gesellschaft steigende Kosten mit sich bringt. Das Scheitern wurde durch die aktuelle globale Gesundheits- und Wirtschaftskrise noch deutlicher. Wir ermutigen die Regierungen nachdrücklich, bevölkerungsbasierte Strategien zu priorisieren, da sie die Gesundheit verbessern, widerstandsfähigere Gesellschaften aufbauen und die Erholung der Weltwirtschaft unterstützen“, so der Schlaganfallexperte.
„Wenn wir die vorzeitige Sterblichkeit aufgrund nicht übertragbarer Krankheiten bis 2030 um ein Drittel senken wollen, müssen wir unseren Ansatz für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfallprävention neu ausrichten“, betonte WHF-Präsidentin Prof. Karen Sliwa. „Gegenwärtige Strategien für die klinische Praxis unterstützen Menschen mit geringem und mittlerem Herz-Kreislauf-Erkrankungs-Risiko häufig nicht und halten sie davon ab, gesündere Lebensentscheidungen zu treffen. Wir müssen mehr denn je sicherstellen, dass Ansätze zur Verhinderung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht nur kostengünstig und evidenzbasiert sind, sondern auch Ungleichheiten in Behandlung und Pflege beseitigen“, erklärte die Kardiologin.
Prof. Valery Feigin, ein in der neuseeländischen Auckland University of Technology ansässiger Forscher für öffentliche Gesundheit, der im WSO-Exekutivkomitee tätig ist, fügte hinzu: „Wenn 80 Prozent der Schlaganfälle Menschen passieren, die nicht als risikoreich eingestuft sind, müssen wir unseren Ansatz eindeutig überdenken. Es gibt kaum solide wissenschaftliche Beweise dafür, dass nationale Screening-Programme ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis bieten, um die Krankheitslast zu verringern. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass die Identifizierung und Kennzeichnung von Personen als risikoarm sie in falscher Sicherheit wiegt und ihre Motivation verringert, Maßnahmen gegen Rauchen, körperliche Inaktivität, Ernährung und Alkohol zu ergreifen. Indem wir alle unsere Einsätze auf die Identifizierung und Behandlung von Erkrankungen des Kreislaufsystems setzen, verpassen wir die Möglichkeit, viel früher im Präventionszeitplan, wo die Kosten am niedrigsten sind, bei ihren gemeinsamen Ursachen anzusetzen. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis beträgt 10,9 für jeden Dollar, der für die bevölkerungsweite Primärprävention ausgegeben wird. Es gibt zwar Gründe für das Screening und das Management klinischer Risikofaktoren, wir empfehlen jedoch nachdrücklich, dass dies die bevölkerungsbasierten Strategien ergänzen sollte und nicht umgekehrt“, legte der Professor für Epidemiologie und Neurologie dar.
Sowohl WHF als auch WSO führen Kampagnen durch, die darauf abzielen, die Öffentlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall sowie die Präventionsmaßnahmen zu sensibilisieren, die Einzelpersonen und Gesundheitssysteme ergreifen können.
World Stroke Organization
Die World Stroke Organization (WSO) ist die weltweit führende Organisation im Kampf gegen Schlaganfälle. Die Mission der WSO ist es, die globale Belastung durch Schlaganfall durch Prävention, Behandlung und Langzeitpflege zu reduzieren.
World Heart Federation
Die World Heart Federation (WHF) treibt die Agenda voran, um die globale Belastung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern und Menschen zu einem längeren und gesünderen Leben zu verhelfen.
Rückfragen
Univ.-Prof. Dr. Michael Brainin
Weitere Informationen
Tags