24.06.2020

Anwendungen wie Virtual Reality Therapy, Internet- und Mobile-Interventionen und künstliche Intelligenz zur intelligenten Diagnostik werden in Zukunft die Versorgung psychischer Störungen verändern. Welche Chancen und Risiken die digitalen Medien bergen, erklärt Professor Thomas Probst zusammen mit Professor Jeremy Bailenson, Stanford University, und Professor Christian Montag, Universität Ulm, in der Zeitschrift Digital Psychology.

Spätestens seit den neuen Gegebenheiten durch die COVID-19-Pandemie ist die Bedeutung der digitalen Medien für die Versorgung psychischer Störungen deutlich gestiegen. Wenig überraschend werden sie auch die Versorgung psychischer Störungen und die klinische Forschung in den nächsten Jahren verändern. Immer mehr TherapeutInnen werden Anwendungen wie Virtual Reality Therapy, Internet- und Mobile-Interventionen und künstliche Intelligenzen zur intelligenten Diagnostik nutzen und in ihre praktische Arbeit integrieren. Denn digitale Medien unterstützen einerseits die Verbreitung bewährter evaluierter Therapieprogramme und können andererseits eine Unterstützung im diagnostischen Prozess darstellen. Aktuell wird hier im Bereich digitale Phänotypisierung geforscht, bei der große Datenmengen analysiert werden. Hier können z. B. Zusammenhänge zwischen Smartphone-Nutzung und Persönlichkeitsdimensionen gefunden werden, wie eine aktuelle Publikation in der Fachzeitschrift Digital Psychology von Univ.-Prof. Dr. Thomas Probst und Dr.in Sanja Budimir, beide vom Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit (Leitung Univ.-Prof. Dr. Christoph Pieh), in Kooperation mit mehreren anderen Universitäten zeigt.  

„Genutzt werden hierbei die digitalen Daten, die durch die Benutzung vor allem des Smartphones, aber auch anderer digitaler Sensoren, generiert werden. Die digitalen Daten werden mit standardisierten, validierten Instrumenten kombiniert und können Rückschlüsse auf Emotionen, Kognition und Verhalten des Nutzers bzw. der Nutzerin geben. Dies könnte es in Zukunft ermöglichen, psychische Krankheiten frühzeitig zu erkennen und personalisierter zu behandeln, um im besten Fall schwerwiegende Krankheitsverläufe zu vermeiden“, erklärt Thomas Probst, Universitätsprofessor für Psychotherapiewissenschaften.

Qualität und Sicherheit der Daten

Die Sammlung dieser Daten wirft natürlich auch Fragen zur Datensicherheit und Qualität der digitalen Medien auf. Kontrollierte Studien und strenge Richtlinien sollen dieses Problem lösen.

„Die Herausforderung besteht darin, ein Qualitätssicherungssystem für Internet- und Mobile-Tools einzurichten. Ziel ist es, dass nur wissenschaftlich untersuchte und somit evidenzbasierte Tools in der Versorgung Einsatz finden, welche auch die erforderliche Datensicherheit gewährleisten. Da die meisten Apps für psychische Probleme derzeit nicht wissenschaftlich untersucht sind, sollte ein wissenschaftlich begleitetes Qualitätssicherungssystem von EntscheidungsträgerInnen eingeführt werden, um potentielle NutzerInnen zu schützen“, so der Experte Thomas Probst.

Da digitale Medien in Zukunft eine stärkere Rolle in der Versorgung spielen werden, ist es wichtig, dass sowohl ÄrztInnen, KlinikerInnen als auch KonsumentInnen über die Chancen und Risiken informiert sind.

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