21.05.2021

Unter den Titel „Forschung als Exploration von Potentialen mit konkreter Anwendung in der Bildungspraxis“ stellte Stefan Oppl am 18. Mai 2021 seine Antrittsvorlesung. Er wurde mit 1. September 2019 als Universitätsprofessor nach § 98 UG 2002 an die Universität für Weiterbildung Krems berufen, wo er seitdem das Department für Weiterbildungsforschung und Bildungstechnologien leitet.

Sein weites Verständnis des Begriffs Bildungstechnologien verdeutlichte Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Oppl, MBA gleich zu Beginn seiner Antrittsvorlesung am 18. Mai 2021, als er einen Bogen über fünf Jahrhunderte von der Erfindung des Buchdrucks bis zur Ära des Internets und Künstlichen Intelligenz spannte.

Das bloße Verfügbarmachen von Wissen, wie es der Sichtweise des „Nürnberger Trichters“ entspräche, sei allerdings noch kein Lernen. Die Lernzieltaxonomie nach Bloom zeigt, dass es neben den einfachsten Stufen Erinnern und Verstehen noch weitere, handlungsorientierte Stufen – vom Anwenden bis hin zum Kreieren – gibt, die auf diese Weise nicht angesprochen werden. Auch für die Handlungsorientierung bot Bildungsexperte Oppl Beispiele unterschiedlicher Epochen: den Abakus, der mehr als 2000 Jahre vor Christus schon im Einsatz war und zum Konzeptverständnis von Addition und Subtraktion diente und den Einplatinencomputer Raspberry Pi, der durch seine Zugänglichkeit zum Experimentieren einlädt und bei der Problemlösung technisches Grundlagenwissen vermittelt.

Lernen als inhärent kollaborativer Prozess

Zwei Erkenntnisse sind im Hinblick auf die Bildungstechnologien bemerkenswert, wie aus einem Ranking von digitalen Lernwerkzeugen durch Praktiker_innen hervorgeht: „Die wenigsten dieser Werkzeuge wurden speziell für Bildungszwecke entwickelt und die Hälfte von ihnen dient der Kommunikation. Dies veranschaulicht die inhärent kollaborative Natur des Lernens. Der Technologie kommt nur eine Vermittlungsfunktion zu, ist aber kein Ersatz für Lehrende“, so Stefan Oppl. In seinem technologischen Ausblick widmete er sich unter anderem dem Einsatz der Künstlichen Intelligenz, der auch rechtliche und moralische Fragen aufwerfen wird. Letztendlich gehe es bei der Exploration von Potentialen nie nur um die Frage „Was geht?“, sondern vor allem darum „Was hilft?“.

Wie Technologie den Lernprozess unterstützen kann

Nach der Abklärung, was genau unter Bildungstechnologien zu verstehen sei, richtete Oppl die Aufmerksamkeit auf das Thema, wie mit ihr der Lernprozess unterstützt werden könne. Dazu skizzierte er das Modell der kognitiven Belastung, das aufgabenspezifische, lernbezogene und unerwünschte Belastung unterscheidet. Technologie soll dabei helfen, die unerwünschte Belastung zu reduzieren, um so den eigentlichen Lernprozess zu fördern. Diese unerwünschten Belastungen können von der Technologie selbst, der Lernorganisation und den Lebensrahmenbedingungen der Lernenden herrühren. Anhand von DigiFit4All, einem Forschungsprojekt seines Departments, illustrierte Oppl, wie digitale Kompetenzen im Kontext der Universität an Lehrende, Studierende und das Personal in der Verwaltung zielgruppengerecht vermittelt werden können.

Über die Person

Oppl studierte Informatik und Angewandtes Wissensmanagement an der Johannes Kepler Universität Linz. An der Technischen Universität Wien reichte er seine Dissertation zum Thema „Unterstützung expliziter Articulation Work“ ein. 2017 habilitierte er sich in Wirtschaftsinformatik an der Universität Linz.

In Linz begann Oppls Forscherlaufbahn mit dem Projekt MobiLearn. Hier arbeitete er im Bereich Wirtschaftsinformatik an menschzentriertem Geschäftsprozessmanagement und an sozio-technischen Lernunterstützungs­systemen. Zudem ist er Lehrbeauftragter an der FH Oberösterreich – University of Applied Sciences Upper Austria. Als Marie-Curie-Fellow war er bei der Metasonic AG tätig, wo er im Bereich der kollaborativen, berührbaren Nutzungs-Schnittstellen für interaktive Systeme forschte. Ein Erwin-Schrödinger-Fellowship brachte ihn an die Radboud University in Nijmegen, Niederlande.

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