Das Antiparasitenmittel Ivermectin wird als mögliches Medikament gegen COVID-19 diskutiert. Die Faktencheck-Plattform Medizin Transparent (Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation) bewertet das Medikament allerdings als möglicherweise nicht wirksam gegen das Virus. Ein aktueller Cochrane Review kommt zum selben Schluss: Die verfügbaren Studienergebnisse bestätigen eine Wirksamkeit von Ivermectin bei COVID-19 nicht.
Die Ergebnisse des neu vorliegenden Cochrane Reviews zu Ivermectin gegen COVID-19 sind ernüchternd: Das Medikament scheint weder das Sterberisiko zu verringern, noch den Zustand von COVID-19-Patient_innen zu verbessern. Verglichen wurde Ivermectin in den Studien mit einem Placebo oder der Standardbehandlung. Ob Ivermectin zur Vorbeugung von COVID-19 wirksam ist, können die bisherigen Studien nicht beantworten. Die Verlässlichkeit der im Review zusammengefassten Studienergebnisse schätzen die Autor_innen zudem als niedrig bis sehr niedrig ein. Aktuell laufen noch größere Untersuchungen, die die Wirksamkeit bzw. Unwirksamkeit von Ivermectin gegen COVID-19 analysieren. Sind diese abgeschlossen, wird eine sicherere Einschätzung möglich sein. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA (European Medical Agency) und die Weltgesundheitsorganisation WHO raten derzeit vom Einsatz von Ivermectin zur Behandlung von COVID-19 ab.
Ergebnisse bekräftigen Faktencheck von Medizin Transparent
„Die Hoffnungen, die auf Ivermectin in Zusammenhang mit COVID-19 gesetzt werden bzw. wurden, sind möglicherweise nicht gerechtfertigt. Die Ergebnisse des aktuellen Cochrane Reviews bestätigen diese Einschätzung,“ stellt MMag. Bernd Kerschner, Projektleiter von Medizin Transparent, fest. Das Team von Medizin Transparent prüft kontinuierlich Mythen und Fakten rund um das Coronavirus auf ihren Wahrheitsgehalt. Die Beiträge auf Medizin Transparent werden laufend aktualisiert.
14 Studien mit 1678 Teilnehmenden in Review eingeschlossen
Der kürzlich veröffentlichte Cochrane Review fasst die Ergebnisse von 14 Studien mit insgesamt 1678 Teilnehmenden zusammen und bewertet diese kritisch (Stand der Literatursuche: 26. Mai 2021). Die Studien untersuchten unter anderem den Einfluss einer Ivermectin-Behandlung auf die Sterblichkeit und Schwere der Erkrankung, die Länge des Krankenhausaufenthaltes und eine eventuelle vorbeugende Wirkung.
Nur hoch dosiert wirksam in Zellkulturen
Ivermectin wird seit Jahrzehnten erfolgreich gegen Parasiten wie Würmer, Milben und Läuse bei Menschen und Tieren eingesetzt. Auslöser für den Hype um das Medikament in Verbindung mit COVID-19 war unter anderem eine Laborstudie aus dem April 2020. Sie zeigte, dass Ivermectin in Zellkulturen die Vermehrung des für COVID-19 verantwortlichen Virus SARS-CoV-2 hemmen kann. Die dabei verwendete Dosis lag jedoch weit über jener, die für Menschen als unbedenklich gilt. Trotzdem veranlassten diese Beobachtungen – zusammen mit den positiven Ergebnissen anderer kleiner Studien – diverse Lobbygruppen dazu, den Einsatz von Ivermectin als Medikament gegen COVID-19 zu forcieren. Insbesondere in Südamerika begannen viele Menschen auf eigene Initiative mit der präventiven Einnahme von Ivermectin.
Hintergrund: Medizin Transparent
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