06.09.2022

Das finale Programm des 48. ESAO-Kongresses wurde nun veröffentlicht. Aus dem breit gefächerten thematischen Querschnitt sind drei Themenfelder von besonderer Bedeutung: Organunterstützung und extrakorporale Therapien, die Bedeutung von Organoiden für die Forschung, sowie das Thema Herzunterstützung.

Der 48. ESAO-Kongress, der die gesamte Palette an Themen der Organunterstützung und des Organersatzes, beginnend mit extrakorporalen Therapien über extrakorporale Lebenserhaltungsmaßnahmen bis hin zu künstlichen Organen abbildet, wird nach dem Jahr 2007 nun zum zweiten Mal in Krems veranstaltet. Sitz der ESAO ist die Universität für Weiterbildung Krems. Deren Vizerektorin für Forschung und nachhaltige Entwicklung, Univ.-Prof.in Dr.in Viktoria Weber, Leiterin des Departments für Biomedizinische Forschung, ist derzeit Präsidentin der ESAO. Drei Themenfelder sind von besonderem Interesse:

Extrakorporale Blutreinigung

Eines der zentralen Themen des Kongresses wird der wissenschaftliche Fortschritt bei der Entwicklung von blutverträglichen Biomaterialien sein. Für die extrakorporale Nieren- und Leberersatztherapie ist die sogenannte Apherese (Blutreinigung) ein essentielles Verfahren und neben Membranen (Dialyse) sind Sorbentien, die bestimmte Schadstoffe adsorbieren und aus dem Blutkreislauf entfernen können, von Interesse. Millionen von Menschen sind auf extrakorporale Therapien angewiesen, weltweit leiden etwas über 800 Mio. Menschen an chronischen Nierenschäden, Tendenz steigend. In Österreich gibt es rund 6000 Dialysepatient_innen, wobei die jährlichen Kosten pro Patient_in bei 50.000 Euro liegen. Die Entwicklung blutverträglicher Materialien und die Forschung zu Wechselwirkungen an der Grenzfläche von Blut und Biomaterialien ist nicht nur eines der zentralen Themen des Kongresses, sondern auch ein Forschungsschwerpunkt des Departments für Biomedizinische Forschung der Universität für Weiterbildung Krems, das zu den führenden Institutionen auf diesem Gebiet zählt. Professor Claudio Ronco, Intensivmediziner aus Vicenza und einer der führenden Experten auf dem Gebiet extrakorporaler Therapien, wird in seinem Plenarvortrag am Donnerstag neue Entwicklungen auf dem Gebiet der Adsorptionstechnologien beleuchten. Der Dekan der Fakultät für Medizin und Gesundheit, Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer, ist am Samstag Vorsitzender eines Symposiums zum Thema „Blood Products“, einem damit eng verbundenen Forschungsfeld von großer klinischer Relevanz.

Organoide

Dem hohen Bedarf an Organen versucht die medizintechnische Forschung unter anderem mittels „Tissue Engineering“ zu begegnen. Ziel ist es, Gewebe oder ganze Organe im Labor zu züchten. Trotz Fortschritten in der Forschung sind künstlich gezüchtete Organe jedoch noch weit vom klinischen Einsatz entfernt, weil eine Reihe von Fragen, insbesondere die Sicherstellung einer adäquaten Bildung von Blutgefäßen zur Versorgung der Organe, derzeit noch ungelöst sind. Dagegen werden Organoide, wenige Millimeter große, organähnliche Mikrostrukturen, die mit Methoden der Zellkultur artifiziell erzeugt werden können, bereits  verstärkt in der Forschung eingesetzt. Sie besitzen großes Potenzial für die Erforschung von Krankheiten, für die Entwicklung und Testung neuer Medikamente, sowie für die Untersuchung der Organentwicklung. Viele Fragestellungen können damit oftmals sogar besser untersucht werden als im Tierversuch. Es geht dabei weniger um disruptive Durchbrüche, als vielmehr um kontinuierliche Innovation. Zu „Tissue Engineering“ wird am Mittwoch eine Session abgehalten, am Donnerstag findet ein Symposium zu „Bioartificial Organs“ statt.

Herzgesundheit und 60 Jahre Kunstherzforschung

Durch die COVID-19-Pandemie weiter sehr aktuell ist das Thema der extrakorporalen Lebenserhaltungsmaßnahmen (Stichwort „Künstliche Beatmung“) und das Thema Herzgesundheit und Kunstherz, insbesondere die technologischen Fortschritte, die hier in den vergangenen Jahrzehnten erreicht werden konnten. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schima von der Medizinischen Universität Wien wird am Freitag in seinem Plenarvortrag einen Rückblick auf 60 Jahre Forschung zu künstlicher Unterstützung des Herzens sowie zu der Entwicklung im Bereich Herztransplantation und Kunstherz geben. Österreich kann hier auf eine lange Tradition und Spitzenforschung verweisen.

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