Der Herbert-Stiller-Förderpreis wird für innovative wissenschaftliche Arbeiten verliehen, die sich mit Hilfe von tierversuchsfreien, humanbasierten Methoden der Erforschung und Therapie menschlicher Erkrankungen beschäftigen und einen wesentlichen Beitrag für den medizinischen Fortschritt leisten. Dafür kommen In-vitro-Studien, aber auch klinische Arbeiten und epidemiologische Untersuchungen bezüglich der Ursachen der Krankheiten in Frage. Stephan Harm von der Universität für Weiterbildung Krems konnte mit seinem Projekt überzeugen.
Dr. Stephan Harm beschäftigt sich am Zentrum für Biomedizinische Technologie in seinem preisgekrönten Projekt mit einem Blutgefäßmodell, in dem Teile der menschlichen Nabelschnur in einer speziell entwickelten Inkubationskammer kultiviert werden, die als "Blutgefäßkammer" bezeichnet wird. Dieses Modell, welches in Zusammenarbeit mit DI Christoph Bauer, PhD vom Zentrum für Regenerative Medizin entwickelt wurde, soll die Erforschung verschiedener Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen, wie z.B. Entzündungen, Verschlüsse und Schäden an den Gefäßen, ermöglichen. Ein Fokus liegt auf der Untersuchung der Heilungsprozesse bei beschädigten Blutgefäßen sowie auf der Erforschung des lebensbedrohlichen Zustandes der Sepsis.
Gefäßerkrankungen auf der Spur
Univ.-Prof.in Dr.in Viktoria Weber, Leiterin des Departments für Biomedizinische Forschung, wies in ihrer Eingangsrede auf die Bedeutung der medizinischen Forschung und die exzellente Kooperation am Campus Krems hin. Zudem betonte sie die langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Sepsisforschung und deren Wichtigkeit für innovative klinische Anwendungen.
Dr. Stephan Harm erläuterte in seinem Vortrag die Ansätze des Forschungsprojekts und die Gründe, warum er sich für ein humanbasiertes Modell entschieden hatte. Therapien für Sepsis zielen in erster Linie darauf ab, entzündliche Zustände in den Blutgefäßen in einen homöostatischen Zustand zurückzuführen. Ein Blutgefäßmodell, das mit menschlichem Blut durchströmt wird, kann dazu beitragen, die Diskrepanz zwischen Tiermodellen und Menschen zu überwinden und somit Tierversuche zu ersetzen. Wenn es möglich ist, die Nabelschnur nach der Geburt in ihrer nativen Struktur zu kultivieren, können zwei intakte menschliche Arterien und eine Vene für Forschungszwecke zur Verfügung stehen. Dieses Blutgefäßmodell bietet somit menschliche Blutgefäße für verschiedene Forschungsfragen und Therapietestungen. Dies kann zukünftig die Durchführung präklinischer Studien zur Bewertung neu entwickelter Therapien ermöglichen. In der Vergangenheit wurde die Blutgefäßforschung hauptsächlich mithilfe von Tiermodellen vorangetrieben. Erst durch das Verständnis, dass die Ergebnisse aus Tiermodellen nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen werden können, hat die Forschung und Entwicklung von Tierersatzmodellen an Bedeutung gewonnen.
Abschließend dankte Dr. Stephan Harm dem Verein Ärzte gegen Tierversuche für die Verleihung des Herbert-Stiller-Preis und betonte, dass das Preisgeld einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung des Projektes leistet.
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