05.12.2024

Univ.-Prof.in Doris Behrens, Walter Hyll und Raimund Kovacevic vom Department für Wirtschaft und Gesundheit der Universität für Weiterbildung Krems haben im „International Journal of Nursing Studies Advances“ erste Ergebnisse zum Einsatz von Community Health Nursing in Österreich veröffentlicht. Unter anderem liefert die Studie Aufschluss darüber, wie sich diese neue Dienstleistung in das österreichische Gesundheitssystem einfügt und ob sie bestehende Leistungen sinnvoll ergänzt.

Community Health Nursing zielt darauf ab, ein gemeindebasiertes Versorgungskonzept zu schaffen, das wohnortnah, niederschwellig und bedarfsorientiert ist. Seit 2022 unterstützt die Europäische Union im Rahmen von NextGenerationEU 115 Pilotprojekte in ausgewählten österreichischen Regionen, um die Umsetzung von Community Health Nursing im Rahmen des Austrian Recovery and Resilience Plans anzustoßen.

Die Studie liefert die erste umfassende Analyse österreichischer Community Health Nursing-Aktivitäten und erfolgte auf Basis von Umfragedaten. Zum Zeitpunkt der Befragung, im Frühjahr/Sommer 2023, waren 220 Community Health Nurses in Österreich tätig, wobei 181 für diese Studie gewonnen werden konnten. Über die Hälfte davon (54 %) füllte den umfangreichen Fragebogen vollständig aus. Die Daten besagen, dass die meisten Befragten (92 %) in vorstädtischen und ländlichen Gebieten wirken. Rund die Hälfte (48 %) der größtenteils weiblichen Community Health Nurses hat eine Arbeitszeitregelung von bis zu 25 Wochenstunden. Je ein Viertel arbeitet 25-35 Stunden (25 %) und mehr als 35 Stunden (27%), sodass die Vielfalt der Teilzeitarbeitsregelungen zu erheblichen Unterschieden in den Bruttoeinkommen führt. Normiert auf eine Arbeitsstunde beträgt das mittlere Bruttoeinkommen rund 20 Euro.

Das Tätigkeitsprofil von Österreichs Community Health Nurses

Prinzipiell orientiert sich das Aufgabenprofil von Community Health Nurses am internationalen Modell des „Public Health Intervention Wheel”, das die Aufgaben in fünf Bereiche gliedert: Monitoring und Datenerhebung, Case-Management und Überweisung, Beratung und Wissensvermittlung, Vernetzung und Zusammenarbeit sowie Fürsprache und Politikgestaltung. Eine für das Forschungsteam interessante Frage war nun, ob Community Nursing auch in Österreich diesem Modell folgend umgesetzt wurde oder in der Alpenrepublik alles anders ist.

In diesem Zusammenhang belegen die Studienergebnisse, dass die österreichischen Community Nursing Pilotprojekte dem Public Health Intervention Wheel zwar in ihren Aktivitäten prinzipiell folgen, sich jedoch stark auf Beratungs-, Präventions- und Koordinationstätigkeiten für Einzelpersonen konzentrieren. Die Gemeinde- oder gar die Systemebene kommt hingegen zu kurz. Dies unterscheidet sich vom internationalen Standard, der auf Interventionen auf allen drei Ebenen setzt. Jedoch zeigt der internationale Vergleich auch, dass Österreich, das in Bezug auf Community Health Nursing noch in den Kinderschuhen steckt, bezüglich des mangelnden Fokus auf Gemeinde und Gesamtsystem keine Ausnahme darstellt. So wurde etwa in Großbritannien in der Anfangsphase von Community Health Nursing durchaus Ähnliches beobachtet.

Ersatzleistung oder komplementäre Unterstützung?

Letztlich zeigen die Studienergebnisse durch den Einsatz zweier Klassifikationsschemata zur Bewertung von Tätigkeiten und eines innovativen Clustering Algorithmus, dass Österreichs mobile Pflegedienste durch Community Health Nursing sinnvoll ergänzt und nicht ersetzt werden. Ein Hauptaufgabengebiet der Nurses ist und bleibt es, ihre Klient_innen zu den richtigen Ansprechpartner_innen innerhalb des Gesundheits- und Sozialsystems zu bringen. Ein zweites Aufgabengebiet fokussiert auf Unterstützung bei Lebensstiländerungen zur Wiederherstellung des geistigen und körperlichen Wohlbefindens. Zwei lohnende Tätigkeitsfelder, die Community Health Nursing nicht nur als Schnittstellenmanagement wirksam, sondern auch als Berufsbild hochgradig attraktiv machen.

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