18.12.2024

Die Assembly Beyond Borders 2024 der Denkwerkstatt CACE, veranstaltet von der Universität für Weiterbildung Krems, beleuchtete am 27. November 2024 die Bedürfnisse und Herausforderungen der jungen Generationen im Kontext des lebensbegleitenden Lernens. Thomas Estermann, Meghan Grace, Peter Parycek, Thorsten Philipp und Christie Schultz thematisierten die Rolle von kritischem Denken, Transdisziplinarität, Governance und Führung, Inklusion und Diversität sowie von Lernanreizen.

Mag. Friedrich Faulhammer, Rektor der Universität für Weiterbildung Krems und Initiator von CACE, ging in seiner Begrüßung auf Facetten des Veranstaltungstitels „Next Generation – Continuing Education“ ein. Gerade in herausfordernden Zeiten wird die Innovationslücke in Europa, vor der der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank Mario Draghi im Kontext der Wettbewerbsfähigkeit jüngst warnte, besonders schmerzlich spürbar. Eine Lücke, die nicht an einem Mangel an Ideen liegt, sondern am Fehlen der Kompetenzen, Innovationen unternehmerisch zu verwerten. Zudem fehlen Schlüsselkompetenzen für die Zukunft. Deshalb sind neue, innovative Bildungswege erforderlich, um diese Lücken zu schließen.

Lernen und gesellschaftliche Resilienz

Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Parycek, MAS MSc, Vizerektor für Lehre/Wissenschaftliche Weiterbildung und digitale Transformation (CDO) an der Universität für Weiterbildung Krems, verdeutlichte in seinem Beitrag, wie Demokratie, KI und kritisches Denken die Resilienz von Demokratien in Zukunft stärken können. Er betonte, dass in Zeiten einer zunehmenden Krise der Demokratie die Gewaltenteilung weiterhin das Fundament des gesellschaftlichen Zusammenhalts bildet. Technologie, etwa in Form von Künstlicher Intelligenz, sei per se keine Bedrohung, sondern fungiere als Verstärker der menschlichen Natur. Im Verbund mit Bildung kann sie Demokratie und Gesellschaft stärken, sofern ein verantwortungsvoller Umgang damit stattfindet. Für Universitäten und deren Weiterentwicklung sieht er KI als wichtiges Instrument, das im gesamten Curriculum mitberücksichtigt werden soll, das Kreativität fördern kann und durch den streng datenbasierten Ansatz auch für Forschende enorme Möglichkeiten bietet. KI hat damit den Status der Dampfmaschine unserer Zeit und es gilt, ihr Potential voll auszuschöpfen.

Pluralität des Wissens und der Wissensproduktion

Dr. Thorsten Philipp, wissenschaftlicher Referent Transdisziplinäre Lehre an der Technischen Universität Berlin, erkennt im transdisziplinären Lernen fünf Dimensionen: Die Pluralität der Wissensressourcen (Erfahrungswissen, verankertes Wissen, autochthones Wissen, etc.), die Pluralität der Akteur_innen der Wissensproduktion (Forschende, Praktiker_innen, Künstler_innen, Studierende, Zivilgesellschaft, usw.), die Pluralität der Beteiligungsmöglichkeiten, die Pluralität der Aufgaben und Neuaushandlung von Verantwortlichkeiten sowie die Pluralität der Bildungsbiografien und Wege zum Wissen. Um diese Form des Lernens zu etablieren, müssten neue Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dazu gehört es unter anderem, Kontrolle abzubauen und Partizipation und Ko-Kreation zu fördern, ebenso wie Hierarchien zu reduzieren und kollektive Verantwortung auszuweiten. Weiters bedürfe es einer Fehlerkultur, die Misserfolge, Flops und Umwege in Kauf nimmt. Als Orte transdisziplinären Lernens präsentierte er Reparatur-Cafès, FabLabs (auch bekannt als MakerSpaces) und Gemeinschaftsgärten.

Die Rolle von Governance

Mag. Thomas Estermann von der European University Association (EUA) analysierte in seinem Vortrag, wie Universitäten durch Governance, Organisation und Leadership zukunftsfähig gemacht werden können, um den Anforderungen zukünftiger Generationen gerecht zu werden. Er führte aus, dass die Governance-Strukturen an europäischen Universitäten zunehmend auf einem dualen Modell basieren, bei dem externe Mitglieder oft die Mehrheit in den Leitungsgremien stellen. Dies erfordere eine sorgfältige Abstimmung zwischen internen und externen Akteuren, um eine effektive Entscheidungsfindung zu gewährleisten. Estermann betonte, dass die Hochschulleitungen vor der Herausforderung stünden, die Digitalisierung voranzutreiben und gleichzeitig die notwendige Flexibilität und Innovationskraft zu fördern. Er stellte fest, dass viele Hochschulen Potenziale zur systematischen Entwicklung von Führungskompetenzen ungenutzt ließen. Führungskräfte der Zukunft müssten in der Lage sein, strategisch zu denken, Veränderungen zu antizipieren und partizipative Führungsstile zu fördern, um die institutionelle Resilienz und Innovationsfähigkeit zu stärken. Als zentrale Empfehlungen formulierte Estermann den Ausbau von Leadership-Entwicklungsprogrammen, die regelmäßige Überprüfung von Governance-Strukturen und die strategische Integration der digitalen Transformation. Er plädierte dafür, dass Hochschulen nicht nur ihre Organisation modernisieren, sondern auch eine vorausschauende Kultur etablieren sollten, um den Bedürfnissen zukünftiger Generationen gerecht zu werden.

Inklusivität und Vielfalt als wichtige Faktoren

Dr.in Christie Schultz, Dekanin des Zentrums für Weiterbildung an der Universität Regina, hielt einen umfassenden Vortrag über Inklusivität und Vielfalt in der kanadischen Weiterbildung, wobei sie die historischen Wurzeln, die aktuellen Bemühungen und die zukünftigen Möglichkeiten beleuchtete. Sie betonte, dass die Ausweitung des Zugangs zu den Universitäten auf verschiedene Bevölkerungsgruppen eine dauerhafte Aufgabe sei. Dabei blickte sie auf Initiativen aus dem frühen 20. Jahrhundert zurück, die darauf abzielten, die Hochschulbildung einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Heute konzentrieren sich die kanadischen Weiterbildungsprogramme auf Gleichberechtigung, Vielfalt und Inklusion (EDI) durch Online-, Fern- und Übergangsangebote sowie spezielle EDI-Programme wie Microcredentials; darüber hinaus gibt es Initiativen, die speziell auf indigene Bevölkerungsgruppen zugeschnitten sind. Schultz betonte, wie wichtig es sei, die Erwartungen der Generation Z in Bezug auf soziale Gerechtigkeit und Inklusion zu erfüllen und die Programme auf deren Werte und Bedürfnisse abzustimmen. Mit Blick auf die Zukunft bezeichnete sie die Finanzierung, die Datenerfassung und den erschwinglichen Zugang als entscheidende Bereiche, in denen die Bemühungen um Vielfalt und Integration verstärkt werden müssten. Schultz schloss mit dem Aufruf, sich weiterhin für die Schaffung eines gerechten, vielfältigen und inklusiven Bildungsumfelds einzusetzen, um Lernende und Gemeinschaften positiv zu beeinflussen.

Generation Z

Dr.in Meghan Grace präsentierte Strategien, wie Bildungseinrichtungen die Generation Z (geboren 1995–2010) effektiv in die wissenschaftliche Weiterbildung einbinden können. Diese Generation, geprägt durch digitale Vernetzung und sozialen Wandel, zeichne sich durch Loyalität, Verantwortungsbewusstsein, Offenheit und Mitgefühl aus. Ihre Motivation entspringe dem Wunsch nach Sinnhaftigkeit, persönlicher Verbindung und sichtbaren Erfolgen, sowohl im beruflichen als auch im persönlichen Kontext. Grace betonte, dass Bildungsangebote über berufliche Qualifikationen hinausgehen und auch persönliche sowie intellektuelle Entwicklung fördern sollten. Wichtig seien personalisierte, sinnvolle Formate, die auf die individuellen Bedürfnisse und Motivationen der Lernenden zugeschnitten sind. Technologie spiele dabei eine zentrale Rolle, da sie den Zugang erleichtert, Effizienz steigert und Skalierbarkeit ermöglicht. Gleichzeitig unterstrich sie die Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen sowie die Förderung kritischen Denkens und langfristiger Neugier. Bildungseinrichtungen empfahl Grace, bewährte Methoden mit innovativen Ansätzen zu kombinieren, um die Erwartungen der Generation Z zu erfüllen und gleichzeitig andere Generationen weiterhin einzubeziehen. Sie rief Führungskräfte dazu auf, Veränderungen offen zu begegnen, ohne grundlegende Werte aus den Augen zu verlieren. Abschließend beschrieb sie Gen Z als eine Generation, die nicht nur Visionen entwickelt, sondern diese auch entschlossen umsetzt und dabei aktiv zur Gestaltung einer besseren Zukunft beiträgt.

Mit ihren Breakout Sessions und der abschließenden Diskussion der Keynote Speakers, moderiert von Mag.a Christina Hell, Leiterin der Abteilung für Lehrentwicklung und Digitale Transformation an der Universität für Weiterbildung Krems, bot die Assembly Beyond Borders reichlich Gelegenheit zum fachlichen Austausch. Erfahrungen, Meinungen und Stimmungen aus dem Publikum wurden aufgegriffen und flossen in die gemeinsame Diskussion ein.

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