06.02.2025

Prinz Eugen war nicht nur ein meisterhafter Stratege, sondern auch ein bemerkenswerter Mäzen und Kunstsammler. Seine „Bibliotheca Eugeniana“, eine der beeindruckendsten Hand- und Druckschriftensammlungen des Barock, wurde bislang wenig erforscht und war nur bedingt für die Öffentlichkeit zugänglich. Ein neues Forschungsprojekt der Österreichischen Nationalbibliothek gemeinsam mit der Universität für Weiterbildung Krems beleuchtete die historischen Ursprünge und aktuelle Aufstellung dieser wertvollen Sammlung, die zum UNESCO-Kulturerbe Österreichs zählt, um sie mit digitalen Methoden sichtbar zu machen. Das Ergebnis ist ein virtueller Schauraum, der barocke Pracht mit Innovation verbindet.

Während die militärischen Erfolge Prinz Eugens von Savoyen in Österreich weithin gerühmt wurden, ist heute weniger bekannt, dass er ein ausgewiesener Kunstliebhaber war, der viel Geld in die Sammlung der besten Handschriften und Bücher seiner Zeit investierte. Als im Jahre 1738 nach dem Tod des Prinzen sein Besitz zum Verkauf stand, wurde sein Schloss Belvedere auf 100.000 Gulden geschätzt, seine private Büchersammlung – die sogenannte „Bibliotheca Eugeniana“ – auf 150.000 Gulden. Die rund 16.000 Bücher und Handschriften dieser Bibliothek gelangten durch den Ankauf Kaiser Karls VI. in die damalige Hofbibliothek und befinden sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek. Aufgrund ihrer Größe und ihrer bewegten Geschichte, die von vielen Übersiedlungen und Neuaufstellungen geprägt war, konnte ihr genauer Umfang in den verschiedenen Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek und ihr inhaltlicher Aufbau bislang nicht endgültig bestimmt werden. Das Forschungsprojekt „Bibliotheca Eugeniana Digital“ hatte daher das Ziel, eine genaue Übersicht über die Bücher Prinz Eugens innerhalb der Österreichischen Nationalbibliothek zu erstellen und diese für die Forschung und die Öffentlichkeit digital zugänglich zu machen. Die Bücher der „Bibliotheca Eugeniana“ sind großteils im Prunksaal aufgestellt.

Historische Quellen mit modernen Methoden visualisiert

Als Quellen für dieses Projekt dienten ein historischer, handschriftlicher Katalog aus dem 18. Jahrhundert, die markanten Ledereinbände mit einer Wappenprägung Prinz Eugens und die digitalisierten Volltexte der historischen Bestände der Österreichischen Nationalbibliothek. Mit Methoden der digitalen Geisteswissenschaften, insbesondere maschinellem Lernen, elaborierter Suchverfahren und avancierten Visualisierungstechniken, wurden die Bücher der „Bibliotheca Eugeniana“ im digitalen Bestand gesucht, eine digitale Edition des umfangreichen historischen Katalogs erstellt und eine Visualisierung der Gesamtsammlung entwickelt. Dieses visuelle Informationsportal erlaubt, die Bestände der „Bibliotheca Eugeniana“ zu erkunden, einschließlich der vollständigen Digitalisate, aber auch Fakten wie Entstehungsort und -zeit der Drucke. So werden nicht nur Einblicke in den Stand des Wissens zur europäischen Barockzeit ermöglicht, sondern auch ein besseres Verständnis der Interessen und Sammelaktivitäten Prinz Eugens.

Das Projekt hat diese einzigartige Sammlung nun mit digitalen Methoden für die Forschung und für die interessierte Öffentlichkeit digital zugänglich gemacht.
 

Das Forschungsprojekt „Bibliotheca Eugeniana Digital“ ist eine Kooperation der Österreichischen Nationalbibliothek (zuständig für die Datenbasis und die Machine Learning-Anwendung) mit dem Zentrum für Kulturen und Technologien des Sammelns der Universität für Weiterbildung Krems (zuständig für die Konzeption und Entwicklung der Visualisierungen) und wurde durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften im Rahmen des Calls „go!digital 3.0“ gefördert.

Zum Anfang der Seite