Das Department für Bauen und Umwelt pflegt seit 2016 durch die Initiative von Dr habil Patricia Engel (akademische Restauratorin) und ihre ASEA UNINET Projekte gute und intensive Kontakte mit indonesischen Universitäten, Instituten und dem Museum Affandi in Indonesien. Im August 2019 reiste Dipl.-Ing. Wolfgang Stumpf, Department für Bauen und Umwelt, für einen Studien- und Lehraufenthalt in die Universitätsstadt Yogyakarta auf der Insel Java.
Lehren und Lernen an der Universitas Gadjah Mada
In Yogyakarta schwankt die Tageshöchsttemperatur über das Jahr ohne große Abweichungen um die 33 Grad Celsius. In Österreich häuft sich die Anzahl der Hitzetage mit knapp unter 40 Grad Celsius. Daraus ergab sich die Frage, wie in Indonesien im Unterschied zu Europa sehr warmes und feuchtes Klima von den Menschen wahrgenommen wird und wie darauf in baulicher und technischer Weise reagiert wird. An der Architektur-Fakultät der Universitas Gadjah Mada hielt Wolfgang Stumpf eine Vorlesung über „Thermal Comfort Criteria in Indonesia and Europe“. Anschließend haben die StudentInnen an verschiedenen Orten des Affandi Museumareals ihre subjektive Wahrnehmung von thermischer Behaglichkeit getestet und mit gemessenen Klimakomfortparametern verglichen. Mit dieser Übung haben sie gelernt, die Umgebung ganzheitlich wahrzunehmen und in ihre Gebäudeentwürfe mit einzubeziehen.
In der Diskussion mit StudentInnen und Kollegen des Bauphysik-Instituts kam man überein, dass die Bewertung des thermischen Komforts und die Planung von Gebäude- und Klimatechnik hier wie dort sehr ähnlich sind. Ebenso werden großvolumige, moderne Bauten wie fast überall auf der Welt mit geschlossenen Fassaden und energieintensiven Vollklimaanlagen errichtet. Jedoch ist in Indonesien vor allem bei bestehenden, traditionellen Wohnhäusern und im Alltag der BewohnerInnen noch immer großes Wissen über die Nutzung von passiven Kühlmethoden wie Wind und Schatten erkennbar.
Klima für Kunst und BesucherInnen im Museum Affandi
Die Nutzung natürlicher Ressourcen zur Raumklimatisierung wusste auch der bildende Künstler Affandi (1907-1990) beim Entwurf seiner 1973 in Yogyakarta fertig gestellten Kunstgalerie zu berücksichtigen. Durch die Verbauung der Umgebung des Museums und durch verschiedene bauliche Änderungen am Gebäude hat sich die klimatische Situation in der Galerie verschlechtert.
Im Sommer 2018 haben Wolfgang Stumpf und Gregor Radinger vom Department für Bauen und Umwelt die Licht- und Temperaturprofile im Gebäude untersucht. Beim aktuellen Besuch des Museums konnte festgestellt werden, dass die Umsetzung der damals empfohlenen Maßnahmen die Lichtverhältnisse und den thermischen Komfort für die BesucherInnen und die ausgestellten Kunstobjekte verbesserte.
Zu Beginn des Jahres 2019 hat Wolfgang Stumpf im Rahmen des neuesten ASEA Uninet Projekts in Zusammenarbeit mit dem Museum Affandi und der TU Wien Sensoren zum permanenten Monitoring des Außen- und Innenraumklimas um und in der Galerie 1 installiert. Die Messdaten werden von Wolfgang Stumpf wissenschaftlich ausgewertet, publiziert, in der Lehre verwendet und natürlich mit der Museumsleitung kommuniziert. So kann das Museum jederzeit das Innenraumklima im Verhältnis zu Besucherandrang, Wettersituation und den Raumkühlungsmaßnahmen beobachten und entsprechend reagieren. Dieses Projekt liefert Erkenntnisse über die intensivere Nutzung natürlicher Ressourcen zur thermischen Raumkonditionierung und zur Schaffung einer idealen klimatischen Umgebung für Kunst und BesucherInnen als ein Baustein einer gesamtheitlichen Konservierungsstrategie. Die Ergebnisse sollen auch in Zukunft mit den Partnern in Indonesien für Forschungs- und Lehrzwecke weiterentwickelt werden.
Workshop “One Week for Restoration Education”
Dr. Ulrike Herbig, Institut für Baugeschichte und Bauaufnahme der TU Wien, hat VertreterInnen von fünf indonesischen Universitäten, der TU Wien und der Donau-Universität Krems zum Workshop “One Week for Restoration Education” nach Yogyakarta eingeladen. In zahlreichen Vorträgen und Exkursionen zu Baudenkmälern wie zum Beispiel die Tempelanlage Borobudur mit dem dort ansässigen Institut für Denkmalpflege, Kunstmuseen und Gebäuden mit traditioneller indonesischer Architektur erhielten die TeilnehmerInnen einen umfassenden Einblick in die aktuelle Bedeutung von Baukultur und -kunst in der Gesellschaft und Ausbildung in Indonesien und Europa. Auf dieser Basis wurden in Diskussionen und Kleingruppen die ersten Ideen für ein Masterstudium über „Restoration of Arts and Architecture“ erarbeitet. Mit diesem Ergebnis ist man dem Ziel, nämlich der intensiveren Zusammenarbeit indonesischer und europäischer Universitäten und Institutionen in Forschung und Lehre, einen großen Schritt nähergekommen.
Wolfgang Stumpf bringt von seinem Aufenthalt in Indonesien viele neue Erkenntnisse und Ideen über passive Raumkühlungsmethoden, der Anpassung unseres Tagesablaufs und der Gebäudegestaltung an die wärmeren Klimaverhältnisse mit, die er in seinen Lehrveranstaltungen, Vorträgen und Projekten einbringen wird.
* Research reported in this publication was jointly supported by the ASEAN-European Academic University Network (ASEA-UNINET), the Austrian Federal Ministry of Education, Science and Research and the Austrian Agency for International Cooperation in Education and Research (OeAD-GmbH).
Rückfragen
Dipl.-Ing. Wolfgang Stumpf