07.06.2017

Die flächendeckende Verbreitung von Mobilgeräten aller Art füllt die Lücke zwischen Lernenden und Lernumgebung. Konstante Netzanbindung und größere Rechenleistung ermöglichen den ortsunabhängigen Zugriff auf Lernmaterialien. Doch fehlende Infrastruktur auf Seiten der Anbieter und beschränkte Akkulaufzeiten gefährden Mobile Learning möglicherweise noch vor dem großen Durchbruch. Mehr dazu in Teil 3. unserer Serie „Trends in der Bildungstechnologie“.

Einmal Bildung zum Mitnehmen bitte

Rasante technische Entwicklung und Verbreitung

2016 erfasste StatCounter erstmals mehr Websitezugriffe über Mobilgeräte als über Desktop-PCs. Unter dem Schlagwort Responsive Design wurde in den letzten Jahren vermehrt Augenmerk auf die optimale Darstellung von Seiten auf unterschiedlichen Devices gelegt. Wer also mobil surft, muss keine Qualitätseinbußen mehr in Kauf nehmen – im Gegenteil, Smartphones sind im Alltag einfach praktisch. Die Konvergenz aus Telefon und Kamera machte Digitalkameras schnell obsolet, die Einbindung von Browser und Erweiterungen über Apps macht das Smartphone immer mehr zum Desktopersatz. Schnellere Prozessoren und mehr Speicher forcieren diese Entwicklung, die nach wie vor beschränkte Akkulaufzeit hemmt sie hingegen.

Offene Bildung oder breitere digitale Kluft?

Mobilgeräte bieten zudem zusätzliche Interaktionsmöglichkeiten, wie etwa Touch- oder Sprachsteuerung und den Einsatz von Kamerafunktionen (Scannen, Video).
Studien zeigen, dass bereits zwei Drittel der Lernenden ihr Smartphone zum Lernen benutzen. Die weite Verbreitung ermöglicht einen leichteren und schnelleren Zugriff auf Bildungsressourcen. Selbst in infrastrukturell benachteiligten Regionen wie Zentralafrika verfügt bereits jeder Zweite über ein Smartphone und hat damit theoretisch Zugang zu umfassenden und leicht zugänglichen Ressourcen, etwa in App Stores. Experten sind sich jedoch nicht einig, ob die mobile Nutzung nun Barrieren abbaut oder sich die sogenannte Digitale Divide, also die Kluft zwischen jenen, die an der Digitalisierung teilhaben und jenen, die das nicht tun oder können, nicht noch verbreitern wird.

Vorteile für Studierende sind Herausforderung für Lehrende

Mobile Learning ermöglicht kontinuierliches Lernen in kleinen Schritten und in kurzen Zeiteinheiten. Plötzlich sind natürliche Unterbrechungen im (Arbeits-) Alltag oder Fahrt- und Reisezeiten für kleine, aber intensive Lernschritte nutzbar. Lernen passiert damit zwischendurch und wenn gerade Zeit ist. Mobile Learning kann als ideale Ergänzung zu Präsenzseminaren eingesetzt werden, besonders bei berufsbegleitend Studierenden ist es entsprechend beliebt. Dazu müssen die Anbieter sowohl technisch als auch personell aufrüsten: bekannte und verbreitete Lernsysteme lassen sich oft mobil nur eingeschränkt nutzen, eine Vielzahl von Apps versucht diese Lücke zu füllen. Zum anderen müssen TutorInnen und Lehrende auch zu Zeiten verfügbar sein, zu denen diese Studierende lernen. Ein Tutoring von 8 bis 12 ist für einen arbeitenden Studierenden nur bedingt sinnvoll. Denn in der Echtzeit-Kommunikation mit dem Lehrenden liegt ein entscheidender Vorteil im Mobile Learning: Fragen können schnell beantwortet, Umfragen oder Feedback können ohne Zeitverzögerung übermittelt werden.
Eine Herausforderung stellt die Endgerät-gerechte Aufbereitung des Inhalts dar. Der Upload eines PDFs ist kein Mobile Learning, der Funktionsumfang des Mobilgeräts will genutzt werden. Einmal mehr zeigt sich: die beste Technologie ist sinnlos ohne das entsprechende didaktische Design.

Die Serie: Trend-Technologien im Bildungsbereich

Das Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien wird in den kommenden Wochen jeweils eine Trend-Technologie im Bildungsbereich in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Grundlage dieser Serie sind die Horizon-Reports des renommierten New Media Consortium (NMC).
Die Horizon Reports stellen die Forschungsergebnisse der NMC-Gemeinschaft dar und listen für den jeweiligen Bereich jedes Jahr sechs für den Bildungsbereich zukunftsträchtige Technologien auf. Jeweils zwei davon sind aktuell in einigen fortgeschrittenen Institutionen schon im Einsatz und haben daher bereits jetzt bzw. im nächsten Jahr große Auswirkungen. Jeweils zwei weitere Technologien werden in 2-3 und 4-5 Jahren im Bildungsbereich an Bedeutung gewinnen.
Die Artikel des Departments für Interaktive Medien und Bildungstechnologien werden sich mit Themen wie Natural User Interfaces, Adaptive Learning Technologies und dem Internet der Dinge beschäftigen.

 

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