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Durch Digitalisierung und Automatisierung wandelt sich die Arbeitswelt rasant. Berufe verändern sich, neue Aufgaben entstehen, für die die Menschen neue Fähig- und Fertigkeiten brauchen. Aber welche genau sind das? Was müssen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer künftig können? Auf diese Fragen ging Jörg Schubert, Partner bei McKinsey Dubai, in seinem Vortrag ein. 

 

Schubert zeigt auf, dass etwa die Hälfte der Tätigkeiten, die heute ausgeführt werden, theoretisch automatisierbar wäre. Das könne zu mehr Produktivität führen, gleichzeitig bringe es die Herausforderung mit sich, Menschen umzuschulen. Es könne sein, dass bis 2030 rund ein Drittel der Beschäftigten innerhalb der OECD den Beruf werde wechseln müssen, wie Schubert deutlich macht. Early Adopters, also jene, die früh auf die neuen Trends reagierten, würden überproportional stark profitieren, was für Firmen wie Staaten gleichermaßen gelte. Diesem „Winner takes it all“-Prinzip folgend seien die Nachteile für späte Umsteiger umso gravierender. 

 

McKinsey hat errechnet, welche Sektoren ein besonders großes Automatisierungspotenzial haben. Ebenfalls untersucht wurde das Automatisierungspotential einzelner Aufgaben. Dabei zeigte sich, dass nur etwa ein Prozent der Berufe komplett automatisierbar wäre. Gleichzeitig seien in 60 Prozent der Berufen 30 Prozent der Aufgaben automatisierbar. Das bedeute, dass “diese Jobs nicht verschwinden werden, sie werden sich verändern”, sagt Schubert. Er präsentiert eine Grafik, wonach handwerkliche Fähigkeiten in den nächsten zehn Jahren an Relevanz verlieren werden. Auch einfache kognitive Fähigkeiten würden unbedeutender – technologische, aber auch soziale und emotionale hingegen immer wichtiger. 

 

Für den Bericht Defining the skills citizens will need in the future world of work widmeten sich Schubert und seine Kolleginnen und Kollegen dem Thema eingehender. Sie werteten die akademische Literatur zum Thema aus, arbeiteten mit Unternehmen und Bildungsinstitutionen zusammen. Schließlich definierten sie 56 sogenannte “DELTAS”, worunter sie Kompetenzen, Talente oder Eigenschaften verstehen, die in Zukunft gefragt sein werden. Diese DELTAS teilten sie wiederum in vier Kategorien ein: kognitive, zwischenmenschliche, digitale und Selbstführungskompetenzen. 

 

Unter den kognitiven Kompetenzen finden sich beispielsweise logisches Denken, Problemlösungskompetenz oder das Vermögen, die wichtigsten Informationen herauszufiltern. Aber auch ein gutes Zeitmanagement ist gelistet, ebenso wie Kommunikationsfähigkeiten: Storytelling und Reden vor Publikum, die Fähigkeiten, die richtigen Fragen zu stellen und aufmerksam zuzuhören. Kreativität und Flexibilität fallen ebenfalls in diese Kategorie. Unter den gefragten zwischenmenschlichen Talenten finden sich wiederum Empathie, Motivationsfähigkeit oder Problemlösungskompetenz. Eine gute Selbstwahrnehmung oder ein gutes Zeitmanagement zählen zu den Selbstführungskompetenzen, so wie auch Leidenschaft, Leistungsorientierung und die Eigenschaft, Unsicherheit aushalten zu können. Zu den gefragten digitalen Skills zählt zum Beispiel die Fähigkeit, mit Daten kompetent umzugehen. 

 

Nachdem sie die Liste erstellt hatten, befragten Schubert und sein Team 18.000 Menschen aus 15 verschiedenen Ländern, um herauszufinden, welche der sogenannten DELTAS sie bereits mitbringen und ob diese mit beruflichem Erfolg verknüpft sind. Die Ergebnisse der Online-Befragung zeigen unter anderem, dass Beschäftigte offenbar über mehr der Zukunftsskills verfügen als Arbeitslose. Demnach sind sie eher in der Lage, sich neuen Situationen anzupassen oder mit Unsicherheit umzugehen. Es habe sich außerdem gezeigt, dass die definierten Eigenschaften mit einem höheren Einkommen einhergehen, wie Schubert erklärt. Auch die Zufriedenheit mit ihrer Jobsituation sei bei jenen Befragten höher, die viele der definierten Skills mitbringen. Der Zusammenhang der Eigenschaften mit dem Bildungsgrad wurde ebenfalls analysiert, mit dem Ergebnis, dass viele nicht direkt mit Bildung verbunden sind. Kreativität, Empathie oder Risikobereitschaft würden vom Bildungssystem also noch nicht abgedeckt, folgert Schubert. 

 

Am Ende seines Vortrags betont er, dass die Forschung zum Thema noch ganz am Anfang stehe. Nun gelte es, die Qualifikationen und Fähigkeiten noch weiter auszudefinieren und zu klassifizieren, wozu die Zusammenarbeit etwa mit Bildungsinstitutionen nützlich wäre. Dann gehe es darum herauszufinden, wie Fähigkeiten wie Kreativität oder Resilienz geschult werden können. Die pädagogischen Methoden müssten dann in die Curricula, in die Bildung und Weiterbildung integriert werden. Eine Aufgabe sei es auch zu kommunizieren, wie entscheidend diese Skills für den Arbeitsmarkt der Zukunft sind. 

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