05.05.2017

Unter dem Titel "Europa zwischen Geist und Ungeist. Nationalismus und Konzepte europäischer Föderation in historischer Perspektive" hielt Prof. Ulrike Guérot am 28. April ihre Antrittsvorlesung. Ulrike Guérot wurde mit 1. April 2016 als Universitätsprofessorin für Europapolitik und Demokratieforschung gemäß § 98 UG an die Donau-Universität Krems berufen.

In ihrer Antrittsvorlesung beleuchtete Univ.-Prof. Dr. Ulrike Guérot die gegenwärtigen populistischen Strömungen in Europa aus historischer Perspektive. Welche europäischen Antworten schon in früheren Epochen auf die Versuchung von Nationalismus gegeben wurden und wie diese Konzepte schließlich zu dem wurden, was wir heute als Europäische Union verstehen, stand im Mittelpunkt des Vortrags. Die Frage, wie die Bevölkerung in einer Demokratie repräsentiert ist, sei essenziell für die Analyse der derzeitigen Strömungen, so Ulrike Guérot.

"Ein Plebiszit ist nicht Partizipation", wenngleich eine Volksabstimmung in umgrenzten lokalen oder regionalen Räumen durchaus sinnvoll und gut sein könne, solange Abstimmung und Verantwortung nicht entkoppelt und eine vernünftige Folgenabschätzung gewährleistet sei. Legitimität werde in der repräsentativen Demokratie genau dadurch erreicht, dass das Parlament verantwortlich sei, weswegen die Abgeordneten abgewählt werden könnten, wenn sie ihrer Verantwortung nicht nachkommen. Das Volk aber könne nicht abgewählt werden, so Guérot.

Eine oft behauptete Renationalisierung sieht Guérot nicht, jedoch eine wachsende Spaltung von Staaten in verschiedene gesellschaftliche Gruppen, Parteien, Klassen, oder Regionen. "Heute steht die City of London gegen das industrialisierte Nordengland, die Jugend gegen Wales oder Schottland und Nordirland gegen England."

Die Lösung für Europa zur Überwindung des Nationalismus müsse in konsequenten föderalen Ansätzen, in einem Markt und einer Währung, gleichen Steuern und soziale Rechten sowie neuen Repräsentationsstrukturen europäischer BürgerInnen liegen, so Guérot.

Zur Person

Univ.-Prof. Dr. Ulrike Guérot studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie in Bonn, Münster und Paris. Sie gründete 2013 das "European Democracy Lab" in Berlin, eine Denkfabrik zu Fragen der Europäischen Demokratie, das sie zuletzt leitete und dem sie weiterhin vorstehen wird. Sie war u.a. von 2006-2013 Direktorin des Berliner Büros des European Council on Foreign Relations (ECFR). An der Donau-Universität Krems leitet Ulrike Guérot das neue, an der Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung angesiedelte Department für Europapolitik und Demokratieforschung, das am 27. April 2017 mit der Präsentation des Kunstprojektes "Amikejo" offiziell eröffnet wurde.

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