28.04.2017

Die Krise der EU, aber vor allem mögliche Lösungsansätze und Visionen für eine europäische Zukunft standen im Zentrum des Europatages an der Donau-Universität Krems, zu dem das Department für Europapolitik und Demokratieforschung anlässlich seiner offiziellen Eröffnung eingeladen hatte. In ihrer Rede sah Departmentleiterin Univ.-Prof. Dr. Ulrike Guérot das Auseinanderdriften des Europas der Menschen und des Europas der Staaten.

Angesichts der Tendenzen, dass sich Europa zur Situation in den 1950er-Jahren zurückentwickle, strich Mag. Friedrich Faulhammer, der Rektor der Donau-Universität Krems, die Bedeutung eines geeinten Europas hervor. Für die Donau-Universität Krems sei Europa seit ihrer Gründungszeit ein "zentraler Begriff und Ankerpunkt". Die zahlreichen Europa-Aktivitäten im Vorjahr im Rahmen des neuen Departments für Europapolitik und Demokratieforschung zu bündeln und auszubauen, sei daher ein logischer Schritt gewesen.

Derzeit drifte das Europa der Menschen und das Europa der Staaten auseinander, analysierte Univ.-Prof. Dr. Ulrike Guérot, die 2016 als Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung und Leiterin des neuen Departments berufen wurde. "Europa muss umgebaut werden, damit es auch für die Menschen, für die Regionen, vor allem auch für die ländlichen Regionen wieder passt", so die Politikwissenschaftlerin und Historikern. Die Forschungsaktivitäten des Departments konzentrieren sich denn auch auf die Frage, wie Europa in den Regionen und insbesondere von der jungen Generation wahrgenommen wird sowie auf die Phänomene von Populismus und Nationalismus.

"Manager managen das Erleiden"

Robert Menasse bezeichnete in seiner Grußbotschaft – seine Rede wurde aufgrund einer kurzfristigen Erkrankung verlesen – die Departmentgründung als "historische Stunde". Derzeit sei, so der österreichische Schriftsteller, in Europa eine Manager-Generation am Zug, welche "die rauchenden Trümmer, die der Nationalismus 1945 hinterlassen hatte" nicht mehr gesehen hätte. Diese "Manager managen das Erleiden" der Globalisierung, statt sie zu gestalten. Es folge eine Spirale, "die im Faschismus endet", so Menasse. "Wir erleben heute den Abgesang einer verlorenen politischen Generation, zu dieser Musik den Zombie-Tanz des Nationalismus auf dem Boulevard." Demgegenüber plädierte er für einen Umbau Europas hin zu einer Republik: "Die Antwort auf das Europa der Nationalstaaten ist das Europa der Regionen unter dem Dach einer europäischen Republik", so der Schriftsteller in seiner Rede.

In einem Interview plädierte anschließend auch die niederösterreichische Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl-Leitner für ein starkes Europa der Regionen. Gerade in den Regionen sei Europa am stärksten spürbar und fühlbar, so die Landeshauptfrau, die sich als begeisterte Niederösterreicherin und begeisterte Europäerin bezeichnete.

Vulkanskulptur "Europa umstülpen"

Im Anschluss wurde das in Kooperation mit Campus Cultur durchgeführte und vom Land Niederösterreich geförderte Kunstprojekt "Die Botschaft von Amikejo" vorgestellt. Die Konzeptkünstlerin Valeska Peschke präsentierte dabei im Zuge einer Performance vor projizierten Europakarten das "Kleid der Europa", das in einem offenen Atelier gemeinsam mit KremserInnen konzipiert worden war. Im Mittelpunkt ihrer Kunst-Performance stand die aufblasbare Vulkanskulptur "Europa umstülpen".

Der Vulkan stehe zwar einerseits für Zerstörung, erklärte Rektor Friedrich Faulhammer, doch dieser konkrete europäische Vulkan bringe "durch seinen Verschmelzungsprozess nichts weniger als eine frohe und zuversichtliche Botschaft hervor: dass ein anderes, ein friedliches und vor allem gemeinsames Europa möglich ist".

Im Rahmen des Europatages war zuvor am Nachmittag ein Esperanto-Blitzkurs sowie ein Open-Space-Workshop zu europäischen Bürgerprojekten angeboten worden. Zudem trugen zahlreiche BesucherInnen ihre Wünsche und Gedanken zu Europa in das Europäische Gästebuch des Departments ein.

Rückfragen

Sabine Pichler

Organisationsassistentin

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