Rund 140 hochkarätige ExpertInnen und Interessierte aus dem deutschsprachigen Raum informierten sich am 23. Oktober bei der Sicherheitskonferenz an der Donau-Universität Krems darüber, wie dem Phänomen der „Fake News“ gemeinsam entgegengewirkt werden könne. Denn die Verbreitung von „gezielten Falschmeldungen“ sei im Zeitalter der Digitalisierung besonders einfach geworden, da jeder über soziale Medien mit der Öffentlichkeit verknüpft sei und so seine Meinung äußern könne, sagte Dr. Alexander Janda, Generalsekretär des Kuratoriums Sicheres Österreich, in seiner Keynote.
„Desinformation“ kennen wir alle und hat es auch praktisch immer schon gegeben, so der Ausgangspunkt der von ORF NÖ Moderator Mag. Gernot Rohrhofer geleiteten Podiumsdiskussion „Fake News? Was ist zu tun, was nicht?“ auf der Sicherheitskonferenz. Die Verbreitung und der manipulierte Einsatz von falschen, irreführenden Informationen seien uns nicht neu, verändert aber habe sich das WIE. ExpertInnen beleuchteten die verschiedenen Möglichkeiten, gezielt dagegen vorzugehen.
Tenor der Diskussion: Gefordert sind Politik und Medien, für die Gesellschaft und jeden einzelnen Nutzer im Netz neue Regulatorien zu schaffen, um den Umgang mit Informationen zu verstehen und kritisch hinterfragen zu können. Kommunikations- und Medienkompetenz müsse von klein auf erlernt und aufgebaut werden. Mag. Dr. Maresa Meissl, Europäische Kommission, Head of Information Security; Dr. Michael M Pachinger, Rechtsanwalt, SCWP Schindhelm; Dr. Daniela Ingruber, Austrian Democracy Lab, Donau-Universität Krems; DI Dr. Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security, AIT; Heidi Glück, media + public affairs consulting GmbH und Manfred Jilg, Vorstand Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft (ASW) sowie Leiter Standortsicherheit BASF SE Ludwigshafen bildeten das Podium.
11 Punkte Plan gegen Bedrohung durch Desinformation
Herausforderungen aus digitalen Angriffsszenarien an die Unternehmenssicherheit beleuchtete Allianz-Vorstand Manfred Jilg. Diese Szenarien reichten vom Streuen von Gerüchten bis zu gezielten, direkten Angriffen auf einzelne Bereiche oder Gruppen im Unternehmen. Der entstehende Schaden sei meist enorm. Durch digitale Früherkennung, so Jilg, können direkte und indirekte Bedrohungen detektiert und identifiziert werden, um sich gegen diese Angriffe zu wehren. Als Gegenstrategie präsentierte Manfred Jilg einen 11 Punkte-Plan zur systematischen Begegnung von Bedrohungen durch Desinformation. Der Plan stammt aus einer Studie Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft (ASW)[1].
Kann Desinformation die Demokratie gefährden?
Univ.-Prof. Dr. Ulrike Guérot, Expertin für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems, nahm das interessierte Sicherheitspublikum auf eine spannende, philosophische Reise von „Wahrheit“ mit. Die Fragen „Was ist wahr?“ und „Wem glaubt man?“ standen am Beginn von Guérots Überlegungen. Die Wahrheit sei ein relatives Gebilde, durchdrungen von subjektiv wahrgenommenen Präferenzen. Die Politikwissenschaftlerin verwies auch darauf, dass in Zeiten großer gesellschaftlicher Verunsicherung bei gleichzeitig steigendem Sicherheitsbedürfnis, Fake News und Hate Speech gerne zum Vorwand genommen werden, die Sicherheits- und Überwachungsapparate des Staates zu stärken. „Wer aber die Freiheit um der Sicherheit willen einschränkt, verliert am Ende beides“, gab Guérot zu bedenken.
Weitere Themen der Konferenz: „Ethik, Moral und digitale Desinformation“ diskutiert von Mag. Dr. Walter Karban, inMotion Verlag. Bgdr. Mag. Dr. Friedrich Teichmann, MSc, MAS, Bundesministerium für Landesverteidigung regte gemeinsam mit Andreas Lesch, Geschäftsführer TeleConsult in ihren Ausführungen zum Thema ‚Sagt uns unser Handy wirklich, wo wir sind?‘ – falsche Standortinformationen am Handy generieren“, zu „qualifiziertem“ Nachdenken an.
Ass.-Prof. Mag. Dr. Walter Seböck, MSc, MBA, MA, Leiter des Zentrums für Infrastrukturelle Sicherheit, erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass die Donau-Universität Krems vor fast 25 Jahren gegründet wurde, um eine Vorreiterrolle in der berufsbegleitenden Erwachsenenweiterbildung in der Lehre und Forschung unter anderem in der Sicherheit einzunehmen.
Die Sicherheitskonferenz wird seit 2002 jährlich vom Zentrum für Infrastrukturelle Sicherheit der Donau-Universität Krems angeboten und steht seit 2018 unter der wissenschaftlichen Leitung von Mag. Dr. Ingeborg Zeller. Die Konferenz hat sich als Treffpunkt der Sicherheits-Community in Österreich etabliert und wird alljährlich von hochkarätigen ExpertInnen besucht.
Alle Konferenz-Vorträge können auf der Webseite der Donau-Universität Krems ab 31. Oktober 2019 abgerufen werden: www.donau-uni.ac.at/sicherheitskonferenz .
SAVE the DATE:
Die 18. Sicherheitskonferenz findet am 21. Oktober 2020 statt.
Weitere Informationen: http://www.donau-uni.ac.at/sicherheitskonferenz
[1] Zitiert aus einer ASW Studie vom November 2017, abrufbar unter: https://asw-bundesverband.de/fileadmin/user_upload/dokumente/Studien_etc/studie_desinformation.pdf