06.11.2019

Migrationsforschung habe den Auftrag, die komplexen Funktionsweisen und Wechselwirkungen von gesellschaftlichen, politischen und sozialen Prozessen im lokalen, aber auch im globalen Kontext zu untersuchen, erklärte Mathias Czaika bei seiner Antrittsvorlesung. Die Aufgabe der Migrationsforschung sei es, entsprechende Evidenzlücken zu schließen und die verzerrten Darstellungen in der Öffentlichkeit und Politik zurechtzurücken, so der Migrationsexperte.

„Das Ziel dieser Professur ist es, das Gesamtverständnis für die Vielschichtigkeit der Ursachen und Wirkungen transnationaler Migrationsprozesse zu verbessern. Hier geht es um die Genese komplexer Mobilitätsmuster in Verbindung mit globalen Entwicklungsprozessen, wirtschaftlicher und politischer (Des-)Integration als auch der Entstehung globaler, transnationaler, sozialer und kultureller Konnektivität“, erklärte der Leiter des Departments für Migration und Globalisierung, Univ.-Prof. Dr. Mathias Czaika.

Mythen aufklären

Migrationsforschung, so Czaika, habe auch die Aufgabe diskursiven Mythen und Falschinformationen über Migration entgegenzutreten. Dabei klärte er auch einige Mythen auf, wie zum Beispiel, dass geschlossene Grenzen nicht automatisch zu weniger Migration führen, Migration nicht zwingend mit Integrationsproblemen und Verdrängung auf dem Arbeitsmarkt einhergehe, die aktuelle Migration zu gering sei, um das Problem der alternden Gesellschaft zu lösen, Abwanderung nicht zwangsläufig zu einem Brain-Drain, das heißt zu einer Einschränkung des Entwicklungspotentials der Abwanderungsländer, führe und zusätzliche Entwicklungshilfe die Migration nicht unbedingt verringere. 

Ebenso relativierte Mathias Czaika die Erwartungen an eine signifikante Fachkräftezuwanderung: „Das Potential der MigrantInnen bleibt oft ungenützt, daher nehmen viele zunächst Arbeitsplätze ein, die den Qualifikationen nur bedingt entsprechen. Dafür stehen geringqualifizierte EinwanderInnen in direkter Konkurrenz mit Geringverdienern, welche meist selbst einen Migrationshintergrund haben. Studien zeigten allerdings, dass Migration das Wirtschaftswachstum zwar positiv, wenn auch nur geringfügig beeinflusst.“

Zusätzlich führte der Migrationsforscher aus, wie sich Europa in den vergangenen Jahrzehnten zu eine der bedeutendsten Zielregionen für internationale Migration entwickelt hat. Dennoch finde Migration nur zu einem geringen Teil interkontinental statt. Die meisten Menschen migrieren innerhalb von Regionen und Kontinenten. Trotz allem fördere die Migration die Zunahme der ethnischen Vielfalt. In vielen Zuwanderungsregionen finde man mittlerweile eine ethnisch superdiverse Gesellschaft. Die Zuwanderung verändere somit die Vorstellungen und Realität von Gesellschaft und ihrer Homogenität, so Czaika abschließend.

Zur Person:  

Univ.-Prof. Dr. Mathias Czaika leitet seit zwei Jahren das Department für Migration und Globalisierung. Zuvor arbeitete er von 2010 bis 2017 an der Universität Oxford, wo er von 2016 bis 2017 das Institut für Internationale Migration leitete. Das PhD-Studium absolvierte Mathias Czaika an der Universität Freiburg i.Br. am Department für Internationale Wirtschaftspolitik.

Tags

Zum Anfang der Seite