28.10.2022

Das 2. Herbstsymposium fand unter dem Titel „Aktuelle Herausforderungen der Terrorismusbekämpfung – Was Österreich daraus lernen kann“ am 20. Oktober 2022 in Wien statt. Nach seinem Einleitungsvortrag diskutierte Boaz Ganor, Direktor des International Institute for Counter-Terrorism (ICT), Israel, mit Omar Haijawi-Pirchner, Direktor der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst, und Nicolas Stockhammer, Politikwissenschafter mit Fokus auf Extremismus- und Terrorismusforschung an der Universität für Weiterbildung Krems.

Die einleitenden Worte zum 2. Herbstsymposium kamen von Mag. Dr. Franz Ruf, Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit, Mordechai Rodgold, Botschafter des Staates Israel, und Mag. Friedrich Faulhammer, Rektor der Universität für Weiterbildung Krems. Dabei verwies Faulhammer auf die Kooperation mit dem Bundesministerium für Inneres in Form des Research Clusters „Counter-Terrorism, CVE (Countering Violent Extremism) and Intelligence“ am Department für Rechtswissenschaften und Internationale Beziehungen. Gerade durch ihren transdisziplinären Zugang, der die wissenschaftlichen Fachrichtungen mit der gesellschaftlichen Perspektive verbindet, sei die Universität für Weiterbildung Krems als Partnerinstitution prädestiniert.

Interdisziplinäres Phänomen Terrorismus

In seinem Vortrag ging Univ.-Prof. Boaz Ganor, Gründer und geschäftsführender Direktor des International Institute for Counter-Terrorism (ICT) und Inhaber des Ronald S. Lauder-Lehrstuhls für Terrorismusbekämpfung an der Reichman-Universität in Herzliya, Israel, auf die „Kunst des Kampfes gegen Terrorismus“ ein. Er betonte, dass Terrorismus ein interdisziplinäres Phänomen ist, dessen Verständnis Wissen unter anderem aus der Psychologie, Kriminologie, den Computerwissenschaften, Biologie, Medizin und vielen anderen erfordert. Für Terrorismusexperten Ganor ist es wichtig, Brücken zu bauen zwischen der wissenschaftlichen Welt und den Praktiker_innen.

 

Aspekte des Terrorismus verstehen

Konkret nannte Ganor sechs Herausforderungen im Umgang mit Terrorismus. So beginne es schon mit dem Fehlen einer gemeinsamen Definition, was genau unter Terrorismus zu verstehen sei. Der Terrorist des einen könne Freiheitskämpfer des anderen sein. Ganor definiert Terrorismus als den absichtlichen Einsatz von Gewalt durch nicht-staatliche Akteur_innen, der sich gegen zivile Ziele richtet um politische Ziele zu erreichen. Die zweite Herausforderung ist festzustellen, wer Terrorist_innen sind, je nachdem, ob es sich um einzelne Täter_innen, unabhängige Gruppen oder eine Terrorzelle handle. Auch das Verstehen der Denkweise, das den Terrorakten zugrunde liegt, ist eine Herausforderung. Weiters erwähnte Ganor als Herausforderung die „Gleichung des Terrorismus“, wobei er die persönliche Motivation mit den operativen Möglichkeiten in Beziehung setzt. Herausfordernd sei auch das demokratische Dilemma, die richtige Balance zwischen den liberal-demokratischen Werte und die Maßnahmen gegen den Terrorismus zu finden, was auch zur letzten Herausforderung führt, dem Spannungsfeld zwischen öffentlichem Bewusstsein und Widerstandsfähigkeit.

Podiumsdiskussion

In der anschließenden Podiumsdiskussion vertieften Boaz Ganor, Omar Haijawi-Pirchner, BA, MA, Direktor der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst und Mag. Dr. Nicolas Stockhammer, Leiter des Research Clusters „Counter-Terrorism, CVE (Countering Violent Extremism) and Intelligence" an der Universität für Weiterbildung Krems, einige Aspekte der Keynote. Stockhammer ging unter anderem auf die Bedeutung der öffentlichen Aufmerksamkeit mit dem Zitat von Margaret Thatcher ein, dass Publizität der Sauerstoff des Terrorismus sei. Auch die Problematik der „einsamen Wölfe“, isoliert agierende Einzeltäter_innen, wurde thematisiert.

Zum Anfang der Seite