13.12.2022

Junge Menschen unter 30 Jahren stimmen der Aussage „Die Demokratie mag Probleme mit sich bringen, ist aber besser als jede andere Regierungsform.“ weniger stark zu als die Gesamtbevölkerung. Bei den Jungen sind es nur 73 Prozent, die dieser Aussagen „sehr“ bzw. „eher“ zustimmen, bei der Gesamtbevölkerung sind es 83 Prozent. Das ist eines der Ergebnisse des Demokratieradars, das im Rahmen des Austrian Democracy Lab von der Universität für Weiterbildung Krems und der Universität Graz bereits zum 10. Mal durchgeführt wird.

Die aktuelle Lage ist gekennzeichnet durch ein Nebeneinander unterschiedlicher – auch politischer – Herausforderungen, angefangen vom Umgang mit der Corona-Pandemie, über die hohe Inflation bis hin zur Energiekrise, um nur einige zu nennen. Für demokratische Gesellschaften ist es keine leichte Aufgabe, einen als fair empfundenen Interessensausgleich aller Betroffenen herzustellen. Wie komplex diese Herausforderung ist, zeigt sich unter anderem in der Zustimmung zur Regierungsform Demokratie: 23 Prozent der jungen Menschen unter 30 Jahren sehen die Demokratie mit ihren Problemen nicht als Idealmodell. Von den rund 1,6 Millionen Jungen bezweifeln also rund 370.000, dass die Demokratie die beste Regierungsform ist. Für sie wären bessere Alternativen zur Demokratie denkbar.

Mehr Wissen um den zivilisatorischen Wert der Demokratie ist hier gefordert. „Es ist auch Aufgabe der politischen Bildung die Bedeutung einer stabilen Demokratie für das eigene Leben besser zu vermitteln“, erklärt Mag.a Dr.in Christina Hainzl, Projektleiterin des Austrian Democracy Labs (ADL) von der Universität für Weiterbildung Krems. Demokratie scheint heute in der westlichen Welt als Selbstverständlichkeit wahrgenommen zu werden. „Die persönliche Lebenserfahrung bestimmt unsere politischen Einstellungen mit. Gerade die junge Generation hat – glücklicherweise – keine Zeiten ohne funktionierende Demokratie erlebt und auch Erzählungen aus der Familie sind sehr selten geworden“, analysiert Dr.in Katrin Praprotnik, Projektleiterin des Austrian Democracy Labs (ADL) von der Universität Graz, das Ergebnis.

Junge an Politik weniger interessiert

Junge Menschen unter 30 geben häufiger an, sich nicht für die Politik in Österreich zu interessieren (41 Prozent zu 27 Prozent in der Gesamtbevölkerung). Dementsprechend nutzen sie auch weniger häufig Medien, um sich über die innenpolitischen Ereignisse zu informieren. Diese Zahlen sind im Vergleich zur Gesamtbevölkerung zu lesen und bedeuten nicht, dass sich Menschen unter 30 generell nicht politisch interessieren, wie beispielsweise junge Klimaaktivist_innen regelmäßig beweisen.

Sinkende Demokratiezufriedenheit

Die Zufriedenheit mit dem Funktionieren der österreichischen Demokratie bleibt weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Nur mehr 58 Prozent sind der Meinung, dass die Demokratie „sehr“ oder „eher gut“ funktioniert. Zum Vergleich: Im Frühjahr/Sommer 2022 lag dieser Wert bei 61 Prozent, zu Beginn des Demokratieradars im Frühjahr/Sommer 2018 noch bei 77 Prozent. Diese Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie äußert sich auch in einem mehrheitlichen Wunsch, das politische System grundlegend umzubauen. 63 Prozent der befragten Personen sind für einen Umbau.

Über das Demokratieradar

Das Demokratieradar ist eine halbjährliche Studie der Universität für Weiterbildung Krems und der Universität Graz, die in Kooperation mit Forum Morgen durchgeführt wird. Sie basiert auf einer Umfrage unter rund 4.500 Personen ab 14 Jahren in Österreich. Als Teil des Austrian Democracy Lab analysiert das Demokratieradar seit Anfang 2018 den Zustand der Demokratie in Österreich und arbeitet Vorschläge zu ihrer Weiterentwicklung aus.

Zum Anfang der Seite