25.10.2023

Rund 90 Fachleute aus dem gesamten deutschsprachigen Raum diskutierten am 18. Oktober 2023 an der Universität für Weiterbildung Krems über Herausforderungen, Chancen und Strategien in der veränderten Berufs- und Arbeitswelt unter dem Eindruck einer beschleunigten, spürbaren digitalen Transformation. SMART SAFETY – Mensch und/oder Maschine war das Generalthema der Sicherheitskonferenz, veranstaltet vom Zentrum für Infrastrukturelle Sicherheit in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Inneres und dem Kompetenzzentrum Sicheres Österreich.

In seiner Keynote erläuterte Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Forgó von der Universität Wien detailliert, was die digitalen Entwicklungen und die damit verbundenen juristischen Regelwerke für die Beschäftigten bedeuten, und ging auf kommende Herausforderung ein. Forgó fokussierte darauf, das rechtliche Rahmenwerk für die Digitalisierung in Europa kritisch zu hinterfragen, und gelangte zum Schluss, dass in einer Zeit, in der Europa mit aller Kraft in die technologische Entwicklung digitaler Lösungen und künstlicher Intelligenz investieren müsste, stattdessen Regelwerke entwickelt würden, um Entwicklungen zu reglementieren, an denen Europa keinen bestimmenden Anteil haben werde. Gleichzeitig würden diese juristischen Regelwerke in anonymen, zentralen Behörden entwickelt und ohne ausreichende Prüf- und Antwortzeiten an die Mitgliedstaaten übermittelt. Damit werde, so Forgó, kein Fortschritt erreicht oder zusätzliche Sicherheit gewonnen. Stattdessen werde die technische Entwicklung behindert, gehe das Vertrauen in behördliche Kompetenzen verloren, so der Experte. Die Menschen verstünden die Schutzfunktion des gesetzlichen Rahmenwerks nicht, was für Forgó Symptom eines systemischen Versagens der Gesetzgebung sei.

Mensch und/oder Maschine in der Smart Factory?

Dipl.-Ing. Viktorio Malisa, Allgemeine Unfallversicherung, spannte einen Bogen vom Menschen zur Maschine am Beispiel der veränderten Prozesse im Logistikbereich. Er wagte auch einen Blick auf die Fabrik der Zukunft. Malisa geht davon aus, dass der „smarte“ Mensch maximal zwei verschiedene Systeme geleichzeitig handhaben könne, wobei die Flexibilität des Menschen erhalten bleiben sollte. Auch in der Zukunft werde die Produktion neben Maschinen Fachpersonal an den Schlüsselpositionen benötigen, um eine erfolgreiche Zusammenarbeit und sichere Arbeitsplätze zu gewähren.

Der arbeitende Mensch in der digitalen Zukunft

Diese neue Rolle des digitalen Menschen und damit verbundene Veränderungen wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion erörtert. ZiB-Wissenschaftsredakteur, Florian Petautschnig, BA vom ORF leitete diese und lenkte den Diskurs auf unterschiedliche Wirtschafts- und Behördenbereiche. Eine Kernbotschaft der Expert_innen war, dass beim Einsatz neuer technischer Möglichkeiten darauf geachtet werden müsse, die Menschen im Arbeitsprozess zu ent- statt weiter zu belasten. Dr.in Ursula Püringer, MSc, Arbeitsmedizinerin der Magna Powertrain, Graz, unterstrich die Bedeutung von Pausen für Geist und Körper sowie die Rolle von Prävention, um Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit zu gewährleisten. Dipl.-Ing. Helmut Leopold, PhD, Head of Center for Digital Safety & Security, AIT ergänzte, dass wir alle gefragt und gefordert seien, uns kontinuierlich mit der digitalisierten Welt weiterzuentwickeln.

Weiters diskutierten Dipl.-Ing. Mag. Andreas Tomek, Partner bei KPMG Österreich im Bereich Global Cyber Leader Cloud Security, Dipl.-Ing. Georg Effenberger, Leiter der Präventionsabteilung der Hauptstelle der AUVA – Allgemeine Unfallversicherungsanstalt, Wien, René Matter, Leiter Interkantonale Präventionsfachstelle UVG, Bern und Mag. Walter Unger, Oberst des Generalstabsdienstes und Leiter der Abteilung Informations- und Kommunikationstechnik, Sicherheit & Cyberverteidigung, Abwehramt des österreichischen Bundesheeres.

Wirtschaftspsychologische Einblicke

Noella Edelmann, PhD MSc MAS BA von der Universität für Weiterbildung Krems teilte Erkenntnisse aus ihrer Forschung, wie mobile Arbeit eine Chance für die Organisationsentwicklung werden kann und erklärte die „New Ways of Working“ (NWW). Dies ist eine Form der Arbeitsorganisation, die durch die Kombination aus zeitlicher und räumlicher Flexibilität gekennzeichnet ist. Die Einsatzmöglichkeiten der NWW hängen von den jeweiligen Rahmenbedingungen und Grenzen einer Organisation ab. Daher ist die aktive Einbindung und Beteiligung der Mitarbeiter_innen wichtig für die Planung, Umsetzung und Evaluation von NWW, um neue Arbeitsmodelle und -programme für die Zukunft gemeinsam zu entwickeln.

Digitalisierung für Entscheidungen im militärischen Kontext

Von der Landesverteidigungsakademie und dem Institut für Militärisches Geowesen gaben Dipl.-Ing. Johannes Göllner, MSc und Dipl.-Ing. Dr. Clemens Strauss, BMLV, spannende Einblicke in ihre Forschungstätigkeiten im Bereich der Such-, Analyse- und 3D-Technologien, die dabei unterstützen, komplexe Situationen verständlich zu machen, um sowohl Qualität und Quantität von Entscheidungen im militärischen Kontext zu steigern.

Über die Sicherheitskonferenz

Die Sicherheitskonferenz wird seit 2003 jährlich vom Zentrum für Infrastrukturelle Sicherheit der Universität für Weiterbildung Krems veranstaltet und steht seit 2018 unter der wissenschaftlichen Leitung von Mag.a Dr.in Ingeborg Zeller. Die Konferenz hat sich als Treffpunkt der Sicherheits-Community in Österreich etabliert und wird alljährlich von hochkarätigen Expert_innen besucht. Die 22. Sicherheitskonferenz wird am 23. Oktober 2024 stattfinden.

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