Nach einer Reihe heftiger Erdbeben zwischen August 2016 und Januar 2017 wurden viele historische Zentren in Mittelitalien völlig verwüstet. In der besonders betroffenen Stadt Accumoli gastierte zum vierten Mal die internationale Orchesterakademie „Accademia Vicino di Accumoli“. Als Schlusspunkt wurde am 27. August 2024 in feierlichem Rahmen ein Kooperationsabkommen für die Weiterentwicklung der Wiederaufbauschule zwischen der Stadt Accumoli und der Universität für Weiterbildung Krems unterzeichnet.
Die Accademia Vicino di Accumoli ist Teil eines innovativen Projekts zum ganzheitlichen Wiederaufbau der vom Erdbeben zerstörten Stadt Accumoli. Es bringt junge Musiktalente aus der ganzen Welt zusammen, um in zwei Sommerwochen musikalische Erfahrungen zu sammeln. Zum Wiederaufbau gehört mehr als die Erneuerung der baulichen Strukturen, auch das kulturelle, soziale und kirchliche Leben in Accumoli muss wieder aufgebaut werden. Dabei geht es nicht zuletzt um wirtschaftliche Impulse für die Region. Die Musikakademie wird vom Research Lab Nachhaltiges Baukulturelles Erbe der Universität für Weiterbildung Krems und dem Verein Art in Dialogue in Kooperation mit der Stadt Accumoli, der Stadt Norcia, dem Corpo bandastico di Accumoli, mit Pro Loco di Accumoli, mit Radici Accumolesi und weiteren lokalen Partnern organisiert.
Musik als wichtiger Beitrag zum Wiederaufbau
In der Tat stellt die Musik ein integrales Element des Wiederaufbaus dar. Mit dem „Canto a braccio e ciaramelle“, einem traditionellen Hirtengesang, und der „Corpo bandistico di Accumoli”, der Stadtkapelle, ist die Musik ein zentrales Element in der Kultur Accumolis. Seit dem Erdbeben hat die Musik massiv an Relevanz gewonnen, zumal diese als immaterielles Kulturerbe im Kontext der physischen Zerstörungen weitergepflegt werden kann. Die Accademia Vicino di Accumoli soll mit der Musik einen wichtigen kulturellen Beitrag zum Wiederaufbau liefern. Daher stehen auch die Auseinandersetzung mit traditionellen Musikformen der Region und das gemeinsame Spiel mit der Stadtkapelle im Zentrum der Orchesterakademie. Auch in der „Mappa di comunità“, der strategischen Wiederaufbauplanung von Accumoli, ist die Musik verankert. Im Rahmen von begleitenden Fachvorträgen, der Besichtigung der „Roten Zone“, dem zerstörten historischen Zentrum, und durch die Veranschaulichung laufender Forschungsprojekte wurden die relevanten Herausforderungen der gesamtheitlichen Rekonstruktion vermittelt.
Das musikalische Programm
In den öffentlichen Auftritten sammelten die jungen Musiktalente wiederum wichtige Erfahrungen vor Publikum und bleiben auch in prägender Erinnerung. Heuer wurde vom Orchester der „Accademia Vicino di Accumoli” am 23. August 2024 die „Veglia“ (Gedenkvesper am Vorabend des Erdbebens) in Libertino wie auch tags darauf die „Messa commemorativa“ (Gedenkmesse) musikalisch begleitet. Im Anschluss an die Messe wurde ein Gedenkkonzert abgehalten. Am Sonntag erfolgte im Rahmen der „Festa dell’Accademia Vicino di Accumoli“ ein musikalischer Auftakt, bei welchem die Stadtkapelle und das Akademieorchester gemeinsam unter der Leitung von Maestro Vittorio Altavilla spielten. Den Abschluss der Accademia Vicino di Accumoli bildete Unterzeichnungszeremonie des Kooperationsabkommens zwischen der Universität für Weiterbildung Krems und der Gemeinde Accumoli zum Betrieb der Wiederaufbauschule. Bürgermeister Ing. Mauro Tolomei und Rektor Mag. Friedrich Faulhammer besiegelten mit ihren Unterschriften am 27. August 2024 die Weiterentwicklung der Kooperation. „In Accumoli wird die Universität für Weiterbildung Krems ganz unmittelbar durch ihre Forschung und Lehre in der Gesellschaft wirksam. Gerade ihr transdisziplinärer Zugang, der das Wissen verschiedener Disziplinen mit der gesellschaftlichen Perspektive verbindet, führt hier zu zukunftsfähigen Lösungen“, erklärte Rektor Mag. Friedrich Faulhammer das Engagement der Universität für Weiterbildung Krems.
Die weitere Kooperation
Die im Memorandum of Understanding 2019 zwischen der Gemeinde Accumoli und der Universität für Weiterbildung in Krems skizzierten Absichten wurden nun durch eine Kooperationsvereinbarung gefestigt. Diese Vereinbarung sieht den regelmäßigen Erfahrungs- und Wissensaustausch sowie die Entwicklung, Gestaltung und Umsetzung von Projekten zum ganzheitlichen Wiederaufbau von erdbebengeschädigten Gebieten vor. „Die besondere Komplexität der strukturellen Rahmenbedingungen von Accumoli bilden eine Grundlage für relevante Forschungsfragen“, so Univ.-Prof. Dipl.Arch.ETH Dr. Christian Hanus, wissenschaftlicher Leiter des Research Lab Nachhaltiges Baukulturelles Erbe. Dieser ganzheitliche Ansatz berücksichtigt die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Strukturen.
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