Transnationale Strategien und integrierte webbasierte Lösungen zu entwickeln, ist Ziel vom Forschungsprojekt INACO (Innovative strategies for the Adoption of risk management plans to enhance the resilience of sensitive Cultural and natural heritage Objectives against climate hazards in river basin districts). Kultur- und Naturerbestätten in Flusseinzugsgebieten sollen gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels widerstandsfähiger werden. Das Zentrum für Kulturgüterschutz der Universität für Weiterbildung Krems bringt als Partner sein in früheren Interreg-Projekten erarbeitetes Vorwissen im Kulturgüterschutz ein. Geleitet wird INACO vom italienischen Institute of Atmospheric Sciences and Climate - National Research Council.
Angesichts der nachweislich zunehmenden Intensität und Häufigkeit hydrometeorologischer Ereignisse wie Starkregen, Erdrutsche, Sturzfluten, Stürme, Hitzewellen und Dürreperioden mit Waldbränden, stellt der Klimawandel eine erhebliche Bedrohung für den physischen Erhalt von Kultur- und Naturgütern in Mitteleuropa dar.
Die jüngsten Hochwasserereignisse in Europa und den Mitgliedsländern des Projekts INACO verdeutlichen eindringlich die Relevanz des Projekts. Diese extremen Wetterphänomene sind eine direkte Folge des Klimawandels und haben weitreichende Konsequenzen für die Gesellschaft. Sie gefährden nicht nur Leben und persönliche Existenzen, sondern auch wertvolle Natur- und Kulturschätze.
Hochwasser, Überschwemmungen und Murenabgänge stellen eine ernsthafte Bedrohung für historische Gebäude, Archive und Sammlungen dar. Besonders betroffen sind auch kulturelle Landschaften, die sich, wie die INACO-Pilotstandorte, in unmittelbarer Nähe zu Flüssen und Gewässern befinden. Die Auswirkungen dieser klimatischen Veränderungen variieren je nach Ökosystem, abhängig von den spezifischen ökologischen und geomorphologischen Bedingungen in den betroffenen Flusseinzugsgebieten.
EU: konkrete Maßnahmen zum Kulturerbeschutz vor Klimawandelfolgen erforderlich
Der Bericht „Strengthening Cultural Heritage Resilience for Climate Change“ (2022) der Expert_innengruppe der EU-Mitgliedstaaten im Rahmen der Open Method of Coordination zeigt, dass nur wenige mitteleuropäische Länder das kulturelle Erbe in ihre Klimapolitik integrieren und konkrete Schutzmaßnahmen ergreifen. Es mangelt an Wissen über die Schäden, die klimabedingte Bedrohungen dem Kultur- und Naturerbe zufügen, sowie an einheitlichen Methoden zur Bewertung dieser Schäden. Obwohl die EU im Laufe der Jahre verschiedene Richtlinien und Strategien zum Umgang mit geologischen, wasserwirtschaftlichen und ökologischen Risiken verabschiedet hat, fehlen in den nationalen und regionalen Plänen spezifische Maßnahmen zum Schutz von Kultur- und Naturstätten. Daher besteht dringender Handlungsbedarf, um die Integration und Umsetzung dieser Maßnahmen voranzutreiben und das kulturelle Erbe besser zu schützen.
Entwicklung gemeinsamer Anpassungsstrategien
Mit INACO wird ein bedeutender Schritt unternommen, um die Widerstandsfähigkeit von Kultur- und Naturerbestätten in Mitteleuropa zu erhöhen und gleichzeitig das Bewusstsein für die Herausforderungen des Klimawandels zu schärfen. Im Rahmen des Projekts werden gemeinsame Anpassungsstrategien entwickelt, um Kulturlandschaften und das kulturelle Erbe entlang von Übergangsflüssen, Seeufern und Binnengewässern zu bewahren. Dabei baut INACO auf erarbeitetem Vorwissen aus den Interreg Projekten ProteCHt2save und STRENCH auf. Ein zentrales Element ist die Entwicklung von WebGIS-basierten Lösungen und Instrumenten zur Bewertung der Vulnerabilität von Kulturerbestätten. Darüber hinaus werden in ausgewählten Pilotregionen spezialisierte Risikomanager_innen ausgebildet, um die Umsetzung der entwickelten Strategien zu unterstützen.
Von der Theorie zur Praxis: Pilotregionen
Die INACO-Tools werden an insgesamt acht Standorten in Mitteleuropa in ihrem geomorphologischen und ökologischen Kontext getestet. Dies soll die Lücke zwischen theoretischer Analyse und praktischer Anwendung schließen und die Forschung auf konkrete Lösungen ausrichten, die den Anforderungen der Interessengruppen gerecht werden und bestehende Herausforderungen in diesem Bereich lösen.
Ein zentraler Pilotstandort des Projekts ist die Uferzone des Neusiedler Sees in Österreich, wo Naturschutzgebiete, historische Gebäude und archäologische Stätten in unmittelbarer Nähe liegen. Das betroffene Ökosystem sieht sich zudem mit der Herausforderung des wiederkehrenden Wassermangels konfrontiert.
Weitere Pilotstandorte sind Naturschutzgebiete und historische Stätten in der Übergangszone zwischen Meer und Fluss im Po-Delta (Italien) sowie in Dubrovnik (Kroatien), archäologische Stätten an den Ufern des Balaton-Sees in der Stadt Fonyód (Ungarn) sowie Denkmalkomplexe, historische Parks und Gärten in Binnenflussgebieten wie dem Wiesenttal und Rednitztal (Deutschland), dem Jelenia-Gorà-Tal (Polen), der Region Košice (Slowakei) und dem Mittelböhmischen Moldautal (Tschechische Republik).
Durch die Zusammenarbeit von Expert_innen aus verschiedenen Ländern und Disziplinen wird INACO innovative Lösungen für aktuelle Herausforderungen entwickeln und das kulturelle Erbe für zukünftige Generationen bewahren.
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