25.07.2024

Die in der Fachzeitschrift „Frontiers in Psychology“ veröffentlichte Studie geht der Frage nach, wie durch Veränderungen bei disziplinarischen Untersuchungen erhebliche negative Folgen für Mitarbeiter_innen vermieden werden können. Untersucht wurde das Aneurin Bevan University Health Board, eine Organisation des National Health Service (NHS) Wales, mit mehr als 16.000 Beschäftigten. Universitätsprofessorin Doris Behrens, Leiterin des Departments für Wirtschaft und Gesundheit, ist Co-Autorin der Studie.

Welchen Stress Disziplinarverfahren bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auslösen können und welche messbaren Folgen daraus entstehen, war Teil der Studie „Der letzte Ausweg: Verringerung vermeidbarer Verletzungen der Mitarbeiter_innen durch bessere Anwendung der Disziplinarpolitik und des Disziplinarverfahrens“. Was prima vista wie ein etwas entlegenes Nischenthema wirken mag, zeigt in der Praxis eine hohe Relevanz. Im Rahmen der Studie wurden Personalverantwortlichen Wege aufgezeigt, Probleme am Arbeitsplatz nach Möglichkeit durch informelle Ansätze zu lösen.

Weniger Krankenstände und Kostenersparnis

Dipl.-Ing.in Dr.in Doris Behrens, Universitätsprofessorin für Management im Gesundheitswesen und Leiterin des Departments für Wirtschaft und Gesundheit an der Universität für Weiterbildung Krems, betont: „Durch Anpassungen der derzeitigen Praxis disziplinarischer Untersuchungen lässt sich das Wohlbefinden der Mitarbeiter_innen erheblich verbessern.“ In Zahlen ausgedrückt führte dies beim Aneurin Bevan University Health Board, einer Organisation des NHS Wales, zu einer rund 70-prozentigen Verringerung der Disziplinarverfahren (von 50 auf 15) und zu mehr als 3.000 weniger Krankenstandstagen pro Jahr. Allein die Personalkosteneinsparungen aus den 35 vermiedenen Disziplinarverfahren werden auf 738.000 Pfund geschätzt.

Schulung statt Disziplinarverfahren

Auf die Probleme, die Disziplinarverfahren verursachen, weist Andrew Cooper, Hauptautor des Forschungspapiers und Leiter der Abteilung Programme für das Wohlbefinden der Mitarbeiter_innen des Aneurin Bevan University Health Board, hin: „Disziplinarverfahren und die mit ihnen zusammenhängenden Prozesse können bei den beteiligten Personen ebenso wie der Organisation zu unerwünschten Auswirkungen führen. Indem wir diese Prozesse besser handhaben, können negative Effekte für die Mitarbeiter_innen und die Organisationskultur verringert werden.“ So sollen Disziplinarverfahren nur das letzte Mittel sein, wenn gelindere Mittel wie Schulungen oder Coachings versagt haben.

Indem Personalabteilungen mit neuen Strategien und verbesserten Verfahren sowie einem proaktiven Ansatz einen Kulturwandel herbeiführen, können sie damit die negativen Auswirkungen für die Mitarbeiter_innen signifikant verringern. Gerade Disziplinarverfahren spielen eine große Rolle bei der Unternehmenskultur und haben eine Signalwirkung auf andere Bereiche.

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