Beschreibung
I) Erwin Dominik Osen – Ein Wegbegleiter Egon Schieles Keine Person im engen Umfeld Egon Schieles ist so wenig greifbar wie Erwin Dominik Osen (1891-1970). Dies hat zur Folge, dass der vielbeachtete Künstler der Moderne in bisher keinem Buch gewürdigt werden konnte. Fest steht, dass der 1891 geborene Osen vielseitig talentiert gewesen ist. Ausstattung und Bühnenbild, Schauspiel, Pantomime, Gesang, Kabarett, Regie vom Theater zu Stumm- zum Tonfilm, Kameratechnik, dazu Malerei und Graphik, die Spielarten der Kunst Osens sind vielseitig und greifen ineinander. Sein Kunstschaffen bedingt das Rollenspiel eines charismatischen Wegbegleiters an der Seite Egon Schieles. Erwin Dominik Osen hat nicht nur Generationen von Künstlern beeindruckt, jedenfalls in den Jahren ab 1909 verbindet ihn eine Beziehung mit Egon Schiele, deren Intensität das radikale Schaffen Schieles beflügelt. Hauptwerke der expressiven Kunst des Jahres 1910 sind die Folge. Das Buchprojekt zu Erwin Osen ist ein wichtiger Mosaikstein in der Forschung zur österreichischen Kunst nach 1900. Das Buch widmet sich dem Gesamtphänomen „Erwin Dominik Osen“, zeichnet seinen Lebensweg nach und analysiert die Wechselwirkung seines Schaffens mit der Kunst Egon Schieles, aber auch seine Ausstrahlung auf künftige Künstlergenerationen – bis hin zu Friedensreich Hundertwasser, der Osen große Bewunderung entgegengebracht hat. Bislang unbekannte Werke und unveröffentlichte Quellen, Dokumente und Fotos ergeben das facettenreiche Bild einer Persönlichkeit, deren Wirkung bis heute ungebrochen ist. Erwin Dominik Osen hat in der Zeit unmittelbar nach 1945 täglich in Klosterneuburg gearbeitet, dort bis in die 1950er Jahre zahlreiche Auftragsarbeiten geschaffen und über die Sommermonate auch dort gewohnt. Sein Werk zeigt überdies zahlreiche Landschaften Niederösterreichs, wo Osen gemeinsam mit Egon Schiele ebenso verweilt hat wie in Krumau und Wien. Das Schaffen von Osen erzählt vom internationalen Niederösterreich der Donaumonarchie, von der Verklammerung des Bundeslandes mit Wien, Krumau, Brünn, Prag und Triest, wo Osen gewirkt hat. II) Schiele-Kokoschka: Wegbereiter der Gegenwart und Rivalen der Kunst Egon Schiele (1890-1918) und Oskar Kokoschka (1886-1980) sind zwei der wichtigsten Künstler der radikalen Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Beide erneuern die Kunst durch eine expressive Bildsprache und die radikale Nacktheit ihrer Menschendarstellungen. Kokoschka ist vier Jahre älter als Schiele und absolviert seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule (heutige Universität für angewandte Kunst), Schiele dagegen studiert an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Beide Künstler haben mit Hermann Heller den gleichen Anatomielehrer, der an beiden Schulen unterrichtet und auf die heranwachsenden Künstler einen starken Eindruck macht. Hellers Masken sind ein entscheidendes Sprungbrett ihres expressiven Schaffens. Beide Künstler sind schon früh beeindruckt von der revolutionären Erfindung der Röntgenstrahlen, die deren Werke beeinflusst. Schiele und Kokoschka haben einander gut gekannt, geschätzt und haben das Schaffen des anderen genauestens verfolgt. Die Bezüge zwischen den Künstlern sind vielfältig und deren Aufarbeitung wird ein neues Bild vom österreichischen Frühexpressionismus ergeben. Egon Schiele hat mehrfach versucht, Kokoschka in seine Projekte einzubinden, was in vielen Bereichen unerwidert blieb. Bis zum frühen Tod Schieles ist dessen Werben um die Gunst Kokoschkas in Briefen erkennbar. Sowohl Egon Schiele wie auch Oskar Kokoschka sind niederösterreichische Künstler, die in den Landessammlungen stark vertreten sind. Überdies befindet sich in den Landessammlungen auch der wichtigste Teil des Nachlasses von Hermann Heller, der beide Künstler an der Akademie und der heutigen Angewandten unterrichtet hat. Die Erforschung der Beziehung beider Rivalen der Kunst wird ein neues Bild auf die österreichische Moderne und deren Bezüge zu Niederösterreich ermöglichen.
Details
Projektzeitraum | 01.02.2022 - 31.01.2025 |
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Fördergeber | Bundesländer (inkl. deren Stiftungen und Einrichtungen) |
Department | |
Projektverantwortung (Universität für Weiterbildung Krems) | Dr. Christian Bauer |
Publikationen
Bauer, C; Blackshaw, G. & Kassa, A.; Dutz, E.; Dzialek, S.M.; Gamper, V.; Kallir, J.; Maierhofer, K.; Leopold, E.; Smola, F.; Tretter, S. (2022). Erwin Dominik Osen. Eine Annäherung. In: Verena Gamper und Hans-Peter Wipplinger, Egon Schiele. Milieus und Perspektiven. 4. Egon Schiele-Symposium im Leopold Museum: 90-103, Eigenverlag des Leopold Musueums, Wien