Beschreibung

Das vorliegende Projekt zielt darauf ab, eine Forschungslücke zur Rolle von Werten in der Migrationspolitik zu schließen. Einst ein von Bürokraten und Interessensvertretern dominiertes Politikfeld, ist Migration heute Schauplatz heftiger Wertekonflikte. Solche Konflikte beruhen auf tiefgreifenden moralischen Prinzipien und bringen Dynamiken des Widerstands hervor, die charakteristisch für die Moralpolitik sind. Dennoch stand bisher die moralische Dimension der Migrationspolitik weder im Zentrum der Migrationsliteratur noch der Literatur über Moralpolitik. Um diese Forschungslücke zu schließen entwickelt das Projekt einen neuen analytischen Ansatz, der die Rolle von Werten als Quelle normativer Zwietracht und als konstitutiv für die Präferenzen und Motivation von politischen Akteuren in der Migrationspolitik wahrnimmt. Dieses Ziel wird verfolgt durch eine empirische Studie der widerständigen Politik von „Sanctuary“ in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika. Auf der Basis qualitativer Interviews und Primärquellen untersucht das Projekt drei Formen von „Sanctuary“: Kirchenasyl, „Sanctuary Cities“ und humanitärer Rettungsoperationen im Mittelmeer und an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. Diese Praktiken sind hoch umstritten, erzeugen Dynamiken des zivilen Widerstandes, involvieren religiöse Akteure und deren Werte und betreffen moralische Kontroversen und Dilemmas. Diese drei Formen von „Sanctuary“ werden daher als empirische Fallstudien untersucht und als Grundlage genützt, um eine Theorie der Migration als Moralpolitik zu entwickeln. In seiner Untersuchung von „Sanctuary“ legt das Projekt besonderes Augenmerk auf die Rolle von Religion. Es richtet seinen Blick auf christliche Akteure, die auf der Basis einer traditionellen moralischen Wertehaltung eine liberale, pro-migrantische politische Stellung einnehmen. Auf diese Weise problematisiert das Projekt einfache Annahmen über die Beziehung zwischen Religion, Traditionalismus und Illiberalismus und trägt dadurch zu einem tieferen Verständnis der Rolle von Religion in Migration und in der Moralpolitik bei. Das Projekt ist innovativ indem es die Literatur zu Migration und zu Moralpolitik verbindet. Es ist auch innovativ in der Wahl von “Sanctuary” als Fallstudie und in der Breite, in der es dieses Phänomen untersucht sowie in seinem analytischen Zugang zu Religion. Die Projektleiterin, Dr. Julia Mourão Permoser, forscht am Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck. Sie hat zahlreiche Publikationen im Bereich von Migration, Religion, Wertepolitik und der Europäischen Union veröffentlicht. Das beantragte Projekt wird die Basis für ihre Habilitation in Politikwissenschaft bilden.

Details

Projektzeitraum 01.09.2023 - 30.09.2026
Fördergeber FWF
Förderprogramm
Department

Department für Migration und Globalisierung

Zentrum für Migrations- und Globalisierungsforschung

Projekt­verantwortung (Universität für Weiterbildung Krems) Univ.-Prof. Dr. Julia Teixeira Mourao Permoser, MA BS
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