27.04.2020

Am 15. April 2020 sprachen Expertinnen und Experten aus Forschung, Praxis und Verwaltung im Rahmen der Klimaaktiv Tage Niederösterreich in sechs Fachvorträgen und einer anschließenden Diskussion zur Frage „Klimaneutrale Gebäude schon heute?“. Das Department für Bauen und Umwelt war einer der Kooperationspartner der Veranstaltung.

Die Europäische Union hat sich mit dem Green Deal bis 2050 das Ziel der Klimaneutralität gesetzt. Die österreichische Bundesregierung möchte diese Vorgabe bereits bis 2040 erfüllt haben (Regierungsprogramm 2020-2024). Im Jahr 2017 trug der Gebäudesektor zehn Prozent an den gesamten Treibhausgas-Emissionen Österreichs bei (Umweltbundesamt, Klimaschutzbericht 2019). Wenn alle Gebäude innerhalb der nächsten 20 Jahre über den gesamten Lebenszyklus (Errichtung, Betrieb und Rückbau) klimaneutral werden sollen, so bedeutet das zwar eine große Herausforderung für die Gebäude- und Energiebranche, jedoch auch eine große Chance für die Gesellschaft, Wirtschaft und Nutzerinnen und Nutzer von Gebäuden. Noch nie war im Voraus so deutlich bekannt, nach welchen Anforderungen Gebäude in 20 Jahren gebaut, betrieben, erhalten und rückgebaut werden müssen. Um zu zeigen und zu diskutieren, wie Kriterien und Methoden zur Erfüllung dieses Zieles aussehen (können), hat DI Wolfgang Stumpf, Donau-Universität Krems, gemeinsam mit Mag. Peter Haftner, Energie- und Umweltberatung des Landes Niederösterreich, DI (FH) Mag. Martin Huber, Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich, und vor allem mit klimaaktiv Bauen & Sanieren, der Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), die klimaaktiv Tage Niederösterreich 2020 initiiert.

Am 15. April 2020 sprachen Expertinnen und Experten aus Forschung, Praxis und Verwaltung in sechs Fachvorträgen und einer anschließenden Diskussion zur Frage „Klimaneutrale Gebäude schon heute?“.

DI Inge Schrattenecker, Programmleiterin klimaaktiv Bauen und Sanieren, motivierte mit Beispielen zur Anwendung des erfolgreichen klimaaktiv Gebäudestandards und berichtete über die Weiterentwicklung der Kriterien für nachhaltiges Bauen.

Ing. Josef Fischer, BA, vom Amt der NÖ Landesregierung präsentierte den NÖ Klima- und Energiefahrplan bis 2030 und gab Einblicke in die Diskussion über die Umsetzung langfristiger Ziele wie Ausstieg aus fossiler Energie, deutliche Hebung der Sanierungsquote und Verbreitung von Ladestationen für Elektromobile.

DI (FH) Mag. Martin Huber zeigte, wie der Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich mit zahlreichen Initiativen und Kooperationsprojekten die Baubranche bei der Entwicklung und Umsetzung von Innovationen in die Praxis unterstützt.

Architekt DI Martin Aichholzer, Architekt dieses Gebäudes, brachte einige „lessons learned“ zu diesem Projekt: „Die weitere Forschung und Entwicklung im Bereich ökologischer Baustoffe bietet für die Baubranche noch viel Potenzial. Die Qualifikation zur Anwendung ökologischer Baustoffe braucht Zeit.“

Die Wissenschaft beschäftigt sich schon lange mit den Umweltwirkungen von Gebäuden in all seinen Lebenszyklusphasen. DI Wolfgang Stumpf von der Donau-Universität Krems erklärte anschaulich, wie schon heute die Klimaneutralität eines Gebäudes nachvollziehbar geplant und bewertet werden kann. Eine einheitliche, ganzheitlich anwendbare und rechtlich bindende Methode zur Erreichung der 2040- bzw. 2050-Ziele im Gebäudesektor ist jedoch noch ausständig.

DI Dr. Klaus Reisinger beschrieb aus Sicht des Gebäudetechnikers den Weg zu klimaneutralen Gebäuden: „Erst wenn eine weitere Optimierung weder technisch noch ökonomisch effizient umsetzbar ist, können die restlichen Treibhausgas-Emissionen des Gebäudes durch Investition in Klimaschutzprojekte kompensiert werden.“

Im Anschluss an die Vortragsreihe erklärten Mag. Peter Haftner, Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich, und Ing. Mag. (FH) Franz Figl, ConPlusUltra, im Webinar „klimaaktiv Gebäudedeklaration“ die online Tools zur selbständigen Nachweisführung der klimaaktiv Gebäudekriterien (baubook und klimaaktiv-baudock).

Vom 8. bis 9. Oktober 2020 (auf Grund der Covid-19-Pandemie etwas später als geplant) findet im Haus des Lernens, St. Pölten, das Seminar „Bilanzierung klimaneutraler Gebäude“ statt. DI Wolfgang Stumpf zeigt, wie der Klimaeinfluss eines Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus schon heute nach wissenschaftlich anerkannten Berechnungsmethoden nachvollziehbar und praxisgerecht geplant und bewertet werden kann. Dieses Wissen und Können bietet allen an Planung, Bau, Betrieb Beteiligten einen Vorsprung für die nahe Zukunft, in der Klimaneutralität als unabdingbares, aber auch selbstverständliches Gebot gelten wird.

Im Lehrgang „Mehrgeschoßiger Holzhybridbau“ an der Donau-Universität Krems wird gelehrt, wie die Kombination verschiedener Materialien und Bauweisen sowie die Zusammenarbeit unterschiedlicher am Bau Beteiligte einen nachhaltigen und zukunftsfähigen Beitrag zur Klimaneutralität des Gebäudesektors leisten kann.

Wenn wir wollen, dann können und dürfen Gebäude schon heute klimaneutral sein!

Downloads und Videos der Vorträge

klimaaktiv Bauen & Sanieren – Grundlagen und Aktuelles

DI Inge Schrattenecker, ÖGUT, Programmleitung klimaaktiv Bauen & Sanieren

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klimaaktiv – Potenziale für die Baubranche

DI (FH) Mag. Martin Huber, Projektmanager Bau.Energie.Umwelt Cluster NÖ, ecoplus

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Klima und Gebäude: Wie viel an CO2-Emissionen verursacht ein Gebäude?

DI Wolfgang Stumpf, Donau-Universität Krems

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NÖ Klima- und Energie-Fahrplan 2020 bis 2030

Ing. Josef Fischer, BA, Koordinator NÖ Klima- und Energieprogramm (KEP), Land NÖ, RU3

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Was haben wir vom „Haus des Lernens“ gelernt?

Arch. DI Martin Aichholzer, Architektekturbüro MAGK, Studiengangsleiter am FH Campus Wien

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Klimaneutrale Gebäude

DI Dr. Klaus Reisinger, Geschäftsführer ClimatePartner Austria, Partner bei iC consulenten Ziviltechniker

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Rückfragen

Dipl.-Ing. Wolfgang Stumpf

Weiterbildung

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