Der 2006 am Landesklinikum Donauregion Gugging in Kooperation mit dem Department für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin der Donau Universität Krems entwickelte Gugging Swallowing Screen (GUSS), beurteilt das Aspirationsrisiko und die Schwere der Dysphagie bei Patient_innen mit akutem Schlaganfall. Mittlerweile ist der GUSS außer auf Englisch und Deutsch in mehr als 16 Sprachen verfügbar.
Die Entwicklung des GUSS begann aufgrund eines konkreten klinischen Bedarfs. Die damals verfügbaren Screeningverfahren waren auf Wassertests beschränkt, die zwar Aussagen über das Aspirationsrisiko zuließen aber keine Ernährungsempfehlungen für Patient_innen abgaben. Deshalb wurde von uns ein Test entwickelt, der stufenweise die Schluckfunktion der Patient_innen beurteilt und Ernährungsempfehlungen für flüssige, breiige oder feste Nahrung in Anlehnung an das IDDSI-Framework (www.idddsi.org) gibt.
Verglichen mit anderen Dysphagie Screenings, ist die Testfolge des GUSS einzigartig: nach dem sogenannten Leerschlucken folgt das Schlucken von breiiger Nahrung bevor Flüssigkeiten und feste Nahrung getestet werden. Die Wahl dieser Reihenfolge beruht auf Studien, die festgestellt haben, dass breiige Nahrung für viele Dysphagiepatient_innen leichter zu schlucken ist als Flüssigkeiten, wie zum Beispiel Wasser.
Der GUSS ermöglicht vielen Patient_innen weiterhin eine teil-orale Ernährung, indem die Kostform an den Schweregrad der Dysphagie angepasst wird. Somit kann ein kompletter oraler Nahrungsaufnahmestopp in vielen Fällen verhindert werden.
Testaufbau
Der gesamte Test besteht aus 4 Subtests und ist in 2 Teile unterteilt: Voruntersuchung oder indirekter Schluckversuch (Subtest 1) und direkter Schluckversuch (Subtest 2-4). Diese Subtests müssen in der angegebenen Reihenfolge durchgeführt werden.
Der indirekte Schluckversuch besteht aus folgenden Untersuchungen:
1. Kontrolle der Vigilanz;
2. Überprüfung des willkürlichen Hustens und/oder Räusperns;
3. Speichelschluck; (Schlucken, Drooling, Stimmänderung).
Die Subtests des direkten Schluckversuchs bewerten den Schluckakt, das willkürliche Husten, das Drooling und die Stimmänderung bei einer breiigen, flüssigen und festen Nahrungsaufnahme.
Schweregrade
In jedem Subtest ist eine Maximalpunktezahl von 5 Punkten erreichbar. Diese Maximalpunktezahl muss erreicht werden, um mit dem nächsten Subtest fortzusetzen. Die Höchstpunktzahl für einen einwandfreien Schluckakt liegt somit bei 20.
Insgesamt gibt es 4 Schweregrade, die anhand dieses Testes bestimmt werden:
- 0-9 Punkte: Schwere Dysphagie und hohes Aspirationsrisiko;
- 10-14 Punkte: Mittelgradige Dysphagie und moderates Aspirationsrisiko;
- 15-19 Punkte: Leichtgradige Dysphagie mit mildem Aspirationsrisiko;
- 20 Punkte: Normaler Schluckakt.
Zu jedem der 4 Schweregrade gibt es eigene Diätvorschläge.
Weiterführende Informationen
Publikationen
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Schwaninger A. Vergleich der Kosteinstufung aufgrund einer klinischen (Gugging Swallowing Screen) und einer instrumentellen (Fiberendoskopie) Schluckuntersuchung nach schwerem akutem Schlaganfall. Masterthese 2019. Donauuniversität Krems.
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Schwaninger A, Teuschl Y, Trapl-Grundschober M. The Gugging Swallowing Screen (GUSS) recommends a similar diet as the Fiberoptic Endoscopic Evaluation of Swallowing (FEES) for severe strokes when coughing is evaluated critically. Poster 5. European Stroke Organisation Conference 2019, Milano, Italy.
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Teuschl Y, Trapl-Grundschober M, Ratajczak P, Matz K, Dachenhausen A, Brainin M. Patients with mild as well as with severe acute strokes benefit from systematic dysphagia screening and dietary modification to prevent pneumonia -a registry study. Poster und Postervortrag 11. World Stroke Congress 2018, Montreal, Canada.
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Christensen M, Trapl M. Development of a modified swallowing screening tool to manage post-extubation dysphagia. Nurs Crit Care. 2018;23:102-107.
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Trapl M, Teuschl Y, Matz K, Dachenhausen A, Brainin M. Overestimating the risk of aspiration in acute stroke. Eur J Neurol. 2017;24:e34.
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Trapl M, Teuschl Y, Ratajczak P, Matz K, Dachenhausen A, Brainin M. The impact of dietary recommendations on stroke associated pneumonia based on the Gugging Swallowing Screen. Poster European Society for Swallowing Disorders (ESSD) und World Dysphagia Summit 2017, Barcelona, Spain.
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Trapl M, Firlinger B, Teuschl Y, Dachenhausen A, Brainin M. International dissemination and usage of the Gugging Swallowing Screen (GUSS). A prospective cross sectional study. Poster ESSD Congress 2016, Milano, Italy.
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Teuschl Y, Trapl M, Ratajczak P, Matz K, Brainin M. Real-world use of the Gugging Swallowing Screen on a stroke-unit. 3. European Stroke Organisation Conference 2017, Prag, Czech Republic.
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Trapl M. Anwendung des Gugging Swallowing Screen im klinischen Alltag auf einer Stroke Unit. Neurologisch. neuro 2017; 03.
Projekt-Team
Prof. em. Dr. Michael Brainin
- michael.brainin@donau-uni.ac.at
- Department klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin
PhDr. Michaela Trapl-Grundschober, MAS, MSc
- m.traplgrundschober@gmail.com
- Universitätsklinikum Tulln
- Neurologie
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