Der Erhalt der Biodiversität und der Schutz der Ressource Wasser sind drängende globale Herausforderungen, denen sich auch die EU mit den europäischen Partnerschaften Biodiversa+ und Water4All im Rahmen des Forschungsrahmenprogramms Horizon Europe (HE) stellt. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) hat daher zur besseren Koordinierung der österreichischen Aktivitäten Mittel zur Verfügung gestellt, um das bestehende Netzwerk Biodiversität Österreich mit der Austrian Joint Water Initiative (AJWI) zu verknüpfen. Der so entstandene National Hub für Biodiversität und Wasser, angesiedelt an der Universität für Weiterbildung Krems, soll die Mitwirkung an den HE-Instrumenten der Europäischen Union koordinieren.
Dass Biodiversitätsschutz nötig ist, ist nicht erst seit dem ersten – im Jahre 2019 publizierten – Zustandsbericht des Weltbiodiversitätsrats dokumentiert. Was seit damals auf Basis weltweit koordinierter wissenschaftlicher Expertise deutlich zum Vorschein kam, ist, wie dramatisch der Verlust von Biodiversität ist und welche gravierenden Auswirkungen er weltweit hat – nicht nur auf Natur bzw. Ökosysteme, sondern auch auf das Wohl der Menschen. Saubere Luft, reines Wasser, intakte Wälder, gesunde Böden sowie die Vielfalt an Pflanzen und Tieren sind Voraussetzungen für nachhaltiges Leben und Wirtschaften. Österreich und Europa sind davon nicht unbehelligt, dramatische globale Entwicklungen sind auch hier bereits zu beobachten. Biodiversitätsschutz ist somit ein wichtiges Anliegen – weltweit und auch hier bei uns.
Problemfeld Gewässer
Wie die Biodiversität insgesamt sind ebenso Gewässer (Meeres- und Binnengewässer sowie Grundwasser) weltweit, auch in Europa, durch menschliche Aktivitäten stark unter Druck. Nur langsam werden Fortschritte auf dem Weg zur Erreichung einer guten Wasserqualität gemäß der europäischen Wasserrahmenrichtlinie erzielt und über die Hälfte der europäischen Gewässer ist in keinem guten ökologischen Zustand. Die Verschlechterung der Verfügbarkeit von Wasserressourcen und der unbefriedigende Zustand der Gewässer bedrohen unsere gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebensgrundlagen (Wasserspeicherung, Wasserrückhalt, Bereitstellung von Trink- und Brauchwasser, Lebens- und Erholungsraum). Zudem wird die Fähigkeit zur Selbstregulierung des natürlichen Wassersystems zunehmend geschwächt.
Evidenz durch Forschung
Den mit den Problemfeldern verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen – Schutz und Wiederherstellung der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt, nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen zur Gewährleistung der Ernährungssicherheit und eine saubere, gesunde Umwelt – muss als Basis für gesellschaftliche sowie politische Entscheidungen und Maßnahmen von Seiten der Wissenschaft aktiv und vorausschauend begegnet werden.
Die „europäischen Partnerschaften“, ein Instrument des aktuellen EU-Forschungsrahmenprogramms Horizon Europe (HE) (2021–2027), widmen sich diesen Aufgaben. Diese Partnerschaften sind ein wichtiges Finanzierungsprogramm der EU, mit dem Ziel, Ressourcen der Europäischen Kommission mit jenen sonstiger öffentlicher Institutionen aus EU-Mitgliedstaaten, assoziierten Ländern, dem Privatsektor und anderen zusammenzubringen und auf diese Weise effektiv zur Problembewältigung beizutragen. Den erwähnten Problemen widmen sich derzeit vor allem die Partnerschaften Biodiversa+ und Water4All.
Zudem widmet sich Horizon Europe in sogenannten Missionen (mit jeweils messbaren Zielen und festgelegtem Zeitrahmen) Anliegen/Themen, die für die Erreichung des Europäischen Green Deal wesentlich sind. Dies sind unter anderem der Anpassung an den Klimawandel, dem Schutz der Ozeane und Binnengewässer und der Bodengesundheit. Die Missionen sehen das Zusammenwirken von Maßnahmen wie Forschungsprojekten, politischen Maßnahmen bis hin zu Gesetzesinitiativen vor. Schließlich braucht es zur Erreichung der Ziele das Engagement von allen Seiten.
Bündelung von Österreichs Aktivitäten
Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung die Initiative aufgegriffen, aus dem bestehenden Netzwerk Biodiversität Österreich sowie der Austrian Joint Water Initiative (AJWI) einen National Hub für die Mitwirkung an den genannten HE-Instrumenten zu schaffen. Dieser Hub unterstützt die Vernetzung und Zusammenarbeit der österreichischen Forschungs-Communities untereinander und mit anderen relevanten Sektoren im Sinne der Problembewältigung. Dafür sollen bestehende Datenbanken wie der Biodiversitätsatlas Österreich oder die Kompetenzlandkarte Österreich genützt und weiterentwickelt werden.
Zu den konkreten Zielen des National Hub zählen neben der Vernetzung der relevanten Forschungsgruppen der verbesserte Zugang zu Daten, die Kooperation mit europäischen Institutionen und weiteren Programmen und die Intensivierung der Kommunikation mit relevanten Stakeholdern (Fachressorts, NGOs, Zivilgesellschaft, interessierte Bürger_innen, etc.). Der Hub wird auf diese Weise zur Mitwirkung Österreichs an den relevanten HE-Instrumenten beitragen und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der österreichischen FTI-Strategie 2030 (Ziel 2, Handlungsfeld: FTI zur Erreichung der Klimaziele).
Verknüpfung von Expertise
Der neue National Hub ist an der Universität für Weiterbildung Krems (Donau-Universität Krems) angesiedelt, wo er auf das bereits durch eine Initiative von Dekan Univ.-Prof. Dr. Gerald Steiner etablierte Netzwerk Biodiversität Österreich sowie der Koordinierungsstelle des österreichischen Biodiversitätsrates aufbaut. Im neuen Hub kooperiert das Netzwerk mit der Wasserforschungsplattform Austrian Joint Water Initiative (AJWI). Die AJWI fördert die Zusammenarbeit von Forscher_innen sowie die Einbindung von Stakeholdern aus dem Wassersektor, mit dem Ziel, die Qualität wasserbezogener Forschung kontinuierlich weiterzuentwickeln und effektiv in die Gesellschaft zu bringen.
Renommierte Expert_innen vertreten den Hub auf nationaler und internationaler Ebene, u. a. Doz.in Dr.in Elisabeth Haring (Naturhistorisches Museum Wien), Univ.-Prof. Dr. Thomas Hein (Universität für Bodenkultur Wien), Dr. Robert Konecny (Umweltbundesamt), Ass.Prof. Mag. Dr. Norbert Kreuzinger (TU Wien), Assoc. Prof. Dr.in Jana Petermann (Universität Salzburg), em. Univ.-Prof. Dr. Roland Psenner (Präsident von Eurac Research), Assoz. Prof.in Dr.in Alice Vadrot und Ass.-Prof. Dr. Thomas Wrbka (beide Universität Wien).