16.10.2017

Im Rahmen eines von der EU-Kommission geförderten Projektes fand in der äthiopischen Stadt Gondar die von der Donau-Universität Krems gemeinsam mit lokalen PartnerInnen organisierte Konferenz „Our Cities – Our Future“ zur Auseinandersetzung mit dem Thema des leistbaren Wohnraums statt. In Äthiopien sind Millionen einkommensschwache StadtbewohnerInnen auf informellen Wohnraum angewiesen.

our Cities our future
©
Donau-Universität Krems, Daniel Semunugus

Die Konferenz zum Thema „Our Cities – Our Future: Towards Inclusive Neighborhoods“ wurde Ende September 2017 im Rahmen des Projekts „Social Inclusion and Energy Management for Informal Urban Settlements (SES)“, das von der Donau-Universität Krems koordiniert und über die EU-Programmlinie ERASMUS+ gefördert wird, veranstaltet.

Dabei wurde insofern Neuland betreten, als neben den VertreterInnen aus Wissenschaft, Verwaltung und Politik auch betroffene BewohnerInnen von informellen Siedlungen eingebunden waren und an der Konferenz teilnahmen. „In meinen fast 30 Jahren beruflicher Auseinandersetzung mit informellem Wohnen in Äthiopien ist es heute das erste Mal, dass ich in einem derartig großen Rahmen über dieses Thema spreche“, betonte auch Dr. Firew Mengistu von der Ethiopian Civil Service University in Addis Ababa in seiner Keynote. Gemeinsam wurde die heikle Frage diskutiert, wie Äthiopien mit dem derzeitigen explosionsartigen Städtewachstum umgehen soll.

Widerrechtlich auf Staatsgrund errichtet?

Zankapfel ist dabei der Umgang mit den unzähligen und rasant wachsenden informellen Siedlungen rund um die großen Städte wie Addis Ababa, Gondar oder Mekelle: Laut offizieller Linie der staatstragenden Regierungspartei wurden diese Siedlungen widerrechtlich auf Staatsgrund errichtet, weswegen ihre generelle Beseitigung gefordert wird.

Gleichzeitig bietet jedoch der formelle Wohnungsmarkt nicht genügend Wohnraum für die neu Zugezogenen. Auch wenn neue Siedlungen erbaut werden, sind diese häufig zu abgelegen und zu teuer; zudem mangelt es oft an der Infrastruktur . Insbesondere einkommensschwache Zugewanderte haben daher, so TeilnehmerInnen der Konferenz, gar keine andere Wahl, als am Rand der Stadt beispielsweise einer Bauernfamilie im rechtlichen Graubereich ein Stück Land abzukaufen. Auf diesem Grund werden dann notdürftige Hütten errichtet, die im Laufe der Jahre stückweise verbessert und erweitert werden. Die Versorgung aus dem städtischen Wasser- und Stromnetz wird diesen Familien jedoch oft verweigert, weil man diesen Wohnraum offiziell als „illegal“ ansieht.

Tragbare und realistische Lösungen

„In einem Land mit bis zu 5,6 Prozent jährlichem Städtewachstum ergibt dies reichlich Konfliktstoff – es braucht tragbare und realistische Lösungen“, erklärt SES-Projektleiterin Dipl.-Ing. Dr. Tania Berger von der Donau-Universität Krems. „Mit diesem ersten großen Diskussionsforum hat das Team der Donau-Universität Krems gemeinsam mit den lokalen Partnerorganisationen und den KonferenzteilnehmerInnen aus den verschiedenen Bereichen einen wichtigen Beitrag geleistet, um die dringend notwendige öffentliche Auseinandersetzung über leistbaren Wohnraum für Äthiopiens viele Millionen einkommensschwache StadtbewohnerInnen voranzutreiben“, so die Leiterin des Fachbereichs Sozialraum und Migration am Department für Migration und Globalisierung.

Zum Anfang der Seite