Die Plünderung des irakischen Nationalmuseums in Bagdad, der Angriff auf die Bibliothek von Timbuktu oder die Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamiyan sind nur einige Beispiele für den unwiederbringlichen Verlust von kulturellen Schätzen in den vergangenen Jahren, der große Bestürzung in der Öffentlichkeit ausgelöst hat. Diese Ereignisse stellen jedoch nur die Spitze des Eisberges dar. Die Zerstörung, vor allem aber der illegale Handel von Kulturgütern sind zu einem großen globalen Problem geworden, wie Mariya Polner von der Weltzollorganisation bei einem Vortrag an der Donau-Universität Krems ausführte.
Anlässlich eines Vortrages im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kulturgüterschutz konkret" des Zentrums für Kulturgüterschutz an der Donau-Universität Krems referierte am 8. März Mariya Polner von der Weltzollorganisation über die globalen Auswirkungen des illegalen Kulturgüterhandels. Dabei handelt es sich um kein neues Phänomen, vielmehr blickt der illegale Handel mit Kulturgütern auf eine lange Geschichte zurück. Durch die Globalisierung hat dieser jedoch neue Dimensionen erreicht und ist zu einem Milliardengeschäft geworden. Der dadurch verursachte Schaden ist kaum zu beziffern, geht es doch nicht nur um ökonomische Aspekte.
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„Kulturgüter sind Teil unserer Identität. Sie geben Antwort auf die zentralen Fragen, wer wir sind und woher wir kommen.“
Mariya Polner
Analystin und Beraterin der Weltzollorganisation
Komplexe Probleme
Der Kampf gegen den illegalen Kulturgüterhandel erweist sich als besonders schwierig: Der Handel wird mitunter von komplexen Netzwerken betrieben, die häufig Verflechtungen mit anderen Formen der organisierten Kriminalität aufweisen. Hinzu kommen noch eine bescheidene Aufklärungsrate und geringe Strafen, die das Risiko bei diesen verbotenen Geschäften minimal halten. Ein weiteres Problem stellt die Dokumentation von Kulturgütern dar. In vielen Fällen existieren von gestohlenen Artefakten schlicht und einfach keine zweckdienlichen Informationen (z.B. Fotos), um diese zu identifizieren und wiederzufinden. Online-Absatzwege und der Umstand, dass es neben dem illegalen auch einen legalen Handel gibt, bieten vielfältige Möglichkeiten, die kriminellen Machenschaften zu verschleiern. Neben dem illegalen Handel mit Kulturgütern spielen auch Fälschungen eine große Rolle, da es eine große Nachfrage nach historischen Artefakten gibt. Dabei dürfen sozioökonomische Realitäten nicht außer Acht gelassen werden, wenn beispielweise in manchen Ländern ehemalige Souvenirhändler nun als Fälscher arbeiten, weil es lukrativer ist.
Differenzierte Lösungen
Um dieser komplexen Problemlage entgegenzutreten, bedarf es konzertierter Maßnahmen auf internationaler Ebene, betonte Mariya Polner von der Weltzollorganisation. In den vergangenen Jahren haben internationale Organisationen ihre Anstrengungen verstärkt, um gemeinsam gegen den illegalen Kulturgüterhandel aktiv zu werden. Als einen wichtigen Lösungsansatz verortet Mariya Polner stetige Sensibilisierungs- und Aufklärungsaktivitäten. Darüber hinaus brauche es noch engere Zusammenarbeit und Vernetzung der im Kampf gegen illegalen Kulturgüterhandel involvierten Akteure, vor allem für den Informationsaustausch. Mit der Etablierung von Kommunikationsplattformen wie ARCHEO oder IRIS konnten hier bereits wichtige Akzente gesetzt werden. Mariya Polner sieht aber auch in der Gesetzgebung und in der Politik starken Handlungsbedarf. Schließlich sei auch die Forschung Teil einer umfassenden Lösungsstrategie: "Je mehr Daten und Informationen man hat, desto besser lassen sich Kulturgüter für zukünftige Generationen schützen, und der illegale Handel mit ihnen effektiver unterbinden", so Mariya Polner.
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