11.04.2022

Im Kontext der noch bis 9. Mai 2022 laufenden Konferenz zur Zukunft Europas, die auf europaweite Bürger_innenbeteiligungsformate setzt, hielt die Universität für Weiterbildung Krems in Kooperation mit der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich am 31. März einen Online-Bürger_innendialog zur Zukunft der europäischen Hochschulbildung ab. Unter dem Motto „Let’s talk Europe“ wurden Perspektiven auf die künftige Entwicklung der Hochschulbildung im Europäischen Bildungsraum in Impulsreferaten und Dialogrunden beleuchtet.

Rektor Mag. Friedrich Faulhammer und Moderatorin Mag. Eva Taxacher, M.A. (Netzwerk Hochschulberatung) eröffneten die Dialogveranstaltung. Die thematische Hinführung zur EU-Zukunftskonferenz übernahm Prof. Dr. Martin Selmayr, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich. Er unterstrich die Rolle von Bildung als zentrales Zukunftsthema für die EU und thematisierte die signifikanten Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die gesamte EU-Zukunftsdebatte. Dabei betonte er die Einigkeit und Klarheit in der Positionierung unter den Mitgliedstaaten.

Vergangenheit und Zukunft von Europas Hochschullandschaft

Univ.-Prof. Dr. Antonio Loprieno von der Universität Basel, Präsident des Verbundes der europäischen Akademien der Wissenschaften (ALLEA), skizzierte in seiner Keynote „Identität und gesellschaftliche Wirksamkeit der europäischen Hochschulen“ die Entwicklung der europäischen Hochschulbildung vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dabei ging er auf die Europäisierung im Sinne von Harmonisierung und gleichzeitig Globalisierung im europäischen Hochschulwesen ab 1990 genauso ein wie auf das seit 2015 verstärkte Augenmerk auf die „Third Mission“ der Hochschulen, um Innovationen im Umgang mit gesellschaftlichen Herausforderungen zu fördern. Sein Ausblick in die Zukunft fokussierte auf die Stärkung der Lehre, den Umgang mit sozialem Wissen, Fake News, das Spannungsfeld zwischen Inklusion und cancel culture sowie neue Perspektiven für weniger kompetitive Hochschulmodelle und solidarische Universitätsverbünde.

Weiterbildung aus Absolvent_innen-Sicht

Jessica Schüller, MAS, präsentierte ihre Zukunftsvisionen in ihrem Impulsreferat zu „Studium und neue (Weiter-)Bildungsformate“. Sie ist Absolventin des Erasmus Mundus Programms „Master in Research and Innovation in Higher Education“ (MARIHE) an der Universität für Weiterbildung Krems. In ihren Ausführungen ging sie auf die Aspekte nachhaltige Internationalisierung, Microcredentials als Qualifikationen, die in einem kurzen, flexiblen Kurs oder Modul erworben werden, und hybrid entrepreneurship, eine Mischung aus Angestellten- und Selbstständigentätigkeit von Studierenden bzw. Absolvent_innen, ein.

Diskussionen zu drei Themenfeldern

Die inhaltlichen Impulse dienten als Ausgangspunkt für drei Dialogrunden mit den Teilnehmer_innen zu den Bereichen „Vision/Identität“, „Gesellschaftliche Verbindung/Third Mission“ und „Studium/neue (Weiter-)Bildungsformate“. Diese Dialogrunden wurden von Mitarbeiter_innen der Universität für Weiterbildung Krems als digitales World Café mit Hilfe der Web-Plattform Mural durchgeführt, wodurch die Teilnehmer_innen die Möglichkeit hatten, sich an verschiedenen digitalen Tischen zu den genannten Themenbereichen auszutauschen. Im Fokus stand dabei jeweils die Frage nach Wünschen und Ideen, was die EU bis 2030 für die Weiterentwicklung der europäischen Hochschullandschaft und -bildung tun sollte. Die zentralen Ergebnisse der Dialogrunden wurden abschließend im Plenum vorgestellt.

Zwischenergebnisse der Dialogrunden

Eine Empfehlung der Teilnehmer_innen in der Dialogrunde „Vision/Identität“ (Moderation: Ass.-Prof. Dr. Gabriel M. Lentner, Berichterstattung: MMag. Susanne Fraczek) war es, die Diversität in der europäischen Hochschullandschaft zu erhalten und keine Vereinheitlichung in einem Konzept anzustreben, jedoch gleichzeitig sehr wohl einen Rahmen für gemeinsame Abschlüsse zu schaffen.

In der Dialogrunde „Gesellschaftliche Verbindung/Third Mission“ (Moderation: Ass.-Prof. Dr. Elisabeth Donat, Berichterstattung: Dr. Edma Ajanovic) empfahlen die Teilnehmer_innen insbesondere, außerakademischem Wissen offen gegenüberzutreten und vielschichtige, europäische Begegnungszonen der verschiedenen Wissensformen zu schaffen.

Der Dialog zum Themenkreis „Studium/neue (Weiter-)Bildungsformate“ (Moderation: Univ.-Prof. DDr. Thomas Ratka, LL.M., Berichterstattung: Dr. Franziska Lessky) drehte sich insbesondere um einen neuen europäischen Ansatz für Microcredentials, den Zusammenhang von Bildungsformaten mit den Bildungsinhalten und der daraus folgenden Konsequenz, dass beide zusammen gedacht werden sollten.

Alle Ergebnisse der Dialogrunden werden in Folge von der Universität für Weiterbildung Krems in einem Bericht aufbereitet, in die Konferenz zur Zukunft Europas eingebracht sowie den Teilnehmer_innen und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Über „Let’s talk Europe“

Konzeptioniert und koordiniert vom Department für Rechtswissenschaften und Internationale Beziehungen und dem dort angesiedelten Europäischen Dokumentationszentrum (EDZ) wurde der Bürger_innendialog gemeinsam mit dem Department für Hochschulforschung sowie dem Department für Europapolitik und Demokratieforschung durchgeführt und bildete damit auch die vielfältige an der Universität für Weiterbildung Krems vorhandene Expertise ab. Das neu geschaffene Format „Let’s talk Europe“ wird auf diese gelungene Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen aufbauen und auch bei künftigen Veranstaltungen des EDZ zu aktuellen EU-Themen auf die Einbindung der jeweils kompetenten Fachrichtungen setzen.

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