Ziel des von der Universität für Weiterbildung Krems koordinierten und vom Land Niederösterreich geförderten Forschungsprojekts “TeichFit“ ist es, den Bezirk Gmünd mit seiner Teichlandschaft als Modellregion für Nachhaltigkeit, klimafitte Lebensräume zu etablieren. Das soll durch die wissenschaftliche Untersuchung von Teichen als nachhaltige Ökosysteme erreicht werden. Ein gesamtheitliches Nähr- und Schadstoffbudget von Speisefischen, eine Datenbank von Teichorganismen, derzeitige Niederschlags- und Verdunstungsbudgets von Fischteichen sowie Zukunftsszenarien über Wasserverfügbarkeit in der Region werden erstellt.
Die Waldviertler Teiche bestehen seit dem 13. Jahrhundert, sind prägende Elemente in der Landschaft, einzigartig für die nachhaltige Zucht von Fischen und wichtig für die Erholung und Gesundheit der Menschen. Die bedeutendste Nutzungsform von Teichen ist die Bewirtschaftung zum Zweck der Fischproduktion. Der Karpfen (Cyprinus carpio) ist der bei weitem wichtigste Fisch, der in den Fischteichen des Waldviertels produziert wird. Über 400 Tonnen werden pro Jahr als Speise- und Besatzfische in den Teichen des Waldviertels produziert. Waldviertler Karpfen werden extensiv gehalten, bekommen kein Fischfutter aus dem Meer, sondern ernähren sich von Plankton und Insekten der Teiche sowie von Biogetreide aus der Region, das gezielt zugefüttert wird. Darüber hinaus haben sie sehr geringe Quecksilberkonzentrationen und sind wahrscheinlich auch durch andere Schadstoffe gering belastet. Aus diesen Gründen ist der Verzehr des nachhaltig gezüchteten heimischen Karpfens für die menschliche Gesundheit sehr zu empfehlen, womit auch die Waldviertler Teichwirtschaft gestärkt wird.
Die ökologische Bedeutung der Teiche
Teiche sind von großer ökologischer und gesellschaftlicher Bedeutung. Sie können wichtige, doch bis dato noch nicht bedachte Stabilisatoren für das regionale Klima sein. Algen in den Teichen speichern bis dato ungekannte Mengen an CO2 aus der Luft. Ferner könnte es zu geringer CO2-Abgabe durch die Karpfenproduktion kommen, womit der regionale Fisch einen geringeren CO2-Fußabdruck aufweist als Rinder- oder Schweinehaltung. Das Kohlenstoffbudget für die Erzeugung des nachhaltigen Lebensmittels Fisch ist bis dato noch nicht bekannt und das Forschungsprojekt „TeichFit“ soll dazu beitragen, hier Erkenntnisse zu liefern. Die Teichlandschaft ist abseits der Nutzungsaspekte ein Lebensraum von Insekten und eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel und andere Insektenfresser. Dadurch kann die Biodiversität um die von Menschen gemachten Teiche stabilisiert und womöglich erhöht werden, was im positiven Kontrast zur generellen Verringerung der Biodiversität steht. Die zukünftige Entwicklung dieses Lebensraumes wird vom weiteren Emissionsaufkommen und Grad der Erwärmung und auch lokalen Anpassungsstrategien bestimmt werden. Um hier bestmöglich auf zukünftige Veränderungen vorbereitet zu sein, ist eine detaillierte Analyse der klimatischen Veränderungen über die letzten Jahrzehnte und die Ableitung zukünftig zu erwartender Veränderungen aus Klimaszenarien erforderlich.
Wissenschaftliche Ziele des Projekts
Eine detaillierte Nähstoffbilanz soll Auskunft darüber geben, welche Nähr- und potenzielle Schadstoffe in die Teiche zufließen, dort verstoffwechselt werden, und aus den Teichen abfließen. Genauer betrachtet wird, wie essenzielle Proteine und Lipide von den Algen als Basis der Nahrungskette bis zu den Fischen gelangen, dort bioakkumulieren und folglich für den Menschen als nachhaltige Nahrung verfügbar gemacht werden. In wissenschaftlicher Kooperation mit dem Institut für Meteorologie und Klimatologie der Universität für Bodenkultur Wien werden Niederschlags- und Temperaturmodelle aus bestehenden und neuen Daten um die Teiche für den Bezirk Gmünd erstellt. Die generierten Daten werden in Folge auch für überregionale Klimamodelle langzeitig verwendet werden können.
Transdisziplinäre Zusammenarbeit und regionale Verankerung
Die genaue Analyse der klimatischen Entwicklung in den letzten Jahrzehnten mit besonderem Blick auf die Häufigkeit und Intensität von regionalen Niederschlags- und Temperaturextremen, Veränderungen in Wasser-verfügbarkeit und Verdunstung ist notwendig, um einen kommunalen Zukunftsplan zu erstellen, der Wassermanagement auf Basis der wissenschaftlich gewonnenen Daten ermöglicht. Dabei setzt das Projekt „TeichFit“ auf langfristig angelegte Kooperationen in der Region und die Erstellung einer Forschungs-Bildungsachse zwischen der Wissenschaft und den Schulen im Bezirk Gmünd, vor allem mit der Mittelschule für Musik und Ökologie Gmünd.
TeichFit
„Teichlandschaften des Waldviertels – eine weltweit einzigartige Modellregion für Nachhaltigkeit, klimafitte Lebensräume und Gesundheit“
Projektzeitraum: 2023–2025
Fördergeber: Land Niederösterreich
Projektverantwortlich: Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Martin Kainz
Partner:
Universität für Bodenkultur Wien
WasserCluster Lunz
Weiterer Kooperationspartner:
Mittelschule für Musik und Ökologie Gmünd
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