16.03.2023

Das transdisziplinäre Projekt „Spuren lesbar machen im NS-Zwangsarbeitslager Roggendorf/Pulkau. Labor zu Kunst, Partizipation und digitalen Räumen“ der Universität für Weiterbildung Krems, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der FH St. Pölten, des Institutes für jüdische Geschichte Österreichs und OpenGlam setzt sich mit der Geschichte des Granitsteinbruchs in Roggendorf/Pulkau auseinander. Bei der letzten Veranstaltung dazu am 1. April 2023 in der Stein-Werk-Arena werden Martin Krenns GPS Web-Applikation „Der Steinbruch, das Lager und die Ortschaften“und Rosa Andrascheks „Memory Spaces“ präsentiert, Mira Ruth Knei Paz wird ihre Familiengeschichte mit dem Publikum teilen.

Viele der 2115 ehemaligen NS-Lager, die in den Jahren 2020/21 vom Bundesdenkmalamt in Österreich identifiziert wurden, sind heute nicht oder kaum mehr als solche erkennbar. Materielle Spuren wurden vielfach abgetragen, überbaut, umformt. Das Wissen um die Geschichte dieser belasteten Orte gelangte nur selten in das regionale und lokale Gedächtnis, die Zeitzeug_innen fehlen vielerorts. Mit der Frage, wie eine Erinnerungskultur etabliert werden kann, wenn bauliche Zeugen vergangener Zeiten kaum oder nicht mehr vorhanden sind, beschäftigt sich das Projekt „Spuren lesbar machen im NS-Zwangsarbeitslager Roggendorf/Pulkau. Labor zu Kunst, Partizipation und digitalen Räumen“. Es verbindet Kunst, Wissenschaft sowie Digital / Creative Media Technologies mit einer partizipativen Wissensproduktion unter Einbindung von Citizen Scientists der lokalen Communities.

Gegenwart assoziativ mit Geschichte(n) konfrontieren

Anhand von historischen Fotografien und Dokumenten aus öffentlichen sowie privaten Archiven, kommentiert aus dem Off, gesprochen von der Schauspielerin Hilde Dalik, macht die von Martin Krenn entwickelte Web-App „Der Steinbruch, das Lager und die Ortschaften“ Geschichten des einstigen Steinbruchs sicht- und hörbar. Beim Erkunden des heutigen Areals wird die Gegenwart mit unterschiedlichen historischen Perspektiven überlagert.

In ihren „Memory Spaces“ schafft Rosa Andraschek einen digitalen Erinnerungsraum, in dem sich Erinnerungen weiter vernetzen können. Dabei dient das kollektive Gedächtnis als Fundus der Erinnerungsfragmente, die sich zu einer neuen Erzählung formen können. Diese unterschiedlichen Erzählungen werden mit Aufnahmen der Orte kontrastiert, die in einem Verhältnis dazu stehen. Leerstellen, Bruchstücke und Fragmente von Geschichte dienen als Ausgangspunkt der Gedächtnisarbeit.

Mira Ruth Knei Paz aus Jerusalem wird bei der Veranstaltung über das Erinnern und Nicht-Erinnern in ihrer Familie erzählen. Ihre Schwester Magda und ihre hochschwangere Mutter Jolanda wurden 1944 aus der Wojwodina zur Zwangsarbeit in die Region verschleppt. Mira Ruth wurde 1944 in Kattau geboren, wo Magda und Jolanda in der Landwirtschaft zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Während Mutter und Kind nach Wien gebracht wurden, wurden Magda und weitere Familien jüdischer Herkunft zum Steinbruch gebracht und leisteten hier schwerste körperliche Arbeit. Ein Interview Magdas ist heute die wichtigste Stimme, die über die Ereignisse am Steinbruch erzählt.

 

Spuren lesbar machen im NS-Zwangsarbeitslager Roggendorf/Pulkau
Labor zu Kunst, Partizipation und digitalen Räumen

Termin:         1. April 2023
Beginn:         13:00 Uhr
Ort:               Steinbruch Groß-Reipersdorf, Stein-Werk-Arena
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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