Beschreibung
Im Zentrum vorliegenden Dissertationsprojektes von Günter Stummvoll steht die Musikpflege zweier Mitglieder der gräflichen Familie Harrach: Aloys Thomas Raimund (1669–1742) und dessen jüngster Sohn, Ferdinand Bonaventura [II.] (1708–1778). Die Harrachs übten über Jahrhunderte hinweg wichtige Ämter im Habsburgerreich aus. So war Aloys Thomas u.a. als kaiserlicher Gesandter in Dresden, Madrid, Berlin und Hannover, Landmarschall in Niederösterreich und von 1728 bis 1733 Vizekönig von Neapel. Sein Sohn folgte ihm u.a. im Amt des Landmarschalls, vertrat Maria Theresias Interessen beim Kongress von Breda/Niederlanden und war Generalstatthalter der Lombardei. Ihre diplomatischen Reisen in die diversen europäischen Zentren nutzen die Grafen auch für den Erwerb von Kulturgütern. Zeuge dessen ist neben einer beeindruckenden Gemäldesammlung u.a. eine etwa 400 Werke umfassende Musiksammlung, die heute nur mehr geteilt existiert: Ein Großteil lagert in der New York Public Library/USA (NYPL), ein weiterer im Österreichischen Staatsarchiv (OeSta) in Wien. Ein kleiner Teil hat sich aber auch in Schloss Rohrau in Niederösterreich erhalten, dem Stammsitz des Geschlechts. Nur ein Bruchteil der 400 Werke und Werksfragmente ist identifiziert. Anhand biographischer/prosopographischer Archivforschung (das Wirtschafts- und Familienarchiv der Harrachs lagert beinahe vollständig im OeSta) und kodikologischer Analyse und Zuordnung musikalischer Quellen sollen die kulturellen Netze und Transferprozesse von Aloys Thomas Raimund und Ferdinand Bonaventura [II.] ermittelt werden, mit dem Ziel die musikalische Praxis einer bedeutenden österreichischen Adelsfamilie des 18. Jahrhunderts zu rekonstruieren. Neben der Masse an biographischen Archivalien ((Reise-)Tagebücher, Wirtschafts- und Rechnungsbücher etc.) versprechen vor allem die Musikalien relevante Informationen zu liefern. Bereits die dort vertretenen Komponisten (etwa Ziani, Leo, Porpora, Sarri, Vinci), deren Wirkungszentren (etwa Dresden, Neapel, Paris oder Wien), und die häufig vorkommenden Gattungen (Lautenwerke, Blockflötenkonzerte, Opernarien, Kantaten) zeigen, dass sich hinter der heutigen Musiksammlung der Harrach ein Komplex historisch und geographisch disparater musikalischer Hör-, Spiel- und Sammelpraktiken verbirgt, deren Breite und Spezifika noch in ihrer soziokulturellen Dimension zu ergründen sind.
Details
Projektzeitraum | 01.04.2022 - 31.03.2025 |
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Fördergeber | Bundesländer (inkl. deren Stiftungen und Einrichtungen) |
Förderprogramm |
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Projektverantwortung (Universität für Weiterbildung Krems) | Günter Stummvoll, BA BA MA |
Vorträge
Si je savois – Ferdinand Bonaventura Harrach and the identification of a late 17th century Austro-French cultural exchange system
Fourth International Conference of the Institute of Austrian and German Music Research, 07.09.2024
Network, Transfer, Collection - The Counts of Harrach and the European Musical Culture of the 18th Century
Columbia's Music Colloquium, 17.11.2023