Die soeben erschienene Publikation ist aus der Dissertationsschrift von Wolfgang Breibert hervorgegangen. Der Verfasser ist seit 2015 am Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften der Universität für Weiterbildung als Prähistoriker tätig.
Die Ortschaft Krungl liegt im Steierischen Salzkammergut. Sowohl die geografische Lage des Gräberfeldes in einem inneralpinen Tal der Steirischen Kalkalpen als auch seine Größe sind auffällig. Archäologische Funde sind hier seit den 1820er Jahren bekannt geworden, fast 200 Jahre Forschungsgeschichte waren aufzuarbeiten. Bereits Otto Fischbach, der erste systematische Ausgräber, hatte für 1897 (!) eine umfassende Publikation geplant, die jedoch bis zu diesem Band ein Desideratum blieb.
Das Gräberfeld von Krungl wurde kontinuierlich etwa von der Mitte des 8. bis zum 10. Jh. n. Chr. – also im Frühmittelalter – belegt und ist noch nicht vollständig ausgegraben. Für die Frühphase wird besonders der awarische Kultureinfluss sowohl für Frauengräber als auch für Männergräber betrachtet. Die Chronologie des awarischen Fundmaterials ist ein Schlüssel zur Datierung von Krungl. Bemerkenswert ist das Fehlen einer Kirche, die mit dem Gräberfeld in Zusammenhang stehen könnte. Eine Regelhaftigkeit in der Belegungsabfolge konnte nicht festgestellt werden, dies kann aber seinen Grund aber auch darin haben, dass das Gräberfeld nur ausschnitthaft untersucht ist.
In der Umgegend von Krungl, besonders im Ennstal bei der Pürgg, ergibt sich eine Konzentration frühmittelalterlicher Fundstellen, meist Gräberfelder. Den möglichen Erklärungen dafür wird ebenso nachgegangen wie der Frage nach den ökonomischen Grundlagen der in Krungl Bestattenden. Ein slawisch geprägtes Kleinterritorium im Gebiet hinter dem Grimming bis in die Gegend von Altaussee oder Grundlsee kann angenommen werden. Dieses könnte zu einer lokalen Herrschaft im Ennstal zwischen Pürgg und Lassing gehört haben, die eng mit dem karantanischen Zentralraum verbunden war.
Wolfgang Breibert, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Krungl, Marktgemeinde Bad Mitterndorf, Bezirk Liezen, Steiermark. Studien zum Frühmittelalter im Ostalpenraum (= Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark 97, = Schild von Steier, Beiheft 12/2022, Graz 2022)
Preis: € 27,–
Umfang: 329 Seiten
Verlag: HLK
ISBN: 978-3-901251-61-0
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